Sie kennen das bestimmt: Sie kommen von der Arbeit und wollen ihre wohlverdiente Ruhe genießen, als Motorgeräusche aus dem Garten des Nachbarn schallen. „Muss das alte Schwein ausgerechnet jetzt seinen Rasen kürzen?!“. In der Theorie sind wir Deutschen ja furchtbar tolerant. Da kneift man schon mal die Augen zu, wenn sich die Freundin einen kleinen Seitensprung genehmigt, Opa dem Nachwuchs ein paar alte, aber funktionierende Granaten aus dem zweiten Weltkrieg schenkt oder man selbst in der Kirche aus Versehen einen Zwanziger in den Spendenteller legt.
Die Praxis sieht ein wenig anders aus: Wir zeigen uns gerne tolerant, sind es aber in Wirklichkeit gar nicht. Auf die oben genannte Situation mit dem Rasenmäher bezogen, heißt das: Nicht beschweren, aber Rache ist süß. Aus Frust wird am nächsten Tag erstmal gefeiert. Eine ausgewogene Party mit lauter Musik, bis tief in die Nacht hinein, sorgt selbst für gute Laune und bringt den Nachbarn zur Weißglut.
Der lässt das aber nicht auf sich sitzen und schneidet am nächsten Tag prompt den großen Kastanienbaum um, der schon seit jeher für angenehmen Schatten auf Ihrem Grundstück sorgt. „Der machte ja so viel Schmutz, Sie verstehen?“. Nein, Sie verstehen das natürlich nicht. Das bedeutet Krieg! Ruhe muss her, und der Nachbar endlich vertrieben werden. Aber wie?
Da sehen Sie, wie Ihr zwölfjähriger Sprössling in einem Computerspiel mit Molotowcocktails nach virtuellen Polizisten wirft. Das ist die Lösung! Einfach die Scheune des Nachbarn abfackeln! Und der Nachwuchs hat ja schließlich noch die Handgranaten des Großvaters. Gesagt, getan: Die Hütte des Nachbarn brennt wie Zunder; erst recht, als das Feuer den Benzinbehälter des Rasenmähers erreicht.
Damit haben Sie es endlich geschafft. Der Nachbar zieht wutentbrand aus. Sie selbst müssen zwar eine nicht geringe Strafe zahlen und besuchen künftig einmal die Woche den Psychodoktor, aber wen interessiert das? Endlich Ruhe, Sie haben es den Hallunken von nebenan gezeigt! Bis einen Monat später ein großer Lastwagen die Straße blockiert und überall Möbel herumstehen. Und gerade, als Sie am nächsten Morgen aufwachen, vernehmen Sie tosende Geräusche von nebenan… Mist.