Filme des Grauens

«Flight 23»

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Ein elektromagnetischer Sturm stört die Kommunikationssysteme eines Flugzeuges. Nur doof, dass bei diesem Thema die Trash-Firma The Asylum dahinter steckt.

Im Universum der schlechten Filme gibt es einen Ort, an dem Logik, Qualität und Unterhaltung scheinbar freiwillig das Cockpit verlassen haben. Einer dieser Orte ist der Low-Budget-Katastrophenfilm «Flight 23 – Air Crash», im Original bekannt als «Air Collision». Der 2012 erschienene Film aus der Produktionsschmiede The Asylum wurde beim Sender Syfy versendet.

Der Film erzählt die Geschichte eines elektromagnetischen Sturms, der die Kommunikationssysteme des Luftverkehrs durcheinanderbringt. Zwei Flugzeuge geraten auf Kollisionskurs: ein Passagierflugzeug und Air Force One, das Flugzeug des US-Präsidenten. Während im Passagierflugzeug die Crew verzweifelt versucht, das Flugzeug zu stabilisieren, muss der Präsident an Bord von Air Force One moralische Entscheidungen treffen, die über Leben und Tod entscheiden.

Die Prämisse klingt nach einem typischen Katastrophenfilm, doch die Umsetzung scheitert an allen Fronten: absurde Dialoge, unlogische Wendungen und eine Inszenierung, die mehr zum Lachen als zum Mitfiebern einlädt. So werden kritische Szenen, etwa die drohende Kollision der beiden Flugzeuge, durch schlecht gemachte Computereffekte zur unfreiwilligen Komödie.

Verantwortlich für Regie und Drehbuch ist Liz Adams, deren Karriere sich vor allem auf Produktionen von The Asylum konzentriert. Adams arbeitete zuvor an mehreren Direct-to-Video-Filmen, doch «Air Collision» gehört zweifellos zu ihren schwächeren Werken. Das Drehbuch ist ein Flickenteppich aus Klischees und überzogenen Konflikten, die jeden Versuch einer glaubwürdigen Darstellung torpedieren. Nach diesem Film blieb es um Adams weitgehend still, und ihre Karriere als Filmemacherin scheint seitdem in der Schwebe zu sein.

Die Hauptrollen werden von einer Riege von B- und TV-Schauspielern besetzt, die sich tapfer durch das chaotische Drehbuch kämpfen. Reginald VelJohnson, bekannt als liebenswerter Carl Winslow aus «Alle unter einem Dach», spielt General William McClain. VelJohnson bringt zwar eine gewisse Präsenz mit, doch seine ernste Darbietung prallt an der absurden Handlung ab.

«Jordan Ladd», Tochter von Cheryl Ladd, tritt als Flugbegleiterin auf. Ihre Rolle bietet kaum Substanz und reduziert sich auf hektisches Herumlaufen und panische Dialoge. Und Gerald Webb, ein Dauerbrenner bei Produktionen von The Asylum, spielt einen leitenden Offizier. Webb liefert routiniert ab, doch auch er kann das schwache Drehbuch nicht retten. Nach dem Film blieb der große Karriereschub aus. Die Darsteller blieben meist in Nischenproduktionen verhaftet, und für viele wurde «Air Collision» zum unfreiwilligen Höhepunkt ihrer Filmografie.

Ein zentraler Kritikpunkt am Film sind die Spezialeffekte. Das geringe Budget – geschätzt auf etwa 500.000 US-Dollar – wird bei den Animationen schmerzhaft offensichtlich. Die Flugzeuge wirken wie schlecht gerenderte Modelle aus einem frühen Videospiel, und der „elektromagnetische Sturm“ sieht aus wie ein aufgewühlter Screensaver aus den 1990er Jahren. Diese visuelle Dürftigkeit nimmt jeder dramatischen Szene ihre Wirkung und sorgt stattdessen für unfreiwillige Komik.

Die Presse zeigte keine Gnade mit dem Film. Kritiker nannten ihn „einen der schlechtesten Katastrophenfilme aller Zeiten“. „The Guardian“ kommentierte süffisant: „Eine Parodie auf das Genre, aber leider nicht absichtlich.“ „Screen Anarchy“ ging noch weiter und schrieb: „Ein Film, der so schlecht ist, dass er das Genre des Trashkinos beschämt.“ Auch das Publikum ließ kein gutes Haar an der Produktion. Auf Bewertungsplattformen wie IMDb hagelte es Negativbewertungen. Viele Zuschauer bemängelten nicht nur die Effekte, sondern auch das Tempo des Films, das zwischen überhastet und langweilig schwankt.

Offizielle Einspielergebnisse gibt es nicht, da «Air Collision» direkt auf DVD und über Video-on-Demand veröffentlicht wurde. Die Verkäufe reichten vermutlich aus, um die Kosten zu decken, was bei The Asylum nicht ungewöhnlich ist. Das Studio produziert Filme, die vor allem durch ihre kuriosen Titel und absurden Prämissen Aufmerksamkeit erregen. Doch auch in dieser Nische ist «Air Collision» eher eine Fußnote geblieben.

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