«Levi Strauss - und der Stoff der Träume» ist ab 30. Dezember 2024 in der ARD Mediathek abrufbar. Was erwartet die Zuschauer bei dieser Vierteiligen Serie?
Es erwartet sie eine große Erzählung über Mut und Freiheit, Verlust, Misserfolg und Wiederaufstehen. Aber auch feine Liebesgeschichten sind hineingewoben und ein bisschen Cow-Boy-Abenteuer. Es macht wirklich Spaß die Serie zu schauen!
Was hat Sie an der Rolle des Jacob Davis gereizt, und wie haben Sie sich auf die Darstellung dieses Pioniers vorbereitet?
Es ist immer spannend historische Figuren darzustellen, besonders spannend wenn sie bisher im Dunkeln waren. Ich habe mich vor allem mit der Nähkunst auseinandergesetzt, mit ihren Facetten und Feinheiten, andere Schneider und Schneiderinnen in Dokumentationen beobachtet, wie sie sich bewegen, wie sie sprechen, wie sie so drauf sind. Aber auch ein bisschen in die jüdische Kultur einzusteigen, war ein interessanter Recherche-Prozess. Hinzu kamen die wenigen historischen Aufzeichnungen über Jacob Davis.
Die Serie «Levi Strauss - und der Stoff der Träume» beleuchtet nicht nur die Erfindung der Jeans, sondern auch die Herausforderungen der Auswanderer in der Neuen Welt. Wie haben Sie diesen Aspekt Ihrer Figur interpretiert?
Jacob Davis war ein Mensch, der wahnsinnig viel probiert hat: Bier-Brauerei, Bügelbretter, Tabakverkauf – und mit allem ist er gescheitert. Aber er ist immer wieder aufgestanden und am Ende wurde seine Hose zu diesem Riesen-Erfolg. Ich glaube diese Stehaufmännchen-Mentalität braucht es, wenn man sich in einer Neuen Welt beweisen will.
Jacob Davis und Levi Strauss teilen eine bemerkenswerte Partnerschaft. Wie haben Sie und Vincent Redetzki diese Dynamik während der Dreharbeiten entwickelt?
Mit phantastischen Kollegen wie Vincent Redetzki ist es zum Glück einfach eine Dynamik, Beziehung zu entwickeln. Sich gegenseitig zuhören und miteinander spielen, dann geht alles von selbst.
Die Serie spielt in einer Epoche voller Umbrüche. Welche historischen Recherchen haben Ihnen geholfen, die damalige Zeit glaubwürdig darzustellen?
Ich habe mehrere Geschichts-Bücher zu der Zeit gelesen und das besondere war, dass dieser aufkommende Pionier-Geist im 19. Jahrhundert wirklich etwas elektrisierendes für die Menschen hatte. Mit einer guten Idee konntest du Erfolg haben und dem sind immer mehr Menschen nachgejagt.
Die Rolle des Schneiders hat auch handwerkliche Elemente. Haben Sie dafür spezielle Fähigkeiten erlernt oder Einblicke in die Schneiderei gewonnen?
Ja, ich habe Nähstunden genommen und immer wieder probiert, möglichst geschmeidig den Faden ins Nadelöhr gleiten zu lassen, am besten beim ersten Versuch! Genauigkeit ist etwas sehr wichtiges, wenn man schneidert, und eine gewisse Ruhe.
Welche Szene oder welcher Moment in der Serie hat für Sie die größte emotionale Tiefe oder Herausforderung dargestellt?
Ich glaube ich verrate nicht zu viel, wenn ich hier schon sage, dass zu Beginn des Films Jacob Davis seine Mutter und seinen Vater verliert und daraufhin fliehen muss. Als so junger Mensch seine Eltern zu verlieren und sich dann noch nicht mal verabschieden zu können ist glaube ich ein Trauma, was einen Menschen ein ganzes Leben prägt.
Die Serie zeigt den „amerikanischen Traum“ in seiner frühen Phase. Was bedeutet dieses Konzept für Sie persönlich, und wie hat die Arbeit an der Serie Ihre Sicht darauf verändert?
Für mich bedeutet der amerikanische Traum, dass man sich als Mensch traut ein Risiko einzugehen, auch wenn man damit krachend scheitern kann. Aber es braucht diese Risiko-Bereitschaft, diesen Glauben um etwas in der Welt zu verändern. Und gerade fürs Filmemachen braucht es Mut. Da wünsche ich mir manchmal noch mehr Risiko-Bereitschaft in der Branche, um noch mehr besondere Filme hervorzubringen!
Neben der Dramatik und den historischen Fakten gibt es auch eine visuelle Opulenz in der Serie. Wie hat die Zusammenarbeit mit Kameramann Armin Dierolf das Schauspiel beeinflusst?
Armin Dierolf ist ein sehr charmanter und extrem versierter Kameramann. Zu wissen das dort jemand die Kamera führt, der starke Bilder erzeugt, war immer eine gute Versicherung, dass man bei diesem Film an einer großen Geschichte arbeitet.
Was wünschen Sie sich, dass die Zuschauer aus der Geschichte von Levi Strauss und Jacob Davis für die heutige Zeit mitnehmen?
Ich wünsche mir, dass die Leute ein Gefühl dafür kriegen, dass es für einen großen Erfolg die Zusammenarbeit von vielen Menschen braucht und nicht das vermeintliche „Genie“ eines Einzelnen. Jacob Davis war zwar ein großartiger Schneider und Erfinder, aber er hatte nicht den Geschäftssinn eines Levi Strauss. Aber sie hatten auch starke und empathische Frauen an ihrer Seite, ohne die diese Geschichte vielleicht gar nicht möglich gewesen wäre. Und andere Menschen, die vielleicht einen Beitrag zu dieser Geschichte geleistet haben, der bis heute unsichtbar ist.
Wie war es, mit einem internationalen Ensemble zu arbeiten, und welchen Einfluss hatte das auf die Darstellung dieser globalen Geschichte?
Da die Hälfte des Teams hinter der Kamera Menschen aus Italien waren, war das natürlich eine ungeheure Bereicherung. An einem Morgen habe ich dann einmal, durch die Sprach-Verwirrung – Englisch, Italienisch – „Buongiorning" gesagt und wir mussten alle sehr lachen. Es ist einfach unglaublich bereichernd über Grenzen und Sprachen hinweg zusammen zu kommen und am Ende zu verstehen, dass diese Grenzen alle unnötig sind und wir eigentlich als Menschen eine große Familie.
Danke für das Interview!
«Levi Strauss und der Stoff der Träume» läuft am Freitag, den 3. Januar 2025, im Ersten. Ab 30. Dezember 2024 ist die Serie in der ARD Mediathek.
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