Interview

«Der Palast»: ‚Die Story ist sehr unmittelbar von realen historischen Ereignissen‘

von   |  1 Kommentar

Die Produzentin Sarah Kirkegaard erläuterte im Gespräch mit Quotenmeter die Veränderungen in der zweiten Staffel. Außerdem gab Kirkegaard Einblicke auf die künftigen Folgen.

Das ZDF hat in einer Co-Produktion mit Constantin Film und Moovie die 2. Staffel von «Der Palast» produziert. Können Sie kurz die Hauptkonflikte und Entwicklungen der neuen Staffel für die Zuschauer zusammenfassen?
In der neuen Staffel von «Der Palast» geht es um den Aufbruch ins Ungewisse und um die Kraft und Zuversicht, die aus dem Zusammenhalt erwachsen. Der Palast selbst wie auch die Menschen, die darin tanzen und arbeiten, erleben eine existenzielle Krise – die sie nur gemeinsam meistern können. Denn im wiedervereinten Berlin droht dem legendären Revue-Theater plötzlich das Aus. Um das Haus wieder rentabel zu machen, will der neue Intendant ein Casino daraus machen. Doch die Belegschaft wehrt sich. Ballettdirektorin Regina Feldmann setzt alles daran, um mit einem neuen Ensemble die Bühne und damit das Publikum wieder zum Strahlen zu bringen. Unter den Nachwuchstalenten, die beim Vortanzen überzeugen, sind die Geschwister Luise und Lukas und die Westdeutsche Karla – drei leidenschaftliche junge Tänzer:innen, die in Berlin und im Palast eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten entdecken. Die neue Staffel erzählt von den Träumen, den Ängsten und Sehnsüchten dieser ganz verschiedenen Menschen als spannendem Überlebenskampf und in Verbindung mit einer großen, unkonventionellen Liebesgeschichte.

Wie hat sich der Fokus von «Der Palast» in der zweiten Staffel verändert, besonders nach dem Mauerfall und der neuen Ära, die im Zentrum der Handlung steht?
Wir erzählen einerseits die Geschichte des Palasts weiter, indem wir im Frühsommer 1990 ansetzen, also weniger als ein Jahr nach dem Ende der ersten Staffel. Andererseits aber hat in genau dieser Zeit die größtmögliche „Wende“ überhaupt stattgefunden. Auch das Leben der Menschen im Palast steht plötzlich Kopf. Darin liegt viel Unsicherheit, aber auch eine große Chance, und die haben wir genutzt: für einen echten Neuanfang. Die vertrauten „Palast-Gesichter“ müssen auf eine veränderte Situation reagieren, es kommen Neue dazu und bringen eigene Ideen mit, das ganze Haus erfindet sich neu. The Show must go on, denn, so das Motto des Palast-Ensembles: „Wir wollen weitertanzen!“ und zwar vor vollem Haus. In der zweiten Staffel wird die Freude am Tanz, an Musik, Spektakel und märchenhaften Bildern, von der Bühne des Palasts auf die Straße gebracht – und umgekehrt. Dadurch werden Momente des gemeinsamen Staunens, Feierns und Hoffnung Schöpfens geteilt und gemeinsam erlebbar, was gerade in Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit so wichtig ist.

Wie haben die realen gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche nach der Wiedervereinigung die Handlung und die Charaktere beeinflusst?
Die Story ist sehr unmittelbar von realen historischen Ereignissen und Entwicklungen der damaligen Zeit inspiriert und beeinflusst. Einige werden auch ganz konkret aufgegriffen und benannt, vom Mauerfall über die erste Love Parade bis hin zur Währungsunion und Wiedervereinigung oder den Räumungen besetzter Häuser in Ostberlin. Für unsere Geschichte ist natürlich der Kampf der Palast-Belegschaft gegen die Umbaupläne bzw. gegen die Schließungsabsicht des Berliner Senats ein zentrales Thema in der Chronik dieses besonderen Jahres 1990. Diese Zeit hatte aber auch an persönlichen Erlebnissen und Erinnerungen so viel zu bieten, dass sich sicherlich viele Menschen in dem Lebensgefühl, das gerade unsere jungen Charaktere ausmacht, wiederfinden und daran zurückerinnern werden.

Die neue Staffel kombiniert historische Themen mit persönlichem Drama und Tanz. Wie gelingt es, diese Elemente zu einer kohärenten Geschichte zu verbinden?
Wie schon in der ersten Staffel wird das Historische in «Der Palast» immer am persönlichen Schicksal und aus der subjektiven Perspektive der Figuren selbst erzählt und reflektiert, also auf Augenhöhe mit den fiktionalen Zeitzeug:innen. Dadurch wird eine Ära, die tatsächlich schon über drei Jahrzehnte zurückliegt, sehr unverstellt und authentisch (mit)erlebbar. Ein zentraler Zugang zum Lebensgefühl der Zeit ist über Tanz und Musik – schon deshalb, weil das die Alltagswelt unserer Palast-Figuren bestimmt und ihr wichtigstes Ausdrucksmittel ist. Staffel 2 hat noch mehr Show und vor allem mehr Tanz zu bieten als die erste Staffel - aber nie zum Selbstzweck. Bei der Drehbuchentwicklung wie in der Inszenierung und im Schnitt war es uns sehr wichtig, die Show- und Tanzeinlagen immer im Zusammenhang mit den emotionalen Zuständen der Charaktere auf die Bühne und in die Serie zu bringen. Jede „Nummer“ kündigt etwas an, erzählt die Handlung weiter, treibt einen Konflikt auf die Spitze oder bietet den Payoff einer noch ungelösten Frage oder Entwicklung. Das macht die bunten, bewegten Palast-Spektakel so unterhaltsam: dass sie spannend und emotional aufgeladen sind und wir als Zuschauer:innen dadurch ebenso involviert wie die Menschen auf der Bühne.

Die Serie zeigt den Kampf des Palasts ums Überleben. Was möchten Sie den Zuschauern über den Wert von Kulturinstitutionen wie dem Palast vermitteln?
In Zeiten wie diesen, wo überall Kulturetats gekürzt werden und auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu kämpfen hat, ist es uns wichtig zu zeigen, dass gute Unterhaltung sich „lohnt“, auch wenn sie was kostet. Tatsächlich brauchen wir gerade in schwierigen Zeiten lebendige Kunst- und Kulturinstitutionen, um als Gesellschaft zu überleben – um Kraft zu schöpfen, zu reflektieren, wieder aufzustehen, etwas zu verändern… und uns selbst neu zu erfinden.

Wie wurde die Musik komponiert, um sowohl die historischen Aspekte als auch die Emotionen der Charaktere einzufangen?
Unsere beiden Komponisten sind erfahrene Showbiz-Schöpfer und haben hier erfolgreich einen Riesenspagat zwischen klassischem Filmscore und Bühnenmusik hingelegt. Die historische Anmutung war dabei ein großes Thema, denn natürlich gilt es, zugleich authentisch den Sound einer Ära einzufangen und eine zeitlose musikalische Welt zu schaffen, die universale Gefühlswelten ausdrückt und ganz verschiedenen Generationen zugänglich ist. Wie die zweite Staffel insgesamt arbeitet auch die Musik hier mit einem roten Faden und vielen bunten, auch kontrastierenden Strängen. Dabei gibt es immer wieder historische Anleihen, aber natürlich spielen gerade bei den Show-Musiken auch die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte hinein - und der gemeinsame Anspruch, hier auch musikalisch ein state of the art Bühnenprogramm nach heutigem Standard zu präsentieren.

Wie denken Sie, wird die Serie von einem internationalen Publikum wahrgenommen, das mit der Geschichte des Palasts möglicherweise weniger vertraut ist?
Der Palast steht mitten in einer Stadt, die in den Jahren und Jahrzehnten seit der Maueröffnung zu einem Tourismusmagneten und zum Sehnsuchtsort für Menschen aus der ganzen Welt geworden ist. Wir glauben, dass die Geschichte des Palasts bespielspielhaft für vieles steht, was die Faszination für Berlin als Stadt des ewigen Umbruchs und der Freiheit bis heute ausmacht. Und natürlich hoffen wir, dass diese Faszination sich dank unserer wunderbaren Figuren und ihrer authentischen Geschichte auch international und auch denen vermittelt, die bisher wenig von Berlins Wendejahren wussten und dank des «Palasts» erst entdecken, was damals hier los war.

Danke für Ihre Zeit!

Das ZDF strahlt «Der Palast» am Montag, 6. Januar, Dienstag, 7. Januar, und Mittwoch, 8. Januar, jeweils um 20.15 Uhr aus.

Mehr zum Thema... Der Palast Palasts TV-Sender ZDF
Kurz-URL: qmde.de/157293
Finde ich...
super
schade
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelNeustart am Fürstenhofnächster ArtikelErste Bilder zu «When the Stars Gossip»
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
silvio.martin
02.01.2025 18:22 Uhr 1
"«Der Palast»: ‚Die Story ist sehr unmittelbar von realen historischen Ereignissen‘



Schon die Überschrift ist völlig sinnfrei, da man am Ende nicht weiss, wie man angefangen hat oder schlicht und ergreifend etwas vergessen hat, damit der Satz Sinn macht.



Da hat man doch total Bock, den Text erst gar nicht zu lesen.



Frohes neues noch für alle.

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung