Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Die Samstagabend-Krise

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Montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal geht es um veränderte Sehgewohnheiten und eine erfolgreiche Verknappung des Angebots.

Erstmals in seiner rund fünfjährigen Geschichte verzeichnete die ProSieben-Sendung «The Masked Singer» mit einer neuen Folge weniger als eine Million Zuschauer. Der Einbruch vom vergangenen Samstag kam nicht überraschend, sondern hat sich über eine ganze Weile angedeutet. Nicht nur in der aktuellen Staffel verringerten sich die Reichweiten, sondern schon in den vergangenen Monaten und Jahren, denn das Musik-Rate-Spiel steckt zunehmend in einer Krise. Wurden im Frühjahr 2023 durchschnittlich noch rund zwei Millionen Zuschauer gemessen, bewegt sich die derzeitige Staffel – es ist die elfte – bei einer Durchschnitts-Reichweite von 1,13 Millionen (jeweils vorläufig gewichtete Daten).

Der Marktanteil von 4,5 Prozent lag zwar noch immer weit über dem gewohnten ProSieben-Niveau, gemessen an der «TMS»-Historie aber eben auch nur auf einem Bruchteil vergangener Werte. Besagte Frühjahrs-Staffel 2023 holte 8,7 Prozent. In den Anfangsjahren performte «The Masked Singer» fast durchgehend zweistellig. Das eigentliche Problem der ProSieben-Familien-Show liegt aber in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, bis heute die Kernzielgruppe des Unterhaltungssenders. Am 14. Dezember wurden nur 0,36 Millionen Zuschauer aus dieser Gruppe gezählt. Das entsprach einem Anteil von 30 Prozent, womit man das derzeitige Staffelmittel traf. Nur 31 Prozent der Zuschauer der elften Staffel sind unter 50 Jahre alt.

Auch dieser Wert ist stark rückläufig. Noch in diesem Frühjahr bestand das «The Masked Singer»-Publikum zu 40 Prozent aus werberelevanten Zusehern. In den beiden 2023-Runden belief sich der Wert auf 41 (Herbst 2023) und 44 Prozent (Frühjahr 2023). 2022 waren es noch jeweils rund die Hälfte. Das junge Publikum verabschiedet sich zunehmend vom klassischen linearen Fernsehen, auch diese Entwicklung ist nicht neu.

RTL verknappt das Angebot – mit Erfolg, aber…
Dennoch betrifft die Krise am Samstagabend nicht nur ProSieben und «The Masked Singer». Auch RTL schwächelte mit seinem Unterhaltungs-Trio Barbara Schöneberger, Günther Jauch und Thomas Gottschalk zuletzt. Während die Sendung im vergangenen Jahr noch zwölf Mal ausgestrahlt wurde, waren es in den ersten elf Monaten in 2024 nur drei. Zwei Ausgaben im April und eine im Mai erreichten im Schnitt 1,74 Millionen Zuschauer, zwei weitere Sendungen, die nicht live ausgestrahlt wurden, kamen an den vergangenen beiden Samstagen auf 1,51 und 1,69 Millionen Menschen. Damit erreichte «Denn sie wissen nicht, was passiert» dieselbe durchschnittliche Reichweite wie im Vorjahr.

Die Quoten der XXL-Show sind sowohl im Gesamtmarkt als auch in der Zielgruppe noch immer auf einem guten Niveau. Doch auch hier zeigten sich starke Abnutzungserscheinungen, was vor allem an den zahlreichen Ausgaben in 2023 lag. Damals rutschte die Spielshow auf dem Gesamtmarkt auf 8,7 Prozent ab, rund ein Prozentpunkt weniger als 2022. In diesem Jahr schaffte die Show 9,2 Prozent. In der Zielgruppe lag der durchschnittliche Marktanteil bei 13,4 Prozent – eine Verbesserung um 1,6 Punkte gegenüber 2023. Vor zwei Jahren standen 13,9 Prozent zu Buche. In der Hochphase der Pandemie beliefen sich die Werte bei 16,5 (2020) und 15,6 Prozent (2021). Mit der Verknappung des Angebots hat es RTL durchaus geschafft eine Trendwende einzuleiten. Zwar waren die beiden aufgezeichneten Shows im Dezember weniger stark als die Live-Sendungen im April, erstaunlich ist aber, dass die Mai-Ausgabe ebenfalls eine Aufzeichnung, mit knappem Abstand die erfolgreichste des Jahres war. Im Gesamtmarkt standen 10,0 Prozent zu Buche, während in der Zielgruppe 14,8 Prozent ausgewiesen wurden. Am vergangenen Samstag blieb man bei 11,8 Prozent hängen.

Die Quoten waren gegenüber dem aufgeblähten «DSWNWP»-Jahr 2023 nun ansteigend. In Reichweiten ausgedrückt ergibt sich mit durchschnittlich 1,68 Millionen Zuschauern, darunter jeweils rund eine halbe Million 14- bis 49-Jährige, keine Veränderung. In Zeiten rückläufiger Zuschauerzahlen ist das aber durchaus ein Teilerfolg.

Das Erste mit Ausrutscher?
Schließlich ist niemand gefeit von den veränderten Sehgewohnten der TV-Zuschauer. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, das traditionell ein älteres Publikum hat, tritt dieser Effekt etwas verlangsamt auf. Während das ZDF samstags vor allem auf Krimis setzt, ist der Show-Anteil im Ersten deutlich größer. Vor zwei Tagen lief es mit «Die große Maus-Show» verhältnismäßig nicht gut. Es schalteten lediglich 2,69 Millionen Zuschauer ein. Andere Shows wie > oder «Wer weiß denn sowas? XXL» holten in den vergangenen Wochen und Monaten weit über vier Millionen Zuschauer. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass «Die große Maus-Show» (ehemals «Frag doch mal die Maus») seit der Übernahme durch Esther Sedlaczek im Mai 2023 nicht mehr über die Drei-Millionen-Marke kam. Mit Eckart von Hirschhausen als Moderator unterbot man diese Marke nur einmal – im Sommer 2018. Zur Corona-Hochphase kam man auf bis zu 5,59 Millionen Seher.

Hirschhausen selbst tat sich zuletzt mit «Die Hirschhausen-Show – Was kann der Mensch?» ebenfalls etwas schwerer am Samstagabend. Die beiden Sendungen in 2024 erreichten ebenfalls nur 2,79 und 2,59 Millionen Zuschauer. Im Ersten punkten vor allem die klassischen Quiz-Shows, die aus dem Vorabendprogramm bekannt sind. Während man in der klassischen Zielgruppe ProSiebens «The Masked Singer» längst hinter sich gelassen hat, lag man mit der RTL-Sendung «Denn sie wissen nicht, was passiert» auf Augenhöhe – Ausrutscher hin oder her. Beim jüngeren Publikum kam die Maus-Show am Samstag auf 12,2 Prozent. «Klein gegen Groß» schaffte es am 2. November sogar auf 17,0 Prozent und schnappte sich locker leicht den Primetime-Sieg, weit vor «Schlag den Star» (12,4%).

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