Die Kritiker

«Helix»

von

Svenja Jung und Hannes Jaenicke geraten in die Fänge der Gen-Mafia. Etwas mehr Differenziertheit wäre in diesem ansonsten gelungenen ARD-Film schon angebracht gewesen.

Stab

Darsteller: Svenja Jung, Marie Bloching, Samuel Finzi, Mina Tander, Benny O. Arthur, Ugur Kaya
Musik: Matthias Beine
Kamera: Bjørn Haneld
Drehbuch: Jörg Tensing
Regie: Elmar Fischer
Was passiert, wenn Genforschung, Ethik, und politischer Thriller zu einem Cocktail gemixt werden? «Helix», der neueste Film von Regisseur Elmar Fischer, versucht genau das – mit dem Ergebnis, dass die Mischung zwar durchaus spritzig ist, aber leider auch etwas schal schmeckt. Denn im Zentrum dieses Formats stehen die Verheißung und, noch viel mehr, Gefahr der genetischen Optimierung – ein Thema, so komplex und brisant, dass es förmlich danach schreit, in Kino- oder TV-Gold verwandelt zu werden. Aber dann bleibt «Helix» doch zu oft im vertrauten Terrain stehen.

Dabei gerät der Einstieg in den Film zunächst so verheißungsvoll wie ein perfekt geschnittener Trailer: Minister Richard Bauer, gespielt von einem kantig-erhabenen Hannes Jaenicke und nicht nur optisch wohl ein bisschen Robert Habeck nachempfunden, bricht bei einem Pressetermin spektakulär zusammen. Zugrunde lag keine natürliche Ursache, wie bald klar wird. Und Svenja Jung als BKA-Personenschützerin Helen Schilling, die selbst in ihrem privaten Umfeld zunehmend tief in die Abgründe der Genmanipulation verstrickt ist, steht plötzlich mitten in einem tödlichen Machtspiel. Klingt doch super, oder? Doch halt: So richtig will sich der Film dann doch nicht entscheiden, ob er tiefschürfendes Drama oder pulsierender Thriller sein will.

Denn schnell wirkt «Helix», als hätte jemand einen tatkräftigen Drehbuchautomaten mit Schlagworten gefüttert: Genforschung, Mord, Familiengeheimnisse. Die Zutaten sind da, die Technik sitzt. Aber das Narrativ? Eher linear als spiralförmig, was angesichts des Themas und noch mehr des Titels schon ironisch ist. Helen leidet selbst an einer genetischen Krankheit, die ihr Leben und das ihrer Schwester überschattet. Der moralische Konflikt um Helens Kinderwunsch – illegale Keimbahntherapie ja oder nein – wird angerissen, aber nicht wirklich seziert. Hier hätte «Helix» sein Publikum packen, quälen, zwingen können, über Fortschritt und Hybris, über Heilung und Kontrolle nachzudenken. Stattdessen bleibt es bei schnellen Schnitten und einer etwas zu glatt polierten Handlung.

Svenja Jung liefert in der Hauptrolle derweil eine Performance ab, die zwar solide ist, aber nie über die Anforderungen des Drehbuchs hinausgeht. Helen wird als komplexe Figur angelegt, doch bleibt sie merkwürdig unnahbar. Ihr innerer Konflikt, ihre ethischen Zweifel, die Belastung durch ihren Job – alles da, aber nie so tief erzählt, dass man wirklich mitfühlen könnte. Und Samuel Finzi als ominöser Dr. Wöllner? Als charismatischer Gen-Guru spielt er souverän, bleibt aber eine Karikatur des skrupellosen Wissenschaftlers.

Visuell gibt es indes kaum etwas zu bemängeln: Es dominiert ein fast klinisches Farbschema – all das passt zur kühlen Präzision des Gen-Gassenhauers. Doch so perfekt die Bilder inszeniert sind, so wenig bleibt von «Helix» im Gedächtnis. Der Film sieht aus wie ein Hochglanzartikel aus einem Wissenschaftsmagazin: schön anzusehen, aber inhaltlich zu flach.

Der Film «Helix» wird am Mittwoch, den 8. Januar um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Mehr zum Thema... Helix
Kurz-URL: qmde.de/157770
Finde ich...
super
schade
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«Let’s Dance»-Teilnehmer 2025 stehen festnächster Artikel«Missing You»: Eine erzwungene Serie
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung