Moritz Brenner ist ein fester Bestandteil des «SOKO Leipzig»-Teams. Wie hat sich Ihr Cha-rakter über die Zeit entwickelt, und was macht ihn für Sie besonders?
Die Rolle Moritz Brenner hatte einen schweren Start in Leipzig. Er ist als Berliner Polizist in eigener, illegaler Mission Leipzig aufgetaucht und hat dort als erstes viele Grenzen über-schritten. Er ist also eher als Anti-Held in der SOKO-Welt angekommen. Im Laufe der Zeit hat Moritz sich aber im Team gut behaupten können und wurde schnell warmherzig aufgenom-men. Durch mehrere Schicksalsschläge in Moritz Privatleben ist das SOKO-Team über die Jahre viel mehr geworden, als nur ein zufällig zusammengewürfelter Haufen Kollegen, die tagtäglich zusammenarbeiten müssen, sie sind seine Familie geworden, in deren Mitte er sich sehr wohl fühlt. Die Figur hat einen eigenen Humor entwickelt, der meinem Persönli-chen nicht ganz unähnlich ist, das mag ich sehr.
Für mich als Schauspieler ist es besonders reizvoll mit Moritz durch Extremsituationen zu gehen, ihn zu prüfen und zu lernen, wie er sich verhällt, wenn’s mal eng wird. Da schaue ich dann auch manchmal selber zu und bin gespannt, was passiert. Das formt den Charakter der Figur und es bleibt auch für mich weiterhin spannend.
Die neue Episode behandelt ein brisantes Thema: Rechtsextremismus und seine gesell-schaftlichen Folgen. Wie haben Sie sich auf diese komplexen Inhalte vorbereitet?
Das Thema ist heutzutage leider wieder so aktuell wie vermutlich schon lange nicht mehr und ich bin froh, das Moritz, genau wie ich als Privatperson, klare Haltung gegen Rechtsext-remismus und Diskriminierung jeglicher Art zeigt.
Es hat mir großen Spaß gemacht mit dieser Haltung auch Grenzen auszutesten und anzu-ecken. Wenn ich einen persönlichen Bezug zu dem Thema der Episode oder einzelnen Figu-ren haben kann, ist das spielerisch sehr reizvoll für mich. In diesem Fall ist Moritz persönlich betroffen, da sein Urgroßvater in einem Konzentrationslager ums Leben kam. Da kann es schonmal mit einem durchgehen, wenn man auf Leute trifft, die man für Rechtsextremisten hält.
Wie war die Zusammenarbeit mit Melanie Marschke, Marco Girnth und Amy Mußul bei dieser emotional aufgeladenen Episode?
Melanie, Amy, Marco und ich haben in jeder Episode eine besondere Verbindung zueinan-der. Wir arbeiten sehr gut zusammen und immer im Interesse der Dramaturgie und Sinnhaf-tigkeit der Geschichte. Bei uns gibt es keinen Platz (und Zeit) für Eitelkeiten, wir arbeiten quasi wie eine SOKO für die SOKO. Effizient, professionell und voller Leidenschaft.
Darüber hinaus stimmt unsere Chemie auch im persönlichen Miteinander, sodass uns die Arbeit zusammen auch noch großen Spaß macht. Wenn dann noch unsere Figuren emotio-nal an das, was wir spielen andocken können, ist die Zusammenarbeit sehr erfüllend.
Gibt es eine Szene aus „Plan C“, die Ihnen besonders unter die Haut ging? Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich lieber die ruhigen Szenen mit Hermann Beyer. Auch wenn ich selber nicht vorkomme, oder vielleicht gerade deshalb, haben mich seine ruhigen Erzählungen sehr berührt und ich habe ihm sehr gerne beim Spielen zugesehen.
Außerdem ist für mich die finale Szene der Episode, in der die ganze Grausamkeit der Neo-nazi-Szene sichtbar wird, der intensivste Moment. Ich konnte beim wiederholten Schauen der Folge kaum hingucken, weil es einfach so unerträglich ist, wozu Menschen fähig sind. Und das so etwas in diesem Land mit dieser Geschichte 80 Jahre nach Kriegsende, immer noch, beziehungsweise wieder passiert, ist für mich unerträglich.
Die Geschichte um Jonas Stein zeigt verschiedene Perspektiven und Überraschungen. Wie sorgt die Serie dafür, dass Ermittlungsarbeit so authentisch und spannend bleibt?
Vielen Dank für das Kompliment, da arbeiten wir täglich dran, dass uns das nicht abhan-denkommt. Erst mal brauchen wir natürlich gute Bücher und zum anderen steht und fällt es mit der Kamera- und Regiearbeit. Ich glaube, wenn alle Faktoren gut zusammenspielen, er-lebt der Zuschauer eine gelungene Folge und beste Krimi Unterhaltung.
Herwig Fischer führte die Regie, und Markus Hoffmann sowie Uwe Kossmann schrieben das Drehbuch. Wie hat deren Arbeit die Folge geprägt, und welche besonderen Akzente wurden gesetzt?
Ohne gute Dialoge, eine starke Dramaturgie und vorrausschauende Regiearbeit funktioniert kein Fernsehfilm und in diesem Fall ist es zusätzlich gelungen mit großartigen Besetzung in den Episodenrollen (Hermann Beyer und Josef Heynert) zwei hochkarätige Schauspieler zu verpflichten, mit denen die Zusammenarbeit ein großer Genuß gewesen ist.
Rechtsextremismus ist ein hochaktuelles Thema. Was möchten Sie als Schauspieler mit dieser Folge beim Publikum bewirken?
Wir sollten nie müde werden dem Thema Rechtsextremismus Aufmerksamkeit zu geben. Das Mahnen und Erinnern ist aktuell wieder so wichtig. In einer Zeit, in der mit der Wahrheit so flexibel umgegangen wird, brauchen wir ab und zu den Moment, der uns berührt, der uns menschlich bleiben lässt und uns erinnert, was damals passiert ist und was das für unser Heute bedeutet.
Was war für Sie die größte Herausforderung bei der Darstellung von Moritz Brenner in dieser besonderen Episode?
Die größte Herausforderung für Moritz lag darin, die Balance zu halten, zwischen professio-neller Polizeiarbeit und persönlicher Haltung. Gepaart mit der Schwierigkeit am Ende einse-hen zu müssen, dass man falsch lag. Das zu spielen hat mir große Freude gemacht. Ich hof-fe, dass man mit allen Figuren dieser Geschichte und den vielen unterschiedlichen Perspek-tiven gut mitgehen kann und am Ende erleichtert und berührt zurückbleibt.
Vielen Dank für Ihre Zeit!
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