Frau Mutschke, Sie sind eine bekannte Rechtsanwältin und häufig im Fernsehen zu sehen. Wie kamen Sie ursprünglich zu dieser Zusammenarbeit mit TV-Sendern, und welche Rolle spielt das Medium Fernsehen in Ihrer Arbeit?
Angefangen habe ich damit, in den Sozialen Medien typische Rechtsfragen des Alltags kurz und einfach zu erklären. So sind auch die TV-Sender auf mich aufmerksam geworden. Inzwischen trage ich immer wieder auch Themen aus meiner Arbeit an das Fernsehen heran, insbesondere, wenn ich irgendwo besondere Missstände sehe, die viele Zuschauer betreffen.
Welche Themen oder Rechtsfälle interessieren Fernsehsender besonders? Gibt es bestimmte Arten von Fällen, die Sie immer wieder für die Zuschauer aufbereiten?
Natürlich gibt es bestimmte „Evergreens“, die das Fernsehen immer wieder aufgreift. Das sind Fragen, die sich die Menschen immer zu bestimmten Zeiten stellen. Wie z.B. die Frage nach dem Umtauschrecht von Geschenken nach Weihnachten. Aber auch Themen mit konkretem aktuellem Bezug sind natürlich von Interesse. Wird beispielsweise die Insolvenz eines großen Unternehmens bekannt, ist es natürlich auch hilfreich, Tipps zu bekommen, wie man vielleicht sein Geld noch retten kann.
Welche Herausforderungen bringt es mit sich, juristische Sachverhalte für ein breites TV-Publikum zu erklären? Wie bereiten Sie sich darauf vor, komplexe Themen verständlich darzustellen?
Was hoffentlich bei der Beantwortung der Fragen immer einfach aussieht, setzt voraus, dass man ein Thema wirklich verstanden hat und eigentlich auch alle wichtigen Facetten dazu kennt. Nur so kann man verständlich und kurz antworten, denn nur dann weiß man auch, welche Informationen wichtig sind und welche man weglassen kann.
In Ihrem Buch widmen Sie sich auch Social-Media-Fragen. Wie wichtig sind diese Themen mittlerweile in Ihrer Zusammenarbeit mit Sendern? Gibt es einen „Boom“ an Social-Media-Rechtsfällen?
Social Media ist heute aus dem Leben der Menschen kaum wegzudenken. Viele gehen allerdings noch recht unbedarft damit um. Im Gegensatz zu anderen Bereichen sind die selbst typische Risiken oft noch ziemlich unbekannt, so dass es sicherlich aktuell einen gewissen Boom an Fragen gibt.
Ihr Buch „Recht einfach“ deckt viele alltägliche Rechtsfragen ab. Haben Ihre TV-Auftritte Ihnen geholfen, besser zu verstehen, welche Fragen die Menschen beschäftigen?
Absolut! Jeder Sender stellt sich natürlich am Anfang immer die Frage, was aktuell denn viele Menschen bewegt und gibt diese Fragen dann im rechtlichen Bereich an mich weiter. So lernt man schnell, den Elfenbeinturm zu verlassen und sich ins echte Leben zu stürzen.
Streaming-Dienste und deren rechtliche Fragen sind ein großes Thema. Wie gehen TV-Sender mit solchen aktuellen Fragestellungen um? Wird dieses Thema in TV-Formaten häufiger behandelt?
Der Service-Aspekt wird im TV-Bereich immer wichtiger. Gerade zu rechtlichen Fragen im Bereich Streaming kann man oft auch tolle Tipps geben wie beispielsweise sich einer Sammelklage der Verbraucherzentrale anzuschließen. Solche einfachen Tricks ohne finanzielles Risiko lieben Verbraucher und damit auch die Sender.
Glauben Sie, dass die Darstellung von Rechtsfällen im Fernsehen – sei es durch Talkshows, Serien oder Reality-TV – das Bewusstsein der Menschen für ihre Rechte gestärkt hat?
Ich hoffe dies sehr! Mein Ziel ist es immer so zu formulieren, dass Verbraucher klare Aussagen von mir bekommen, mit denen sie in der Lage sind, ihre Rechte zu erkennen und durchzusetzen.
Was unterscheidet Ihre Arbeit als TV-Anwältin von der Arbeit in der Kanzlei? Gibt es Momente, in denen Sie durch Ihren TV-Auftritt Fälle außerhalb der Medienwelt beeinflussen konnten?
Meine Arbeit für das Fernsehen ist meistens tagesaktuell. Im Gegensatz dazu muss ich mich als Anwalt leider oft in Geduld üben. Viele Gerichte in Deutschland sind überlastet und Prozesse dauern oft sehr lange. Dank meiner Medienpräsenz kann ich vielleicht manchmal die Überholspur nehmen, weil Gegner fürchten, im Fernsehen zu landen.
Wie sehen Sie die Zukunft von juristischen Themen im Fernsehen? Gibt es Trends oder neue Ansätze, die Sie in Ihrer Zusammenarbeit mit Sendern verfolgen möchten?
Zuverlässige Informationen von echten Experten zu bekommen, ist in den Sozialen Medien gar nicht so leicht. Hier kann sich letztlich jeder als vermeintlicher Fachmann präsentieren. Zu Recht haben die TV-Sender in diesem Punkt einen Vertrauensvorsprung und USP, weil hier wirklich nur echte Experten zu Wort kommen. Ein tolles Projekt wäre daher sicherlich, gemeinsam mit einem TV-Sender die Sozialen Medien für das lineare Fernsehen zu erobern.
Was können Medien – ob TV oder Social Media – Ihrer Meinung nach leisten, um Verbraucher noch besser über ihre Rechte aufzuklären? Haben Sie ein Beispiel aus Ihrer eigenen TV-Arbeit, das besonders gut funktioniert hat?
Besonders viele Menschen konnten mit einem einzigen Antrag bei ihrer Bank ihr Geld nach einem Betrug retten, nachdem ich auf die Möglichkeit des sogenannten Chargeback-Verfahrens bei einer Kreditkartenzahlung hingewiesen hatte. Das ist sicher ein toller Erfolg meiner Arbeit. Vielleicht könnte man noch mehr Menschen erreichen, wenn man auch das Thema Recht in einem Infotainment-Format präsentieren würde. Recht ist viel einfacher und unterhaltsamer als die meisten denken!
Vielen Dank für Ihre Zeit!
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