«Kangaroo Jack» aus dem Jahr 2003 ist einer jener Filme, die Hollywood mit besten Absichten produzierte – und dabei grandios scheiterte. Als absurde Mischung aus Gangsterkomödie und Familienfilm verfehlte der Film sein Zielpublikum und hinterließ Kritiker wie Zuschauer gleichermaßen ratlos. Trotz seines Kultstatus als „so schlecht, dass es fast gut ist“ bleibt er ein Paradebeispiel für Fehlschläge, bei denen schlechte Entscheidungen dominieren.
Im Zentrum der Geschichte stehen die Kindheitsfreunde Charlie (Jerry O’Connell) und Louis (Anthony Anderson), die in Schwierigkeiten mit der Mafia geraten. Um ihre Haut zu retten, sollen sie 50.000 Dollar in die australische Wüste schmuggeln. Der Haken? Ein Känguru – das versehentlich mit der Jacke samt Geldumschlag bekleidet wurde – hüpft mit dem gesamten Geld davon. Fortan beginnt eine wilde Verfolgungsjagd quer durch die Wüste, bei der nicht nur das Känguru, sondern auch australische Klischees ausgiebig durchgekaut werden.
Was zunächst als eine düstere Gangsterkomödie geplant war, wurde nach negativen Testvorführungen in einen familienfreundlichen Abenteuerfilm umgeschnitten – mit fragwürdigem Humor, der weder Erwachsene noch Kinder ansprach. Das titelgebende Känguru ist der zentrale Kritikpunkt des Films. Die Macher setzten auf computeranimierte Effekte, um das Tier zum Leben zu erwecken – mit wenig Erfolg. Das Känguru sieht künstlich und unfertig aus, was in Szenen wie der berüchtigten Tanzsequenz, bei der das Tier zu „Rapper's Delight“ von The Sugarhill Gang groovt, besonders offensichtlich wird. Statt ein sympathischer Star zu sein, wirkt das CGI-Känguru wie eine Karikatur seiner selbst. Trotz eines Produktionsbudgets von rund 60 Millionen Dollar ist das Endergebnis technisch enttäuschend und untergräbt die ohnehin dünne Story.
«Kangaroo Jack» wurde von der Kritik vernichtend aufgenommen. Roger Ebert vergab dem Film einen halben Stern und bezeichnete ihn als „unerträglich langweilig“. Besonders die inkohärente Tonalität – eine Mischung aus Slapstick und unpassendem Erwachsenenhumor – wurde kritisiert. Dennoch war der Film kein finanzielles Desaster: Mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 88 Millionen Dollar überstieg er knapp die Gewinnschwelle. Die Vermarktung, die den Film als familienfreundliches Abenteuer mit einem niedlichen Känguru darstellte, zog zunächst Zuschauer an. Doch die Mundpropaganda über die Qualität des Films war so schlecht, dass die Einnahmen rasch zurückgingen.
Nach «Kangaroo Jack» wechselte Jerry O’Connell zwischen Fernsehserien wie «Crossing Jordan» und Reality-Formaten wie «The Real Love Boat». Seine Karriere blieb stabil, wenn auch unspektakulär. Anthony Andersons Karriere nahm trotz dieses Rückschlags Fahrt auf. Mit der Serie «Black-ish» etablierte er sich als ernstzunehmender Schauspieler und Produzent. Christopher Walken, der den Mafia-Boss spielte, blieb unantastbar. Seine ikonischen Rollen und seine außergewöhnliche Präsenz retteten ihn vor dem Känguru-Desaster.
Nach der Regiearbeit zog sich David McNally aus dem Filmgeschäft zurück und konzentrierte sich auf Werbung. Sein vorheriger Erfolg mit «Coyote Ugly» bleibt sein größter Verdienst. Autor Steve Bing konzentrierte sich später auf Filmproduktion, bevor er 2020 tragischerweise verstarb. Rosenberg hingegen fand Erfolg mit Franchises wie «Jumanji» und «Venom», die zeigten, dass er durchaus das Zeug zu massenwirksamen Geschichten hat.
Der größte Schaden lag im Image des Films und seiner Macher. «Kangaroo Jack» wurde zu einem Synonym für fehlgeleitete Produktionen, bei denen Marketing über Substanz siegt. Es verdeutlichte die Gefahren von Last-Minute-Änderungen, die ein Projekt seiner ursprünglichen Vision berauben. Andererseits wurde der Film im Heimkino-Markt überraschend erfolgreich und erlangte unter Fans trashiger Filme Kultstatus. Eine Animationsserie namens «Kangaroo Jack: G’Day U.S.A.!» folgte 2004, konnte aber nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie der Film erlangen.
Obwohl «Kangaroo Jack» bei Kritikern durchfiel, war er finanziell kein völliger Flop. Die Marketingstrategie, die das Känguru als Kinderfilm-Maskottchen positionierte, sorgte für ein solides Box-Office-Ergebnis. Zudem profitierte Warner Bros. von Merchandising-Einnahmen, darunter Spielzeuge und DVDs. «Kangaroo Jack» bleibt ein Paradebeispiel dafür, wie falschgelaufene Entscheidungen ein potenziell gutes Konzept ruinieren können. Mit seiner Mischung aus klischeehaften Witzen, mittelmäßigen CGI-Effekten und einem unfokussierten Drehbuch sicherte er sich einen Platz in der Hall of Shame der Hollywood-Produktion. Doch für Trash-Film-Liebhaber ist er ein Schatz – ein skurriler Zeitzeuge des frühen 2000er-Kinos, der ebenso viele Lacher wie Kopfschütteln provoziert.
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