Es beginnt alles ganz harmlos, wie es das im Leben nicht selten tut: vier Kinder, ein bisschen Übermut, ein bisschen Langeweile, und dann – schwupp – finden sie sich in einer Galaxie weit, weit weg wieder. «Star Wars: Skeleton Crew» ist ein Abenteuer, das eigentlich niemandem weh tut und genau dadurch überrascht: Die Serie geht charmant und fast unerwartet leichtfüßig an die ganz großen Themen heran – Verantwortung, Erwachsenwerden, das Gefühl, in einer riesigen, chaotischen Welt plötzlich allein zu sein, natürlich unterlegt mit dem bombastischen Score, den man inzwischen auswendig mitpfeifen kann, und diesmal mit einem alten, neuen Star an Bord: Jude Law.
Und Jude Law ist mit seiner undefinierbaren Mischung aus müder Weisheit und stiller Coolness wohl die größte Trumpfkarte der Serie. Seine Figur, Jod Na Nawood, bleibt bewusst diffus – ein Jedi? Ein Pirat? Ein bisschen von beidem? Oder einfach nur ein Mann mit zu vielen Geheimnissen und zu wenig Schlaf? Er spielt eine Rolle, die so viel mehr leisten könnte, wenn sie wollte. Aber sie will nicht. Und das ist das Problem, das sich durch die gesamte Serie zieht: Man hat das Gefühl, dass «Skeleton Crew» immer ein bisschen zu zaghaft ist, ein bisschen zu vorsichtig. Das Potenzial ist unübersehbar – genauso aber auch, dass es nie ganz ausgeschöpft wird.
Die vier Kinder – Wim, Neel, Fern und KB – sind derweil leider weitgehend klassische Abziehbilder von Abenteuerhelden: neugierig, mutig, ein bisschen nervig. Man möchte sie mögen, aber es fehlt das gewisse Etwas, das eine Figur, insbesondere auch Kinderfiguren, rund macht. Vielleicht liegt es daran, dass ihre Dialoge manchmal etwas zu glatt wirken, zu sehr darauf bedacht, cool und modern zu klingen, ohne wirklich Substanz zu haben. Sie stolpern von einem Missgeschick ins nächste, verlieren sich in einem Labyrinth aus Problemen, und man schaut ihnen zu, weil – na ja, weil es «Star Wars» ist und weil man wissen will, wie sich diese Geschichte in das große Ganze der Universen einfügt. Aber die ganz großen Gefühle? Sie bleiben in einer anderen Galaxie.
Was bleibt, ist der Look der Serie. Und der ist – erwartungsgemäß – über jeden Zweifel erhaben. Die Effekte, die Kamera, die Kostüme, all das schreit „Budget!“ und „Liebe zum Detail!“. Jede Szene könnte ein Poster sein, jede Einstellung ein Screenshot. Aber Schönheit allein reicht nicht. Wo bleibt die Tiefe, die Seele? Wo bleibt das, was «Star Wars» so besonders gemacht hat: die Fähigkeit, uns zum Staunen zu bringen und gleichzeitig unsere Herzen zu berühren – und manchmal auch zu brechen?
Es gibt Momente, in denen «Skeleton Crew» auf einem guten Weg ist, diese Magie zu erreichen. Wenn Jod Na Nawood einen Moment inne hält und seinen Blick über die endlosen Weiten der Galaxie schweifen lässt, wenn die Kinder in ihrem jugendlichen Leichtsinn eine Entscheidung treffen, die alles verändert, dann spürt man diese besondere «Star-Wars»-Atmosphäre, die immer anders war als bei jedem anderen epischen Galaxie-Franchisse. Aber diese Momente sind zu selten, zu verstreut. Man fragt sich: Warum nicht mehr davon? Warum nicht mehr Mut, mehr Risiko? Am Ende ist «Star Wars: Skeleton Crew» eine Serie, die sich nicht entscheiden kann, was sie sein will. Ein nostalgisches Abenteuer? Eine moderne Coming-of-Age-Geschichte? Oder eben ein Spin-off, das unbedingt ins «Star-Wars»-Universum passen muss?
Die Serie «Star Wars – Skeleton Crew» ist bei Disney+ erhältlich.
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