Die Kritiker

«Tatort - Das Ende der Nacht»

von

Am Ende der Nacht explodiert im neuen «Tatort» ein Geldtransporter. Daraus wird leider kein spannender Krimi...

Stab

Darsteller: Vladimir Burlakov, Daniel Sträßer, Brigitte Urhausen, Ines Marie Westernströer, Lena Urzendowsky, Sabine Timoteo
Musik: Jasmin Reuter und Tina Pepper
Kamera: Max Preiss
Drehbuch: Melanie Waelde
Regie: Tini Tüllmann
Mit «Das Ende der Nacht» hat der Saarbrücker «Tatort» einen weiteren Versuch unternommen, die dunklen Gassen und verregneten Straßen des deutsch-französischen Grenzgebiets in eine Bühne für großes Krimi-Drama zu verwandeln. Das Problem ist nur: Es ist alles da – das nächtliche Setting, eine Explosion, kryptische Zeichen auf dem Asphalt – und dennoch: nichts. Keine Spannung, keine Dynamik, kein Sog. Es ist, als stünde man vor einer sorgfältig inszenierten Kulisse, hinter der sich nur eine gähnende Leere verbirgt.

Der Auftakt macht indes noch Mut auf einen spannenden Krimiabend. Eine Explosion reißt die Nacht auf, ein Geldtransporter geht in Flammen auf, ein Wachmann ist tot, und eine ominöse Zahl ist auf den Asphalt gesprüht – alles Elemente, die die Zuschauer elektrisieren könnten, ja sollten.

Doch was dann folgt, ist eine Aneinanderreihung von Ermittlungsroutinen, die sich anfühlen wie ein müder Tanz, den alle Beteiligten nur noch aus Pflichtbewusstsein aufführen. Die Kommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) stolpern durch die Handlung, als hätten sie selbst nicht viel Lust darauf, die Lösung des Falles zu finden. Die Chemie zwischen den beiden? Irgendwo zwischen professioneller Gleichgültigkeit und routiniertem Schulterzucken.

Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer), die eigentlich als schlaflose erste Ermittlerin am Tatort für Tempo und Dringlichkeit sorgen soll, wirkt ebenso verloren wie die Handlung selbst. Ihre Rolle hätte das emotionale Zentrum des Films sein sollen, doch anstatt einen echten Fokus auf sie als Figur zu setzen, bleibt sie das Behelfsstück, um irgendwie die Handlung voranzutreiben, während sie selbst weitgehend antriebslos nur von einer Szene in die nächste geschoben wird. Als sie am Ende schließlich selbst in Gefahr gerät, fehlt jegliche Dramatik – weil uns als Zuschauer ihr Schicksal leider immer noch herzlich egal ist.

Die internationale Dimension des Falls, mit Spuren, die nach Frankreich führen, und einer angeblich gefährlichen Verbrecherbande, hätte der Geschichte derweil eine spannende außergewöhnliche Note geben können, etwas abseits von den üblichen Sonntagabendpfaden. Doch auch hier wird fast das gesamte Potenzial verschenkt. Es bleibt bei kryptischen Sätzen und leeren, bedeutungsschwangeren Blicken.

Die Inszenierung will spürbar gegen diesen Eindruck ankämpfen, gerät dabei düster, monochrom, mutmaßlich stimmungsvoll – aber letztlich leider ebenfalls weitgehend monoton. Alles ist in einen bleiernen Schleier gehüllt, der vermutlich „Atmosphäre“ signalisieren soll, in Wahrheit aber vor allem einschläfernd wirkt. Es bleibt ein Film, der sich anfühlt wie eine Checkliste, die eben abgehakt werden muss: Explosion? Check. Spur ins Ausland? Check. Persönliches Drama? Check. Aber wo bleibt das Leben, die Energie, die Wucht?

Der Film «Tatort – Das Ende der Nacht» wird am Sonntag, den 26. Januar um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

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