Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Und jährlich grüßt das Handball-Turnier

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Montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal geht es um Deutschlands liebsten Hallensport: Handball.

Zu Beginn jedes Jahres dürfen sich Handball-Fans über entweder eine Weltmeisterschaft oder eine Europameisterschaft freuen. Im vergangenen Jahr fand die EM in Deutschland statt, der gastgebende Deutsche Handballbund (DHB) erreichte nach einer tollen Turnier-Leistung den dritten Platz. Auch im Land war die Euphorie während des Turniers groß. Rund 20.000 Zuschauer verfolgten die K.o.-Spiele in der Kölner Lanxess Arena und auch vor den heimischen Bildschirmen war das Interesse groß – sehr zur Freude von ARD und ZDF, die wie üblich die Partien mit deutscher Beteiligung übertrugen.

Das Halbfinale gegen Dänemark verfolgten am Freitag, 26. Januar 2024, ab 20:30 Uhr 9,69 Millionen Zuschauer live. Mit Marktanteilen von 34,4 Prozent im Gesamtmarkt und 42,2 Prozent in der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen dominierte das ZDF an jenem Abend den Quotenmarkt. Damit setzt man den erfolgreichen Übertragungen die Kirsche drauf, denn die deutschen Partien erreichten nie weniger als sieben Millionen Zuschauer. Dies gelang auch dank einer konstanten Anwurfzeit am Abend ab 20:30 Uhr. Nur das „Spiel um Platz 3“, das am Sonntag, 28. Januar 2024, gespielt wurde, begann um 15:00 Uhr. Es schalteten entsprechend nur 4,70 Millionen Menschen ein.

In diesem Jahr wechselte das Geschehen nach Dänemark beziehungsweise Kroatien und Norwegen, wo die 29. Handball-Weltmeisterschaft der Männer stattfindet. Für das deutsche Team hielten sich die Reisestrapazen bislang auf einem Minimum, denn gespielt hatte die Mannschaft von Alfreð Gíslason bislang stets in der Jyske Bank Boxen im dänischen Herning. Mit zwei Spielen um jeweils 20:30 Uhr begann das Turnier am vorvergangenen Mittwoch, 15. Januar 2025, vor 4,89 Millionen Zuschauern und 6,23 Millionen Sehern zwei Tage später. Die erste Partie gegen Polen diente als Warmmacher, denn die Marktanteile lagen mit 18,6 beziehungsweise 22,6 Prozent zwar auf einem guten, aber keineswegs überragenden Niveau. Auf diesem Level bewegte sich schon eher das ZDF mit dem Spiel gegen die Schweiz, das für 25,2 Prozent bei allen und 31,1 Prozent sorgte. Anders als beim Heim-Turnier vor einem Jahr war diesmal die zweite Partie die deutlich gefragtere.

Wieder Peak gegen Dänemark
Die dritte Begegnung wurde am Sonntag, 19. Januar 2025, um 18:00 Uhr gespielt. Obwohl die Sendezeit nicht ganz so attraktiv wie zuvor war, durfte sich Das Erste über einen kleinen Reichweitenzuwachs auf 6,33 Millionen Zuschauer freuen. Die Marktanteile verbesserten sich auf 28,9 beziehungsweise 32,5 Prozent. Den vorläufigen WM-Peak gab es wie bei der EM 2024 im Spiel gegen Dänemark. Die WM-Gastgeber dominierten das DHB-Team mit 40:30, das erste Spiel der Hauptrunde sahen am Dienstag, 21. Januar 2025, um 20:30 Uhr 6,53 Millionen Menschen. Die Marktanteile wurden auf 26,9 respektive 33,4 Prozent beziffert. Sogar eine noch höhere Zielgruppen-Quote erreichte das ZDF mit dem Spiel Italien – Deutschland am vergangenen Donnerstag, 23. Januar, als 34,8 Prozent Marktanteil bei den unter 50-Jährigen gemessen wurden.

Nach dem Sieg über Italien, den 5,47 Millionen Handball-Fans sahen, stand bereits vorzeitig fest, dass Deutschland ins Viertelfinale eingezogen war, sodass das Spiel gegen Tunesien an sportlicher Bedeutung verlor. Zur besten Sendezeit schalteten dementsprechend auch deutlich weniger Menschen ein. Die Reichweite sank auf 4,67 Millionen, die für 18,6 Prozent Marktanteil standen. Auch beim jungen Publikum büßte das ZDF deutlich ein, was auch am gestarteten RTL-Dschungelcamp gelegen haben dürfte. Die quotenstarke Reality-Show, die am Samstag 26,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe holte, drückte die Handball-Partie auf 23,4 Prozent.

Im Viertelfinale trifft Deutschland am Mittwoch, 29. Januar, auf das Überraschungsteam aus Portugal. Das Erste überträgt die 20:30-Uhr-Partie. Der öffentlich-rechtliche Sender hofft auf steigendes Interesse in der K.o.-Phase, sodass wie im Vorjahr die Sieben-Millionen-Marke übersprungen wird. Aktuell beläuft sich der deutsche Turnierschnitt auf 5,69 Millionen Zuschauer, womit man genau zwei Millionen unter dem von vor einem Jahr lag (7,69 Mio.). Da die Sendezeiten variierten, liegt man aus Quotensicht aber gar nicht so weit von denen der Heim-EM entfernt. Auf dem Gesamtmarkt stehen 24,4 Prozent 28,8 Prozent aus dem Vorjahr gegenüber. In der Zielgruppe bewegten sich die Spiele mit deutscher Beteiligung aktuell bei 29,6 Prozent (33,2% in 2024).

Gleichauf mit der WM 2023
Verglichen mit der Weltmeisterschaft 2023 in Polen und Schweden liegt das aktuelle Turnier über jenem Niveau von vor zwei Jahren. Die neun übertragenen Spiele lieferten ARD und ZDF im Schnitt 5,26 Millionen Zuschauer sowie Marktanteile von 23,1 Prozent im Gesamtmarkt und 25,0 Prozent in der Zielgruppe. Zur Wahrheit gehört aber auch, das in diese Rechnung auch die Platzierungsspiele nach dem Viertelfinal-Aus eingerechnet sind. Die Duelle gegen Ägypten und Norwegen, die nachmittags um 15:00 Uhr beziehungsweise 13:00 Uhr ausgetragen wurden, sorgten für überschaubare Reichweiten von 2,31 und 3,55 Millionen.

Betrachtet man nur die Partien der Vor- und Hauptrunde, liegt das aktuelle Turnier nahezu gleichauf mit der WM 2023. Die ersten sechs deutschen Spiele verfolgten im Schnitt 5,66 Millionen Zuschauer ab drei Jahren – also rund 30.000 Menschen weniger. Der Marktanteil lag bei 23,4 Prozent. In der Zielgruppe wurden 26,2 Prozent errechnet, was einer Verringerung um 3,4 Punkte im Vergleich zur WM 2025 entspricht. Damals wurden vier Spiele bereits um 18:00 Uhr angeworfen, in diesem Jahr waren es bislang nur zwei.

Während diesmal das erste Hauptrunden-Spiel für die bislang größte Reichweite sorgte, war es vor zwei Jahren das Spiel gegen Norwegen am letzten Spieltag der Hauptrunde. Damals kratzte Das Erste mit 6,99 Millionen an der Sieben-Millionen-Marke, die diesmal noch auf sich warten lässt. Die Entwicklung ist ähnlich wie vor zwei Jahren. Das erste Spiel flog noch etwas unter dem Radar und hatte jeweils weniger als fünf Millionen Zuschauer. Die zweite Übertragung holte jeweils deutlich mehr als sechs Millionen Seher. Anders ist aber, dass auch die beiden weiteren Partien diesmal mehr als sechs Millionen Zuschauer einfuhren. 2023 fielen Das Erste und das ZDF auf 4,75 und 5,01 Millionen Zuschauer zurück, ehe das Turnier in die entscheidende Phase einbog. In diesem Jahr kam der Zuschauerrückgang zum Ende Hauptrunde, als ohnehin das Weiterkommen schon gesichert war.

Das deutsche Team hat nun eine ungewöhnlich lange Pause, ehe das Team um Starspieler Juri Knorr wieder ins Geschehen eingreift. Das könnte dem Ersten in die Karten spielen, denn übersättigt wird das deutsche Handball-Publikum definitiv nicht sein. Für den Fall eines Sieges gilt Dänemark als wahrscheinlicher Halbfinal-Gegner. Und vielleicht ist dann auch noch mehr möglich – sowohl in der Halle als vor den heimischen Empfangsgeräten.

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