Doch das Schönreden hat seit Dienstag eine neue Dimension erreicht: Ein großer deutscher Pay-TV-Konzern (gemeint ist nicht die RTL-Gruppe!) stellte seine Quartalszahlen vor und schnell wurde klar, dass Premiere wohl der einzige Verlierer der diesjährigen Fußball-WM war – mal abgesehen von England und Holland. Satte 35 Millionen kostete der Sonderaufwand für die Berichterstattung, die ohnehin von einer gewaltigen Mehrheit nicht bei Koflers buntem Bezahl-Verein gesehen wurde. Der Reichweiten-Differenz ist wohl in etwa so groß, wie der Größen-Unterschied zwischen New York City und Chemnitz.
35 Millionen weg – was soll’s? „Immerhin haben wir ja wenigstens noch ein paar Abonnenten, die Geld in die Kassen spülen“, wird man sich bei Premiere gedacht haben. Dummerweise gehen die Abo-Zahlen immer weiter zurück, die Kündigungs-Quoten beträgt rund 18 Prozent. Was soll’s? „Diese Entwicklung liegt im Rahmen unserer Erwartungen“, heißt es bei Premiere. Und: „Die Abonnentenbasis ist stabil.“
Na, Donnerwetter! Fast 80.000 Kündigungen in drei Monaten… Das gleicht beinahe dem Mitgliederverlust der SPD nach der Einführung von Hartz I bis IV – und selbst dort begannen irgendwann erste Diskussionen. Nicht so bei Premiere – schließlich soll Chemnitz ja auch ganz nett sein.
