Herr Birbæk, «Die Beste zum Schluss» basiert auf Ihrem eigenen Bestseller. Wie war es für Sie, den Roman in ein Drehbuch umzuwandeln? Gab es Szenen, die besonders herausfordernd waren, filmisch umzusetzen?
Ich bin sehr glücklich und auch etwas erleichtert, dass wir es so gut geschafft haben, denn es gibt einen guten Grund, wieso Adaptionen manchmal nicht so gut werden, wie die Romanvorlage. Unter anderem kürzt man ja einen größeren Teil des Romans weg, Figuren und Handlungsstränge werden rausgestrichen, trotzdem muss die Dramaturgie fix sein und der Ton beibehalten werden. Adaptieren hat einen ganz eigenen Anspruch, ich wundere mich nicht, dass die Oscar-Academy für adapted screenplay eine Kategorie vergibt.
Die Geschichte verbindet humorvolle und emotionale Momente. Wie haben Sie die Balance zwischen Leichtigkeit und Tiefe im Drehbuch entwickelt?
Ich bin Däne, und skandinavisch zu erzählen, ist für mich einerseits normal, anderseits meine Expertise in Deutschland. Ich schreibe sehr leicht über schwere Themen, und das schwierige daran ist unter anderem, Partner zu finden, die das so akzeptieren. Humor wird in Deutschland immer noch nicht besonders ernst genommen, dabei ist Humor ein Geschenk der Götter an uns alle, um besser durchs Leben zu kommen. Meine Figuren leben das vor, egal, wie schlimm die Lage ist.
Der Film lebt von der Dynamik der Figuren, insbesondere zwischen Mads und René. Wie wichtig war Ihnen die Chemie zwischen den Schauspielern Sebastian Ströbel und Franziska Wulf?
Das menschliche ist generell für mich sehr wichtig, denn Verhalten überträgt sich ja. Mit Produzent Stefan Raiser verbindet mich eine Jahreslange, vertrauensvolle Zusammenarbeit, und alleine wie wir beide miteinander umgehen, strahlt ja dann auch auf das Team ab.
Zu Sebastian muss ich sagen, dass er generell ein kluger und extrem belesener Typ ist, und beim Dreh merkt man dann auch, dass er 25 Jahre Set-Erfahrung hat. Er hat Freude daran, auch hinter den Kulissen, für ein schönes Miteinander zu sorgen, und das überträgt sich natürlich dann auch auf das Spiel aller.
Was Franziska angeht, muss ich, zu meiner Schande gestehen, dass ich ihr Spiel vorher nicht gut kannte. Beim Cast hat sie mich dann umgehauen, und beim Dreh erst recht. Die eine Szene im Badezimmer, wo sie weint, ist eigentlich eine Spur zu deep für das Genre, gleichzeitig sind das die Szenen, die einen Film glaubwürdig machen, weil man als Zuschauer merkt, Mensch, das ist ja echt, das berührt mich. Ich liebe ihr Spiel und freue mich auf eine weitere Zusammenarbeit, auch wenn das schwer werden könnte, weil sie nach dieser Leistung vermutlich noch mehr weggebucht wird.
Mads und René sind keine klassische Liebesgeschichte, sondern vielmehr eine besondere Freundschaft. Was hat Sie an dieser Beziehung besonders gereizt, sie zu schreiben?
Freundschaft ist so dermaßen unterschätzt, wir alle sollten sie so wertschätzen, wie Mads und Renè es tun. Im Film haben wir eine ganze Reihe klassischer Romantik-Situationen, aber Mads und Rene küssen sich halt nicht. Sie liegen zusammen im Bett und haben keinen Sex, im Gegenteil, sie machen Witze drüber. Weil sie halt Freunde sind. Neulich meinte ein Freund zu mir: Freundschaft ist die wahrste Liebe. Der Satz kann was.
René erhält eine ärztliche Diagnose, die die Geschichte in eine ernstere Richtung lenkt. Was möchten Sie mit diesem Aspekt über Familie, Verantwortung und das Leben aussagen?
Für mich war es sehr wichtig, Mads vor dieser Entscheidung zu stellen, um zu zeigen, dass wir in Freundschaften nicht weniger Verantwortung haben, als in Liebesbeziehungen. Mads könnte hier ja auch frischverliebt seiner Lust folgen, aber auch in diesem Moment übernimmt er Verantwortung für seine „Freundschaftsbeziehung“. Das ist für mich sehr männlich und diese Loyalität ist eine Kernaussage des Films.
Markus Sehr hat die Regie übernommen. Wie eng haben Sie bei der Umsetzung des Films mit ihm zusammengearbeitet, und wie war Ihre Rolle während der Dreharbeiten?
Markus Sehrs Führung am Set, ist so ungewöhnlich klug und, sorry, pädagogisch wertvoll, dass er alle abholt. Mich auch. Ich war fast täglich am Set und obwohl ich Meinungsstark bin, und viele Regisseure nicht gerne am Set diskutieren, hatten wir Spaß und haben unterschiedliche Ansichten unter Erwachsenen diskutiert und pragmatisch gelöst. Auch hier freue ich mich auf die nächste Zusammenarbeit. Gestern haben wir uns schonmal für Bier verabredet.
Die Kinderdarsteller spielen eine wichtige Rolle in der Patchwork-Familie. Wie haben Sie es geschafft, die Kinderfiguren so authentisch und lebendig zu schreiben?
Meine Schreibe ist generell vielleicht etwas lebendiger, weil ich ein Drehbuch nicht rein als Film-Bedienungsanleitung ansehe, sondern auch die Tonalität des Films vorleben möchte. So mache ich das in jedem Drehbuch, manche mögen das, manchen irritiert das eher. Das entscheidende ist dann aber, die Kinder so zu inszenieren, wie Markus es getan hat.
Inwiefern spiegelt «Die Beste zum Schluss» auch persönliche Erfahrungen oder Beobachtungen aus Ihrem eigenen Leben wider?
Meine Romane habe ich immer semi-biographisch genannt. Das trifft es ganz gut.
«Die Beste zum Schluss» erzählt von Verlust, Neubeginn und der Kraft von Freundschaft. Was hoffen Sie, dass die Zuschauer nach dem Film mitnehmen?
Wir waren mit dem Film neulich auf einem Filmfestival. Bei der anschließenden Diskussion, erzählte eine Frau, dass sie ihre Beziehung gerne unkonventioneller leben würde, was in einer Kleinstadt nicht immer einfach wäre, aber dass der Film ihr Mut gemacht hätte, nach neuen Wegen zu suchen. Ich weiß nicht, ob Kunst viel mehr erreichen.
Arbeiten Sie derzeit an weiteren Romanen oder Filmprojekten? Können wir uns vielleicht auf eine neue Verfilmung freuen?
Danke für das Kompliment. Tatsächlich habe ich soeben die nächste Romanadaption abgeschlossen. «Nele & Paul» ist nicht nur mein erster Roman, der für den deutschen Buchpreis eingereicht wurde, sondern auch die schönste und wertvollste Liebesgeschichte, die ich je geschrieben habe. Mit dem Drehbuch bin ich sehr glücklich, allerdings ist auch diese Geschichte etwas anspruchsvoller, einerseits leichte Komödie, anderseits hartes Drama. Ich hoffe sehr, dass der Film gemacht wird, und wir beide uns dann darüber unterhalten können.
Danke für Ihre Zeit!
«Die Beste zum Schluss» ist am Freitag, den 7. Februar 2025, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
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