Der Südwestrundfunk (SWR) nimmt den nächsten Schritt in seinem Reformprozess, der weitere Einsparungen vorsieht. Der öffentlich-rechtliche Sender hat am Dienstag, 4. Februar, angekündigt, ab dem kommenden Jahr den Umfang seiner Eigenproduktionen schrittweise an externe Produktionsfirmen zu vergeben. Dazu zählen die «Tatort»-Reihen des SWR und die regionale Serie «Die Fallers» sowie die Unterhaltungsformate «Sag die Wahrheit», «Tigerenten Club» und «Schlager-Spaß mit Andy Borg».
„Die Mediennutzung der Menschen verändert sich rasant und mit ihr der SWR. Dabei müssen wir verantwortungsvoll mit den uns anvertrauten Mitteln umgehen und werden deshalb künftig stärker Produktionsfirmen beauftragen, statt in eigene Studiokapazitäten zu investieren. Dadurch gewinnt der SWR an Flexibilität und stärkt gleichzeitig die Produzentenlandschaft“, erklärte SWR-Intendant Kai Gniffke.
Clemens Bratzler, Programmdirektor des SWR für Information, Sport, Fiktion, Service und Unterhaltung, betonte, dass diese strukturelle Entscheidung „keine Entscheidung gegen die Formate“ sei. Sie sollen „hoffentlich noch lange zur DNA des SWR gehören“. Bratzler weiter: „Der schrittweise Ausstieg aus den Eigenproduktionen, die unsere Kolleginnen und Kollegen in exzellenter Qualität und mit viel Herzblut herstellen, ist ein schmerzhafter Einschnitt. Aber wir werden damit beweglicher und schaffen Raum für Neues. Damit machen wir uns zukunftsfest – im Sinne unseres Publikums.“
Michael Eberhard, Direktor des SWR für Technik und Produktion, ergänzt: „Die Kolleginnen und Kolleginnen, auf deren Arbeitsfelder sich die Veränderungen auswirken, werden innerhalb des SWR für neue Aufgaben qualifiziert oder können entsprechend ihrer bisherigen Expertise für die Produktion anderer Formate arbeiten, die wir weiterhin selbst herstellen. Perspektivisch stellen wir uns in der Produktion flexibler auf – das gesamte Leistungsprofil der Technik- und Produktionsbereiche wird auf Kernanforderungen und zukunftsorientierte Aufgaben ausgerichtet.“
Studioflächen in Baden-Baden werden reduziert
Mit der Entscheidung die Produktion an externe Partner zu vergeben, geht auch die Reduktion von Studioflächen am Standort Baden-Baden einher. Die Kurstadt im Schwarzwald soll aber weiter ein wichtiger Standort bleiben, schließlich erfolgt dort die technische Sendeabwicklung für die linearen Fernsehprogramme des SWR, des Saarländischen Rundfunks (SR), des Hessischen Rundfunks (HR), des Bayerischen Rundfunks (BR), des Westdeutschen Rundfunks (WDR) sowie für den ARD Bildungskanal ARD alpha. Zudem kommen aus Baden-Baden die Radiowellen SWR Kultur und SWR3, das junge Programm DASDING und das Radioprogramm des medienübergreifenden Nachrichtenangebots SWR Aktuell, ebenso die SWR Nachmittagssendung «Kaffee oder Tee». Das Innovationslabor „SWR X Lab“, das „ARD Audio Lab“ sowie das SWR-Medienzentrum sind dort ebenfalls angesiedelt.
SWR-Verwaltungsdirektor Jan Büttner erklärte: „Nach dem Bezug des neuen Medienzentrums im Jahr 2023 gibt die jetzt vorgenommene Weichenstellung dem SWR neuen Spielraum, seinen Immobilienbestand perspektivisch weiter zu konsolidieren und dadurch Bewirtschaftungskosten einzusparen. Dieses Geld kommt wiederum dem Programm zugute. Gleichzeitig zahlt dies auch auf die KEF-Forderung zur Verbesserung der Flächeneffizienz ein.“
Die freiwerdenden Mittel sollen auch in die Digitalstrategie des Senders fließen. Die Geschäftsleitung will insbesondere in die Qualität des Journalismus und in neue Technologien wie zur Anwendung Künstlicher Intelligenz investieren. Verbunden damit wird die demografische Entwicklung in den nächsten Jahren genutzt, um den notwendigen Umbau sozialverträglich zu gestalten.
„Der SWR wird auch in Zukunft Maßstäbe bei Information, Kultur und Unterhaltung setzen. Dies gilt auch für den Standort Baden-Baden, zu dem wir uns klar bekennen und den wir als Audiostandort stark halten. Zudem wird hier die ARD Audiothek inhaltlich verantwortet, die wir weiter stärken wollen“, so Anke Mai, Programmdirektorin des SWR für Kultur, Wissen und Junge Formate.
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