Interview

Denise Herrmann-Wick: ‚Es sind die Tiefen und Rückschläge, die einen prägen‘

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Die frühere Sportlerin steht an der Seite von Alexander Ruda bei der Biathlon-Weltmeisterschaften 2025 in Lenzerheide und teilt ihre Einschätzungen mit dem Millionen-Publikum.

Die Biathlon-Weltmeisterschaften in Lenzerheide stehen bevor. Was macht diesen Austragungsort für die Athleten und Fans besonders?
Ich war beim Weltcup in Lenzerheide letztes Jahr als Zuschauer vor Ort und konnte mir ein Bild machen. Die Lenzerheide wird sich als tolle WM-Location präsentieren. Das Wetter wird voraussichtlich super sein, die Strecken sind top und sehr zuschauerfreundlich. Ich hoffe auf einen guten Zustrom an Zuschauern. Die deutschen, österreichischen, französischen und natürlich die gastgebenden Fans werden für ordentlich Stimmung sorgen. Mit Blick auf das Einzugsgebiet und die gute Erreichbarkeit sind die Voraussetzungen für eine tolle und spannende WM gegeben.

Der Biathlon hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen. Was macht Ihrer Meinung nach die Faszination dieses Sports aus?
Es ist einerseits einfach zu verstehen, Treffer oder Nicht-Treffer, aber es ist auch wiederum nicht zu verstehen, wie man schnell laufen und dann unter Belastung schießen kann. Als Zuschauer blickt man mit einem respektvollen Auge dahin. Es ist auch eine Sportart, die seit Jahrzehnten in Deutschland super erfolgreich ist. Von daher ist sie im Wintersport immer präsent. Jedes Weltcuprennen wird live übertragen und jeder Zuschauer kennt sich gut aus. Dazu der große Spannungsmoment, dass sich bis zum letzten Schießen, bis zum letzten Meter noch so viel ändern kann.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Stärke des deutschen Teams? Gibt es Athleten, von denen Sie besonders viel erwarten?
Wenn man die Vorleistungen betrachtet, ist das Podest auf jeden Fall möglich, besonders mit Franziska Preuß oder Selina Grotian, die oft auf dem Podium standen. In den Teamwettkämpfen ist eine Medaille bei den Herren und Damen immer das Ziel, die Mädels haben ja heuer schon zwei Staffelrennen gewonnen.

Welche Bedeutung hat der Biathlon-Nachwuchs für die Zukunft des Sports, und wie können junge Talente besser gefördert werden?
Erfolgreiche Sportler sind als Vorbilder natürlich immens wichtig für den Nachwuchs und motivieren zusätzlich, mal in deren Fußstapfen zu treten. Das war bei mir in jungen Jahren nicht anders. Dafür müssen aber auch die Grundvoraussetzungen passen, dh. Schulsport nicht kürzen, sondern fördern, dazu gute Vereinsarbeit gepaart mit Wertschätzung des Ehrenamtes, um so den Nachwuchs auf eine breite Basis in den Landesverbänden stellen zu können. Der DSV (Anm. Deutscher Skiverband) hat zB. mit seinen Projekten „Sommer-Olympiade“ sowie „DSV on tour“ auch einiges in der Umsetzung.

Sie selbst haben in Ihrer Karriere viele Höhen erlebt. Gibt es Momente, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind, und wie prägen diese Ihre Sicht auf den Sport?
Es sind eher die Tiefen und Rückschläge, die einen prägen. Diese sind oft der Ausgangspunkt für späteren Erfolg, wenn man aus den Fehlern lernt, seine Struktur vielleicht auch mal anpasst und so daraus gestärkt hervorgehen kann. Als es bei mir 2022 im Vorfeld der Olympischen Spiele beim Weltcup in Oberhof nicht wirklich lief und keine guten Ergebnisse kamen, musste ich lernen, loslassen zu können, weg vom Ergebnisdruck, das war für mich nicht leicht. Aber nur so konnte ich dann den Turnaround schaffen. Einige Wochen später wurde ich Olympiasiegerin in Peking, mein größter Erfolg.

Der Biathlon ist eine Mischung aus Ausdauer und Präzision. Wie verändert sich die Trainingsmethodik, um Athleten in beiden Bereichen auf Spitzenniveau zu halten?
Es wird immer spezifischer und wissenschaftlicher. Es gibt Trainer für das Schiessen und Trainer für das Langlaufen, auch für den Kraftbereich. Die Abläufe im Schiessen und die Technik im Laufen entwickeln sich so rasant weiter, hier muss man mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten und dran bleiben.

Die Biathlon-WM ist immer auch ein großes Event für die Fans. Wie wichtig ist die Unterstützung der Zuschauer für die Athleten, und was erwarten Sie von der Stimmung in Lenzerheide?
Man fühlt sich schon getragen von den Zuschauern. Aber am Ende versucht man trotzdem als Athlet, sein Ding zu machen - schnell zu laufen und gut zu schießen. Wenn viele Zuschauer da sind, ist das schön, aber man darf sich nicht davon abhängig machen. Für die Veranstalter hoffe ich natürlich schon, dass die Karten gut verkauft wurden. Die Schweizer waren richtig gut die letzten Rennen, die Vorfreude steigt und wird damit auch der Stimmung vor Ort helfen.

Zum Abschluss: Was erhoffen Sie sich persönlich von den Weltmeisterschaften in Lenzerheide?
Ich wünsche mir ein Wintersportfest in der Lenzerheide mit spannenden Wettkämpfen, einer tollen Atmosphäre und fairen Bedingungen. Unseren Athleten wünsche ich, dass sie ihre persönlich beste Leistung in der Lenzerheide abrufen können, dann wird es auch die ein oder andere Medaille zu feiern geben, da bin ich mir sicher.

Danke für das Gespräch!

Die Biahtlon-Weltmeisterschaft findet im schweizerischen Lenzerheide statt. Diese ist bei ARD und ZDF zwischen 12. und 23. Februar zu sehen.

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