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«Sockenpuppenzoo – Angriff auf Wikipedia»

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Rechte Gruppen haben sich bei Wikipedia eingeschleust und wollen das Narrativ verändern.

Wie sicher ist unser Wissen? Wikipedia gilt als eine der wichtigsten Informationsquellen der heutigen Zeit – offen, demokratisch und für alle zugänglich. Doch genau diese Offenheit wurde über Jahre hinweg systematisch ausgenutzt. Im investigativen Podcast «Sockenpuppenzoo – Angriff auf Wikipedia» decken die Journalisten Christoph Schattleitner und Daniel Laufer auf, wie Rechtsextreme versuchten, die Plattform für ihre Zwecke zu manipulieren. Mithilfe von Fake-Accounts – sogenannten Sockenpuppen – wurden Artikel gezielt verändert, historische Fakten verdreht und politische Debatten beeinflusst. Doch wer steckt dahinter? Und konnten die Täter gestoppt werden?

Wikipedia basiert auf einem einfachen Prinzip: Jeder kann mitschreiben. Doch was passiert, wenn dieses System gezielt missbraucht wird? Der Podcast rekonstruiert, wie sich über Jahre hinweg ein Netzwerk von rechten Trollen in die Online-Enzyklopädie einschlich. Sie legten neue Artikel an, verzerrten historische Ereignisse und versuchten, ihre Ideologien in vermeintlich neutrale Texte einfließen zu lassen. Besonders heikel: Die Spuren dieser Manipulation führen zu netzwerkartigen Strukturen im rechten Milieu, bis hin zu akademischen Kreisen und sogar in die Bundeswehr.

Die Podcast-Serie folgt einer True-Crime-ähnlichen Struktur, indem sie Schritt für Schritt den Spuren der Täter nachgeht. Dabei werden nicht nur die Fake-Accounts untersucht, sondern auch die Menschen dahinter. Wer sind die Drahtzieher? Was treibt sie an? Und wie haben Wikipedia-Nutzer und Journalisten versucht, den „Sockenpuppenzoo“ aufzudecken?

In insgesamt acht Episoden begeben sich Schattleitner und Laufer auf eine investigative Reise, die sie von den dunkelsten Ecken des Internets bis in traditionsreiche Universitätsstädte führt. Auffällig: Immer wieder stoßen sie auf die Stadt Marburg, wo offenbar zentrale Figuren des Netzwerks aktiv waren. Eine Episode widmet sich etwa der Frage, ob ein Marburger Professor in die Manipulationen verwickelt war.

Besonders brisant ist die sechste Folge, in der das letzte Lebenszeichen des Sockenpuppen-Netzwerks analysiert wird. Ein Account, der auch an der Wikipedia-Berichterstattung über die Kölner Silvesternacht 2015 beteiligt war, taucht im Jahr 2016 noch einmal auf – dann verliert sich die Spur. Doch heißt das wirklich, dass das Netzwerk gestoppt wurde?

«Sockenpuppenzoo» ist mehr als ein Medienkrimi – er stellt eine grundsätzliche Frage: Können wir Wikipedia heute noch vertrauen? Der Podcast zeigt eindrücklich, wie fragil das System ist, auf dem viele unserer täglichen Informationen basieren. Er macht klar, dass Desinformation nicht nur ein Problem sozialer Medien ist, sondern auch dort auftaucht, wo wir es am wenigsten erwarten würden – auf einer Plattform, die als objektive Wissensquelle gilt.

Wer sich für investigativen Journalismus interessiert und mehr über die Mechanismen von Online-Manipulation, rechte Netzwerke und die Gefahren für die Demokratie erfahren möchte, sollte diesen Podcast nicht verpassen. «Sockenpuppenzoo – Angriff auf Wikipedia» ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.


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