Dänemark geht unter und niemand kann etwas dagegen tun. Der Klimawandel schlägt unerbittlich zu. Während Schweden und Norwegen mit einem blauen Auge davonkommen, nimmt sich das Wasser unerbittlich die dänischen Küsten vor.
Families Like Ours
- Regie: Thomas Vinterberg. Drehbuch: Thomas Vinterberg, Bo Hr. Hansen.
- Produzenten: Thomas Vinterberg, Mikkel Jersin, Jonas Baggerstedt.
- Kamera: Sturla Brandth Grøvlen, Manuel Alberto Claro. Ton: Peter Albrechtsen.
- Musik: Valentin Hadjadj. Maske: Anne Cathrine Sauerberg.
- Kostüme: Manon Rasmussen.
- Szenenbild: Thomas Greve.
- Besetzung: Amaryllis August, Albert Rudbeck Lindhardt, Nikolaj Lie Kaas, Paprika Steen, Helene Reingaard Neumann, Magnus Millang, Esben Smed, David Dencik, Asta Kamma August, Lucas Max Kaysen Høyrup, Mikkel Rugaard Kjær, Mathilde Aya Bødker, Valde Albert Carey Drasbæk, Bente Anne Sprogøe Fletting, Christian Matschofsky, Stine Schrøder Jensen, Kristian Ibler, Christiane Gjellerup Koch, Lars Niclas Bendixen, Mikkel Hilgart
Thomas Vinterberg hat mit seinem Film «Der Rausch» einige Wellen geschlagen. Bei der Oscar-Verleihung 2021 gewann der Film den Preis für den besten internationalen Spielfilm, und Vinterberg wurde außerdem in der Kategorie Beste Regie nominiert. Zudem wurde er (mit Tobias Lindholm) bei den European Film Awards 2020 für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Bereits 2014 erhielten Vinterberg (und Lindholm) den dänischen Filmpreis Robert für das beste Drehbuch für ihren Film «Die Jagd». Vinterberg ist also durchaus so etwas wie ein Schwergewicht des dänischen Films. Und im Gegensatz zu Lars von Trier, mit dem sie in den 90ern eng kooperierten, kann er auch kontroverse Themen umsetzen, ohne durch inszenierte Skandale jenseits der Kamera für seine Werke bewerben zu müssen. Mit «Families Like Ours – Nur mit euch» hat er sich also des Themas Klimawandel angenommen, diese Thematik aber auf eine überschaubare Zahl von Personen heruntergebrochen. Zum Beispiel ist da die 19-jährige Laura, eine junge Frau, die sich nicht nur mit der drohenden Flucht aus ihrer Heimat auseinandersetzen muss, sondern auch mit den Verwerfungen ihres persönlichen Lebens. Zwischen ihren geschiedenen Eltern hin- und hergerissen, versucht sie, eine Balance zwischen familiären Verpflichtungen und der eigenen Identität zu finden.
Während ihr Vater die Situation mit kühler Pragmatik betrachtet, klammert sich ihre Mutter an die Hoffnung, dass alles doch nicht so schlimm wird. Die divergierenden Perspektiven ihrer Eltern spiegeln die tief gespaltene Gesellschaft wider, die auf eine ungewisse Zukunft zusteuert. Indem Laura zu einer Identifikationsfigur wird, erschafft die Inszenierung eine Figur, die schuldlos in diese Katastrophe steuert. Das macht es leicht, einen Draht zu ihr zu finden. Gleichzeitig zeigt ihre Familie ein Problem innerhalb des Problems auf. Ihre Familie ist wohl situiert und daher durchaus in der Lage, eine mögliche Übersiedlung in ein anderes Land zu planen. Wer das nicht ist, wird wohl in einem Land bleiben müssen, das schrumpft, in dem der Lebensraum knapp wird, in dem niemand mehr Geld investiert, …
Kein Tsunami
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Trotz der dramatischen Ausgangssituation schafft es die Serie «Families Like Ours» nicht, wirklich Funken fliegen zu lassen. Die Figuren sind zu lange mit sich selbst beschäftigt, und die Klimakatastrophe bleibt oft nur eine Nachricht im Radio oder im Internet. Dies führt auf Dauer zu einer ermüdenden Erzählweise, die es den Zuschauern schwer macht, eine emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Die Serie lässt die Spannung vermissen, die notwendig ist, um das Publikum auch bei einem solch ernsten und brisanten Thema zu fesseln.
Besonders enttäuschend wird es, wenn die Klimakrise tatsächlich in den Fokus gerät. Die Serie verliert sich dann sehr oft im erhobenen Zeigefinger und verliert an erzählerischer Kraft. Anstatt den Zuschauer auf subtile Weise zum Nachdenken anzuregen, werden die Botschaften zu offensichtlich und belehrend präsentiert, was die Wirkung der Serie mindert und zu einem schlichten Personendrama herabstuft. Selbst (oder gerade) wenn man die Klimakrise pädagogisch aufbereiten möchte, braucht es einen klaren Spannungsbogen, um das Publikum zu fesseln. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Zuschauer abschalten.
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Am Ende bleibt die Serie überraschend unspektakulär, wenn man bedenkt, welche dramatische Thematik sie eigentlich behandelt. Die großen Potenziale des Themas werden leider nicht ausgeschöpft, und man verlässt die Serie mit dem Gefühl, dass eine große Chance vertan wurde. Ein solch relevantes und aktuelles Thema hätte eine intensivere und durchdachtere Erzählweise verdient, die nicht nur aufrüttelt, sondern auch nachhaltig im Gedächtnis bleibt.
Alle Episoden sind in der Das Erste-Mediathek abrufbar, eine lineare Ausstrahlung finden in der Nacht von Freitag, 21.2., auf Samstag, 22.2.2025 statt, ab 23.10 Uhr.
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