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«Die AWO-Affäre»

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Der Hessischer Rundfunk beleuchtet einen der größten Sozialskandale Deutschlands.

Mit dem Podcast «Die AWO-Affäre» hat der Hessische Rundfunk (hr) eine investigative Reihe geschaffen, die sich einem der größten Korruptionsskandale in der deutschen Sozialwirtschaft widmet. In sechs Episoden wird detailliert aufgedeckt, wie ausgerechnet eine Wohlfahrtsorganisation zum Zentrum von Machtmissbrauch und Vorteilsnahme wurde.

Im Mittelpunkt des Podcasts steht die Affäre rund um die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Frankfurt und Wiesbaden, die 2019 ans Licht kam. Eigentlich mit dem Ziel gegründet, sozial Schwachen zu helfen, geriet die Organisation durch dubiose Geschäfte, hohe Gehaltszahlungen und luxuriöse Dienstwagen in die Schlagzeilen. Insbesondere die Verstrickung des damaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann sorgte für Aufsehen und führte letztendlich zu seinem politischen Sturz.

Der Podcast zeigt, wie ein Netzwerk aus Funktionären und Politikern die AWO für eigene Vorteile nutzte. Im Zentrum des Skandals stehen Jürgen und Hannelore Richter, die als Hauptakteure gelten. Hannelore Richter leitete die AWO Wiesbaden, ihr Mann Jürgen die AWO Frankfurt. Beide sorgten dafür, dass enorme Summen an Steuergeldern und Mitgliedsbeiträgen in fragwürdige Projekte und überzogene Gehaltsstrukturen flossen. Luxus-Dienstwagen, immense Boni und zweifelhafte Personalentscheidungen waren an der Tagesordnung.

Ein entscheidender Aspekt des Skandals war die Rolle des ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann. Seine damalige Ehefrau erhielt eine hochdotierte Position bei der AWO, was den Verdacht der Vorteilsannahme gegen ihn erhärtete. Obwohl Feldmann die Vorwürfe lange abstritt, kam es schließlich zum Prozess. Im Oktober 2022 begann das Verfahren gegen ihn, das seinen politischen Niedergang besiegelte.

Der hr-Podcast setzt sich akribisch mit den Hintergründen der Affäre auseinander. In sechs Episoden schildern die Journalisten die Entwicklung des Skandals von den ersten Enthüllungen bis zu den juristischen Konsequenzen. Dabei kommen Betroffene, Experten und Insider zu Wort. Besonders spannend ist Episode vier, in der ein anonymer Hinweisgeber eine brisante Dokumentensammlung an den Journalisten Daniel Gräber weitergibt und so entscheidende Beweise liefert.

Neben der Korruptionsaufdeckung wirft der Podcast auch grundsätzliche Fragen über Transparenz und Kontrolle in Wohlfahrtsorganisationen auf. Der Imageschaden für die AWO ist enorm. Viele Spender und Mitglieder fühlen sich betrogen, da ihr Geld offenbar nicht den Bedürftigen, sondern einzelnen Funktionären zugutekam.

«Die AWO-Affäre» hat nicht nur das Bewusstsein für Missstände in der Sozialwirtschaft geschärft, sondern auch eine breite öffentliche Debatte angestoßen. Der hr beweist mit dieser Produktion, dass investigativer Journalismus in Podcast-Form ein wirkungsvolles Mittel sein kann, um komplexe Skandale zugänglich und verständlich aufzubereiten. Wer sich für politische Affären, Machtmissbrauch und journalistische Recherche interessiert, findet hier einen informativen und aufrüttelnden Hörstoff.


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