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Der Hintergrund: Die USA versinken im Chaos. Aber nicht wegen eines Mannes wie Donald Trump, sondern wegen eines massiven Cyberangriffs – Stromausfälle, Börsencrashs, Flugzeuge, die vom Himmel fallen. Nichts funktioniert mehr, außer natürlich das Drama. Der Staat: handlungsunfähig. Die amtierende Präsidentin Evelyn Mitchell (Angela Bassett, gewohnt souverän) steht unter Druck. Und dann, so richtig nach Lehrbuch, braucht es einen Mann der alten Schule. Einen Anführer, der noch weiß, wie man Dinge durchzieht. Mullen also. De Niro betritt das Spielfeld. Und? Natürlich: Er hebt die Augenbraue, schaut bedeutungsschwanger, murmelt sich durch Szenen. Wie Staatsmänner das eben so tun.
Visuell macht Zero Day dabei alles richtig – jedenfalls nach dem Netflix-Handbuch für Thriller-Serien mit Prestige: Düster, aber bitte nicht zu düster, ein bisschen Grau-Filter hier, ein paar Neonlichter dort. Irgendwo läuft immer ein Fernseher mit Breaking News im Hintergrund. Die Kamera fährt betont langsam an Gesichtern vorbei, damit wir begreifen: Hier geht es um etwas! Und ja, es sieht alles teuer aus. Nur: Ist teuer auch gut?
Es fängt durchaus vielversprechend an: Spannung, Hektik, Dringlichkeit. Ein bisschen «House of Cards», ein bisschen «The West Wing», ein Hauch von «Mr. Robot». Aber bald zerfasert alles: zu viele Nebenhandlungen, zu viele Verdächtige, zu viele Momente im Stil von „Aber was, wenn es noch jemand anderes war?“ Es wird geredet. Und geredet. Und dann wieder geredet: Die Dialoge wollen scharf sein, sind aber oft nur eine Mischung aus aufgeblasenem Politsprech und Drehbuchautoren mit Verschwörungs-Faible.
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Von der ersten Minute an ist offensichtlich: Diese Serie will sich als großer politischer Thriller verkaufen, als Kommentar unserer Zeit, als brennend aktuelles TV-Erlebnis. Und am Anfang glaubt man das auch. Doch ab einem gewissen Punkt spürt man als Zuschauer überdeutlich: Das hier ist kein Thriller, das ist ein Essay mit Schauspielern. Gut gespielt, solide inszeniert, aber letztlich zu brav und zu berechenbar.
Die Serie «Zero Day» läuft bei Netflix.
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