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Die Verantwortlichen des Privatsenders haben inzwischen ohnehin andere Gesichter im Blick. Jedoch steht auch hier die Frage im Raum, wie langlebig diese Formate sein werden. Aber der Reihe nach: Denn ein anderes RTLZWEI-Erfolgsrezept sind nach wie vor die zahlreichen Sozialreportagen, die geduldig sehr ergiebige Quoten liefern. Erst am vergangenen Donnerstag konnte eine neue «Hartes Deutschland»-Folge mit 5,2 Prozent in der klassischen Zielgruppe überzeugen. Das Zusammenspiel mit einer «Reeperbahn privat!»-Wiederholung im Anschluss funktionierte prächtig, sodass RTLZWEI bis kurz nach Mitternacht die Quote auf 6,7 Prozent steigern konnte und damit Sat.1, Kabel Eins und VOX zu später Stunde hinter sich lassen konnte. Auch am Dienstag lief es mit «Hartz und herzlich – Tag für Tag Rostock» und 5,1 Prozent sehr gut.
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Doch auch im Nachgang erholte sich die Sendung nur spärlich. An den vergangenen beiden Montagen reichte es mit 0,19 Millionen jungen Sehern gerade mal zu 3,7 Prozent. Die Berichterstattung über die Bundestagswahl erdrückte die Millionärsfamilie, die am heutigen Rosenmontag in Köln eine Sonderfolge produziert (Quotenmeter berichtete). Aktuell bewegt sich der Staffelschnitt bei 3,6 Prozent. Der Montag ist aber nicht die größte Baustelle aktuell. Noch tiefer im Keller liegen die Werte in der Mittwochsprimetime. Zwar sorgten «Die Wollnys» vereinzelt für gute Ergebnisse, aber den überwiegenden Teil der Staffel hatte die Großfamilie einen schweren Stand, was an ähnlichen Ursachen lag wie bei den Geissens lag. «Die Wollnys» zählt aber genau wie «Die Geissens» trotz der aktuellen Schwächen noch immer zu den Aushängeschildern des Senders.
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Ab der kommenden Woche wechselt RTLZWEI dann den Gang und setzt auf die ehemalige RTL+-Reality-Competition «Couple Challenge», die in Doppelfolgen gesendet wird. Doch mit Reality-TV hatte RTLZWEI zuletzt auch nicht immer die besten Erfahrungen gemacht. Freilich, «Kampf der Realitystars» hat nach wie vor eine große Strahlkraft, aber im vergangenen Frühjahr ging es gegenüber der 2023er-Staffel massiv bergab. Die Reichweite sank um fast 300.000 Zuschauer, in der Zielgruppe verringerte sich die Quote von 7,6 auf 5,9 Prozent. Auch vom Comeback von «Love Island» dürften sich die Verantwortlichen mehr als 4,0 Prozent erhofft haben – zumal man keine Normalos auf die Insel der Liebe schickte, sondern mehr oder weniger bekannte Realitystars.
RTLZWEI befindet sich mal wieder am Scheideweg. Auf Reality-TV wird der Sender nicht verzichten, zuletzt hatte man auch überraschend die Fortsetzung von «VIPS only!» bekannt gegeben. Auch bei den Familien-Soaps wie «Die Geissens» und «Die Wollnys» ist kein Schlussstrich zu erwarten. Reality-TV hat sich aber dank RTL+ zunehmend ins Streaming verlagert, wo ein Überangebot besteht. Wie gut die RTLZWEI-Formate dort performen, ist wenig bis nicht bekannt. Nichtsdestotrotz bilden die Sozialreportagen die dickste Erfolgs-Säule, die RTLZWEI derzeit im Programm hat. Da dieses Programm bei den privaten Konkurrenten allenfalls an den Programmrändern stattfindet, hat RTLZWEI hier nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal.
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