Fallanalytiker betrachten den Tathergang mit einem ganzheitlichen Blick. Besonders bei komplexen oder ungewöhnlichen Fällen ist es wichtig, tiefer in die Materie einzudringen. Sie konzentrieren sich also nicht nur auf die vordergründige Faktenlage. Die Erstellung eines Täterprofils zusammen mit der Rekonstruktion des Tatablaufes ist sehr wichtig. Auf diese Weise können Aussagen über das Verhalten des Täters, seine Motivstruktur und seine Persönlichkeit getroffen werden.
Ihr Charakter Jan Kawig ist Profiler beim LKA Erfurt. Was zeichnet ihn als Ermittler aus? Gibt es Besonderheiten in seiner Herangehensweise an Fälle?
Jan Kawig kann sich sehr gut auf seine Intuition verlassen. Wenn das mal schief geht, schafft er es sein eigenes Verhalten kritisch zu reflektieren und Fehler einzugestehen. Ich habe ihn im ersten Teil der Reihe sagen lassen, dass er nicht weiterweiß und sich für den Tag verabschiedet. Das stand so nicht im Drehbuch, aber die Regie und die Redaktionen haben das angenommen, und ich bin dafür sehr dankbar. Jetzt im neuen Film kommt es zu einer Situation, in der er offen zeigt, dass er sauer über sich ist, weil er in einem wichtigen Ermittlungsschritt nicht bis zu Ende gedacht hat. Er gibt der Ehrlichkeit den Vortritt vor der Maskerade.
Ein anderer wichtiger Punkt ist ihm die Teamarbeit vor dem Egotrip. Denn Kawig weiß, dass alle nur weiterkommen, wenn das Miteinander gepflegt wird.
In dieser Episode geht es um einen brutalen Vierfachmord mit möglichen Mafia-Verbindungen. Was macht diesen Fall besonders spannend und herausfordernd für das OFA-Team?
Allein die instabile Sicherheitslage des OFA-Teams angesichts einer gut vernetzen Mafia-Organisation, trägt schon viel zur Spannung bei. Herausfordernd ist es nun in dieser angespannten Situation den sensiblen Umgang mit der einzigen Zeugin, einem Mädchen mitten in der Pubertät, zu finden, um herauszubekommen, was tatsächlich passiert ist.
Profiler haben oft einen analytischen, aber auch intuitiven Zugang zu Verbrechen. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet? Gab es Einblicke in die echte Fallanalyse?
Ich hatte das Glück vor unserem ersten Film den damaligen Leiter der OFA Niedersachsen Carsten Schütte kennenzulernen. Durch ihn habe ich einen sehr guten Einblick in diese spezielle LKA-Abteilung bekommen. Auch wenn in den Filmen natürlich eine große Portion Fiktion steckt, hilft mir das Fachwissen in jeder Hinsicht für das Spiel.
Und mr persönlich war es von vornherein wichtig, mit der Rolle Jan Kawig eine Bodenständigkeit und eine gewisse Art der Normalität auszudrücken.
Ihr Ermittler-Duo mit Kristin Suckow als Kriminalpsychologin Annett Schuster ist eine spannende Konstellation. Wie ist die Dynamik zwischen Ihren Figuren?
Sie ergänzen sich beide sehr gut. Einerseits durch ihre Mentalität, andererseits durch ihre unterschiedlichen fachspezifischen Kenntnisse. Auch wenn Annett Schuster eine polizeiliche Grundausbildung hat, ist sie Psychologin. Kawig, als gelernter Zimmermann auch Quereinsteiger bei der Polizei, hat zwar bereits einen längeren polizeilichen Dienst hinter sich, ist aber eben auch nicht durch die Institution der Polizei geprägt. Sie erfüllen somit perfekt die Voraussetzungen, um als Profiler für das LKA zu arbeiten.
Die Dreharbeiten fanden unter anderem im Thüringer Wald statt. Wie sehr prägt die Kulisse die Atmosphäre des Films? Gab es besondere Herausforderungen beim Dreh?
Oh, der Thüringer Wald ist ein toller Spielpartner! Ich finde es immer schön, viele Außenmotive zu haben; im Wald zu drehen ist mir das Liebste. Und der Thüringer Wald hat so viele Facetten. Es sticht sofort ins Auge, dass er für die Atmosphäre unserer Reihe eine große Rolle spielt. Die Herausforderung besteht darin, sich entscheiden zu müssen, welche der herrlichen Möglichkeiten der Kameraperspektive man wählt.
Die Reihe setzt stark auf Thriller-Elemente und psychologische Spannung. Gibt es eine Szene aus „Haus der Toten“, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Was Sie meinen, ist vor allem nach der Fertigstellung des Schnitts zu spüren. Beim Drehen selbst kommt es vor allem auf das Miteinander unter uns Spielenden an. Und da gibt es viele Momente, an die ich mich noch lange erinnern werde.
Neben der Mordermittlung spielt auch die düstere Familiengeschichte eine große Rolle. Wie erleben Sie es als Schauspieler, solch komplexe emotionale Abgründe darzustellen?
In diesem Film liegen die starken emotionalen Momente bei den Episodenrollen. Wie so oft bei den Filmreihen. Als ich zum Beispiel den Kinofilm «Kahlschlag» mit Max Gleschinski gedreht habe, war das wirklich eine sehr komplexe Erfahrung. Über vier Wochen fast täglich an emotionale Grenzbereiche zu stoßen und aufgefordert zu sein darüber hinauszugehen, erfordert letztlich auch Disziplin. Du musst deine Emotionen beherrschen, nicht sie dich.
Sie haben bereits in vielen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Gibt es eine Rolle oder ein Genre, das Sie besonders reizen würde?
Ich würde gern mehr in Tragikomödien mitspielen, weil ich glaube, dass mir das liegt. Aber das psychologische Spiel in einem Thriller oder Krimi macht mir natürlich auch großen Spaß.
«Tod am Rennsteig» könnte sich als spannende Krimi-Reihe etablieren. Können Sie sich vorstellen, weiterhin als Jan Kawig zu ermitteln?
Auf jeden Fall, ich bin bereit.
Das freut uns!
«Tod am Rennsteig - Haus der Toten» ist am Donnerstag, den 13. März 2025, im Ersten zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel