First Look

«Daredevil: Born Again»: A Star is Back

von

Disney+ schickt den Marvel-Helden wieder in Serie: sogar besser als zu Netflix-Zeiten.

Mit «Daredevil – Born Again» verspricht Disney+ nicht weniger als die Rückkehr des blinden Anwalts und nächtlichen Vigilanten Matt Murdock, und damit auch die Wiedergeburt einer Serie, die einst als Juwel des Superheldenfernsehens galt – damals noch bei Netflix, lange bevor man sich bei Disney entschied, auch selbst ein großes Stück vom Streaming-Kuchen abbekommen zu wollen. Nach einer siebenjährigen Abstinenz meldet sich der Teufel von Hell's Kitchen nun zurück auf unseren Bildschirmen, nur diesmal eben in einem neuen Streaming-Zuhause, wohin die einstigen Netflix-Helden schon lange umgezogen sind.

Die Erwartungen waren hoch, die Skepsis ebenso, doch was uns hier präsentiert wird, ist zumindest über weite Strecken eine spannende und düstere Symphonie aus moralischen Dilemmata und astreinen Action-Szenen. Ein einnehmender One-Take-Kampf, roh und ungeschönt, der die Intensität der Netflix-Ära sogar noch übertrifft, lässt da nicht lange auf sich warten. Und schon bei diesen ersten beeindruckenden Sequenzen zeigt sich eine Kameraarbeit, die so intim ist, dass man den Schweiß und das Blut förmlich riechen kann.

Ein besonderes Glück: Der Brite Charlie Cox schlüpft erneut in die Rolle von Matt Murdock, als hätte er nie eine Pause eingelegt. Sein Spiel ist nuanciert, die innere Zerrissenheit zwischen Pflichtgefühl, moralischen Überzeugungen und persönlichen Bedürfnissen auch dramaturgisch schnell wieder so präsent wie damals. Vincent D'Onofrio als Wilson Fisk, alias Kingpin, liefert daneben eine Performance ab, die gleichzeitig einschüchternd und faszinierend wirkt. Sein Bestreben, Bürgermeister von New York zu werden, verleiht der Serie eine politische Tiefe, die angesichts der Präsenz eines verurteilten Verbrechers im Weißen Haus mit zwielichtiger New Yorker Baulöwengeschichte aktueller nicht sein könnte.

Von Anfang an gelingt es der Serie hervorragend, die richtige Balance zwischen Action und psychologischer Charakterentwicklung zu halten. Jede Kampfszene ist choreografiert wie ein brutales Ballett, doch wahrscheinlich gehen einem die vielen stillen, nachdenklichen Momente deutlich intensiver und langwirksamer unter die Haut. Während die Dialoge mit scharfzüngigen Wendungen überzeugen, werden die moralischen Dilemmata angenehm tiefgründig vorgestellt – eine Mischung, die «Daredevil – Born Again» schnell zu einem Highlight des Marvel-Universums macht.

Visuell bleibt die Serie indes ihrem bekannt düsteren Stil treu. Die Beleuchtung gerät sparsam, die Schatten sind tief, was die Atmosphäre von Hell's Kitchen perfekt einfängt. Die Musikuntermalung ist subtil, aber effektiv, und verstärkt die emotionale Wucht jeder Szene. Damit zeigt das Format durchweg, wie Superheldenfernsehen aussehen sollte: roh, emotional und packend.

Die Serie «Daredevil – Born Again» ist bei Disney+ erhältlich.

Kurz-URL: qmde.de/159452
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