Interview

Yvonne Yung Hee Bormann: ‚Sozialisation und Erfahrungen prägen einen‘

von

Das Set der neuen Serie «Marzahn, mon amour» war so realistisch, dass tatsächlich Kunden den Service der Fußpflege aufsuchen wollten, erzählte die Schauspielerin Bormann.

Frau Bormann, wie haben Sie auf die Anfrage reagiert, in einer Serie mitzuspielen, die auf einem autofiktionalen Bestseller basiert?
Ich hab‘ mich unglaublich gefreut, denn Katja Oskamps Roman erzählt so nahbar und schön von verschiedenen Lebensgeschichten aus ihrer Perspektive als Fußpflegerin. Und ich hatte sofort große Lust auf die Rolle der Jenny.

Sie spielen in «Marzahn, mon amour» Jenny, die pragmatische Chefin der
„Beauty Oase Marzahn“. Was zeichnet Ihre Figur aus, und wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

Jenny ist für mich eine starke Kämpferin und Arbeiterin, mit ihren eigenen Werten und Vorstellungen. Die Beauty Oase ist ihr Lebensmittelpunkt, für den sie alles gibt. In meine Vorbereitung flossen neben meinem Handwerk als Schauspielerin natürlich auch Trainings und Hospitationen in Kosmetik-, Nageldesign- und Fußpflegesalons mit ein. Das war sehr spannend und hat auch Spaß gemacht.

Bedeutsam war für mich zudem noch der Aspekt ihres migrantischen Familien- Backgrounds. Sozialisation und Erfahrungen prägen einen, das konnte ich selbst gut nachempfinden.

Die Serie zeigt einen ganz besonderen Mikrokosmos in Marzahn. Wie haben Sie das Flair der „Platte“ am Set erlebt?
Ehrlich gesagt war das für mich jetzt nicht besonders fremd. Ich bin in Bremerhaven aufgewachsen, in ähnlichen Gegenden mit Plattenbauten. Daher hat es sich tatsächlich ein bisschen wie „Zuhause“ angefühlt.

Ihre Figur Jenny steht Kathi anfangs eher skeptisch gegenüber. Wie entwickelt sich das Verhältnis der beiden Frauen im Laufe der Serie?

Anfangs fällt es Jenny schwer zu glauben, dass Kathi tatsächlich von der Schriftstellerin zur Fußpflegerin wechseln kann und im Salon-Alltag bestehen wird. Sie ist nicht so greifbar für sie. Aber dann erlebt sie Kathi, auch im Umgang mit den Menschen und sie wächst ihr sehr ans Herz.

In der Serie geht es um mehr als nur Fußpflege – es geht um Lebensgeschichten. Gab es eine Szene oder ein Thema, das Sie besonders berührt hat?
Alle Geschichten haben mich mit Ihrem jeweiligen Thema bewegt. Besonders berührend war für mich die Geschichte von Mutter und Tochter Nocke. Die Szene, in der man hinter die Fassade der Tochter blickt und ihre schmerzhaften Gründe für Ihr Verhalten erkennt.


Mit Jördis Triebel und Deborah Kaufmann bilden Sie ein starkes Trio. Wie war die Zusammenarbeit mit den beiden?
Unsere Zusammenarbeit habe ich als so wertvoll, lustig, inspirierend und herzlich empfunden. Ich hatte vorher noch nie mit den beiden zusammen gearbeitet und es hat total gepasst, was eine ganz schöne Erfahrung ist.

Regisseurin Clara Zoë My-Linh von Arnim hat bereits mit «Die Zweiflers» Erfolge gefeiert. Was macht ihren Stil aus, und wie hat sie die Atmosphäre am Set geprägt?
Ich kannte Clara bereits aus der Zusammenarbeit für ihren Film «Excalibur City». Sie strahlt für mich eine Ruhe aus, was die Kommunikation und die Atmosphäre am Set angenehm macht. Ihre präzise Vorbereitung spiegelt sich nicht nur wieder in der Recherche, Texten etc., sondern eben auch im Cast, wenn sie für jemanden bei der Besetzung kämpft.

Sie hat ein feines Gespür und genauen Blick, ist ganz nah dran an allen Figuren, fühlt und freut sich mit. Es war eine Offenheit für Fragen und Angebote sowie ein Miteinander auf Augenhöhe da. Und so erlebte ich auch ihren Umgang mit dem gesamten Team.

Wie sehen Sie die Bedeutung solcher Formate für das deutsche Fernsehen? Braucht es mehr Serien, die sich mit dem echten Leben und besonderen Milieus beschäftigen?
Ja, ich finde schon, besonders in den jetzigen Zeiten. Es ist so wichtig für alle Menschen, gesehen und ernst genommen zu werden mit ihren Geschichten, Träumen und eben auch Nöten oder ihrem Schmerz. Und wenn mich die Figuren und Geschichten als Zuschauende berühren oder ich mich auch darin wiedererkennen kann, dann schafft das aus meiner Sicht wiederum Verbindung und einen weiteren Schritt für ein verständnisvolleres Miteinander.

Gibt es eine Anekdote vom Dreh, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Ihre Kollegin Frau Triebel ist dort ja selbst aufgewachsen.
Hm, es gab so viele schöne und auch lustige Momente, vor allem mit Jördis und Deborah zusammen. Zu dritt waren wir ja fast nur in unserem Hauptmotiv, dem Salon. Der war so echt umgestaltet und ausgestattet, dass es auch mal vorkam, dass Leute von der Straße rein kamen und einen Termin buchen wollten. Die mussten wir dann halt leider enttäuschen.

Danke für Ihre Zeit!

«Marzahn, mon amour» ist ab Freiag, 14. März in der ARD Mediathek abrufbar. Am 21. März 2025 laufen die Episoden um 23.50 Uhr im Fernsehen.

Kurz-URL: qmde.de/159514
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