Die Kritiker

«Flucht aus Lissabon»

von

Hans Sigl spielt die Hauptrolle in einem neuen Thriller. Kann der Film überzeugen?

Stab

Darsteller: Hans Sigl, Hana Sofia Lopes, Christoph Franken, Marion Kracht, Nadja Becker, Vassilis Koukalani
Drehbuch: Hans-Hinrich Koch
Regie: Steffi Doehlemann
Bildgestaltung: Oliver-Maximilan Kraus
Musik: Martin Rott
Montage: Melania Singer
Ton: Tomas Kanok
Lissabon, Interpol, BKA, eine entführte Cybercrime-Informantin und eine Software, die eine Wahl manipulieren kann – das klingt doch nach Hochspannung! Und tatsächlich: Aus dieser Prämisse (oder eher: Vermengung von eingängigen Buzzwords) entspinnt sich ein Wettlauf gegen die Zeit, zwischen Geheimdiensten und dunklen Machenschaften, mit moralischen Dilemmata und persönlichen Abgründen. Doch das große dramaturgische Problem folgt auf dem Fuße: Es passiert alles, aber es fühlt sich an, als würde gar nichts passieren.

Denn «Flucht aus Lissabon» hat ein zentrales Problem: Es ist ein Thriller ohne Thrill, ein Wettlauf ohne echtes Rennen. Man sitzt da, schaut auf die Uhr, sieht die Figuren durch malerische portugiesische Straßen hetzen und fragt sich: Warum fühlt sich das alles so egal an?

Hans Sigl als Tom Fährmann, jetzt unter dem Decknamen Tom Hemmrich unterwegs, soll der Getriebene sein, der in eine Mission gezwungen wird, die er längst hinter sich lassen wollte, um eine Informantin zu schützen: eigentlich eine klassische Figur, die mit inneren und äußeren Konflikten ringen müsste. Doch Sigl gibt dem Ganzen eine bemerkenswerte Gleichgültigkeit, die sich durch den gesamten Film zieht. Da erfährt er, dass seine Ex-Freundin Franziska Velten schwer verletzt wurde – doch er wirkt nicht wie ein Mann, der von alten Dämonen eingeholt wird, sondern eher wie jemand, der sich aus Versehen in den falschen Film verirrt hat.

Denn das Drehbuch hat es sich einfach gemacht: Es setzt auf eine tickende Uhr – die Wahl im fiktiven afrikanischen Kitwana steht bevor, die von fiesen finsteren Mächten manipuliert werden soll –, und auf eine Entführung folgt bald eine Maulwurfsjagd im BKA. Der Film hat damit alles, was einen rasanten Agententhriller ausmachen sollte. Aber die Inszenierung bleibt überraschend behäbig. Es gibt Verfolgungsjagden und intensive Bedrohungsszenarien, aber sie fühlen sich an wie eine Checkliste, die einfach abgehakt werden soll.

Dr. Christian Aristides, gespielt von Christoph Franken, soll der große Strippenzieher sein und wirkt dabei doch wie ein Bösewicht aus dem Discounter-Regal: Der Anzug sitzt, der Blick ist kühl, die Skrupellosigkeit selbstverständlich. Was fehlt, ist Präsenz. Da hält er ein Kind als Druckmittel fest, da droht er mit globalen politischen Konsequenzen – und doch bleibt er blass.

Nun ist Lissabon zweifellos eine wunderbare Stadt. Die engen Gassen, die pastellfarbenen Fassaden, das Meer in der Ferne – es hätte die perfekte Kulisse für einen pulsierenden Thriller sein können. Doch hier bleibt sie genau das: eine Kulisse. Statt als eigenständiger Charakter einen einnehmenden Rahmen für das Geschehen zu schaffen, wird sie zur hübschen, aber leblosen Hintergrundtapete degradiert. Im gesamten Film gibt es keine einzige Szene, die einem das Gefühl gibt, dass diese Geschichte genau hier spielen muss. Stattdessen hätte es auch jede andere Stadt sein können, in der Interpol und das BKA um die Wette stolpern.

«Flucht aus Lissabon» hätte, um seiner Prämisse alle Ehre zu machen, intensiv sein müssen, stark und wachrüttelnd von der ersten Minute an. Doch was bleibt, ist ein lauwarmer, wässriger Abklatsch eines Thrillers, ein müder Versuch, aus nicht wenig Potenzial einen Plot zu basteln, der niemals richtig zündet. Am Ende bleibt nur die Erkenntnis: Man hätte sich die Flucht sparen können.

Der Film «Flucht aus Lissabon» wird am Montag, den 17. März um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

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