
Ein Krimi im politischen Zentrum der Welt? Das klingt zunächst nach einer Mischung aus «House of Cards» und «Knives Out», nach Champagnergläsern, die in Zeitlupe zu Boden fallen, nach schattigen Korridoren, in denen Flüstergespräche plötzlich verstummen, nach Staatsgeheimnissen, die hinter vorgehaltener Hand ausgetauscht werden. Und genau das liefert Shonda Rhimes, die Showrunnerin, die bereits mit «Scandal», «How to Get away with Murder» und «Inventing Anna» bewiesen hat, dass sie meisterhaft darin ist, Drama, Spannung und unerwartete Wendungen zu inszenieren.
Das Setting ist perfekt: Während eines exklusiven Staatsdinners im Weißen Haus geschieht ein Mord – und plötzlich wird aus dem Epizentrum der Macht ein einziger Tatort. Die Zahl der potenziellen Täter ist beachtlich: Denn es gibt 157 Verdächtige. Das Weiße Haus hat schließlich sage und schreibe 132 Räume, und damit jede Menge Verstecke für Spione, Agenten, Diplomaten und zwielichtige Gestalten zu bieten, die sich hinter makellosen Manieren und maßgeschneiderten Anzügen verbergen.

Shonda Rhimes hat längst bewiesen, dass sie Drama kann. Doch «The Residence» ist auch für sie Neuland: So dezidiert als Murder-Mystery angelegt war noch keiner ihrer Stoffe. Zudem verspricht sie mit diesem Format nicht nur Spannung, sondern auch Humor – ein Cocktail aus wendungsreichem Thriller und Satire. Denn anders als «Scandal» oder «House of Cards» will die Serie nicht nur düster sein, sondern auch die Absurdität des Washingtoner Polit-Zirkus einfangen.
Die Serie basiert dabei auf dem Buch "The Residence: Inside the Private World of the White House" von Kate Andersen Brower, in dem es vornehmlich um die Menschen geht, die hinter den Kulissen des Weißen Hauses arbeiten – Butler, Köche, Haushälter. Rhimes nimmt sich dieses Material und spinnt daraus ein fiktives Krimi-Drama, das Einblicke in die verborgene Welt hinter den goldenen Vorhängen gewährt, wenn es nicht gerade in ein aus den Fugen geratenes Krimi-Dinner abgeleitet.
Doch Shonda Rhimes wäre nicht Shonda Rhimes, wenn sie nicht auch ein exzellentes Ensemble zusammengestellt hätte. Neben Uzo Aduba als Cordelia Cupp gibt es mit Giancarlo Esposito und Randall Park noch mindestens zwei weitere Hochkaräter, die gekonntes Charakterdrama versprechen. Wird Cordelia Cupp den Fall lösen? Oder ist das Weiße Haus ein so undurchdringliches Labyrinth aus Macht, Lügen und Intrigen, dass selbst die scharfsinnigste Ermittlerin daran scheitern muss? Eine Frage, die «The Residence» schier bis zum Bersten mit Spannung füllt – und damit in mehr als einem Genre zu überzeugen weiß.
Die Serie «The Residence» ist ab 20. März 2025 bei Netflix zu sehen.
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