Eine Journalistin kehrt in ihre Heimat, die Faröer Inseln, zurück, um das Haus ihrer Eltern zu verkaufen. Sie landet mitten in einer gespaltenen Gesellschaft. In ihrer alten Heimat scheiden sich die Geister. Streitpunkt ist „der Grind“ - die traditionelle Waljagd, bei der ganze Grindwalfamilien in eine Bucht getrieben und mit den traditionellen Lanzen im seichten Wasser von Hand getötet werden. Als sie einen ermordeten Aktivisten am Strand findet, beginnt sie zusammen mit dem Dorfpolizisten und ihrem Jugendfreund Bjørn, den ich verkörpere, ihre eigenen Ermittlungen und gerät dabei immer tiefer zwischen die Fronten der Walfänger:innen und Aktivist:innen.
Ihr Charakter Bjørn ist ein Inselpolizist, der zwischen den Fronten steht. Was hat Sie an dieser Figur besonders gereizt?
Sehr charmant finde ich, dass Bjørn eben kein routinierter Profi ist und das hat mich auch am meisten gereizt. Die Krimininalitätsrate auf den Inseln geht gegen Null und er hat schlicht noch keinen einzigen Mordfall behandelt. Das ist ein schöner Kontrast zu den üblichen sehr routinierten Fernsehkommissar:innen. Mir macht es Spaß ihm beim Scheitern zuzugucken und ihn auf seinem Weg aus der Überforderung zu begleiten und dabei zu sein wie er letztlich sogar Blut leckt. So hat er anfänglich schwerste Probleme, sich die lästigen Gummihandschuhe überzuziehen, um dann schließlich wie ein Profi vor der komplexen Mindmap zu stehen.
Der Film behandelt brisante Themen wie den Walfang und den Aktivismus der Tierschützer. Wie haben Sie sich auf diese komplexe Thematik vorbereitet?
Für Naturschutz interessiere und engagiere ich mich eh und von daher bin ich von Haus aus ein bisschen im Thema. Speziell zur Thematik der Grindwal-Jagd gibt es einige gute Dokumentationen, die ich zur Vorbereitung „inhaliert“ habe.
Die Färöer-Inseln sind eine außergewöhnliche Kulisse für einen Thriller. Wie war das Drehen an einem so abgelegenen und rauen Ort?
Auf Inseln zu drehen ist wahnsinnig teuer - weil dort die nötige Infrastruktur nicht vorhanden ist. Deshalb ist ein Teil des Films in Nordirland produziert worden. Die Landschaft ist dort nicht weniger beeindruckend und der auf den Inseln natürlich sehr ähnlich. Belfast ist nicht zuletzt durch «Game of Thrones» ein erprobter Film-Produktionsort und es war eine wahre Freude mit den Menschen zusammenzuarbeiten, die an dieser Erfolgsserie mitgewirkt haben. Und auch an denselben Schauplätzen zu drehen, wo schon Eddard Stark und Co wandelten, ist natürlich auch ein erhebendes Gefühl.
Die Energie dieser nordirischen Landschaft lässt einen jedenfalls verstehen, warum sie Ursprung so vieler Mythen ist, die Luft ist erfüllt vom „Spray“ (so nennen die Nordiren den Regen, der wie aus einem Zerstäuber von allen Seiten kommt) und schmeckt nach Salz und das saftige Gras ist so grün und knackig, dass man fast zum Futterneider der einheimischen Schafe gerät…
Wie war die Zusammenarbeit mit Ihren Kolleginnen und Kollegen?
Es ist bereits der zweite Film, den ich an der Seite von Odine Johne drehen durfte und es war wieder wunderbar. Odine ist eine wahnsinnig „reiche“ Person, wahnsinnig klug und interessiert, sie hat eine große Emotionalität und Empathie, ohne dabei je ins Kitschige abzudriften. Sie hat eine unheimlich schöne und feine spielerische Intelligenz und dabei eine beeindruckende Bodenhaftung, die ich sehr schätze. Ich arbeite immer wieder gerne mit ihr zusammen.
Des Weiteren hatten wir das Vergnügen mit vielen nord-irischen und britischen Spieler:innen arbeiten zu dürfen. Diese haben mich schon bei unserer ersten Leseprobe beeindruckt mit ihrer unendlich konstruktiven Art und Weise zu arbeiten. Die Kolleg:innen aus UK versuchen erstmal alles, um zu verstehen und zu beglaubigen, warum eine Figur tut, was im Skript steht, bevor sie es eventuell hinterfragen oder ändern, wie es bei uns in Deutschland manchmal gemacht wird. Außerdem sind sie spielerisch alle unfassbar gute Handwerker:innen und es ist eine Freude gewesen, mit ihnen zu arbeiten.
Wie haben Sie sich der Dynamik zwischen Ihrem Charakter und Johanna genähert, insbesondere in Bezug auf ihre gemeinsame Vergangenheit?
Für Bjørn ist es als würde ihm ein Geist erscheinen, als er Johanna wiedersieht. Sie spiegelt ihm durch ihre bloße Anwesenheit, wie wenig sich in seinem Leben verändert hat. Während es sie hinaus in die Welt getrieben hat, ist für ihn das meiste gleich geblieben - so auch die Gefühle für Johanna. An ihr haftet eine Welt, die Bjørn noch nie betreten hat und das dürfte sie für ihn nur noch interessanter gemacht haben - auch wenn es ihn ein bisschen schmerzt, sich ihr gegenüber ein bisschen als „Hängengebliebener“ zu fühlen. Die beiden kennen sich von kleinauf - er weiß, wie stur und gefährlich neugierig sie sein kann. Und auch wenn das mit ein Grund ist, warum er sich in sie verknallt hat, führt es gerade in der Rolle als Polizist oft zu einer Menge Schwierigkeiten…
Was hoffen Sie, dass das Publikum aus diesem Film mitnimmt? Gibt es eine Botschaft, die Ihnen besonders am Herzen liegt? Würden Sie die Färöer-Inseln auch als Reisetipp empfehlen?
Ich würde mir wünschen, dass so viele Menschen wie nur möglich, bei den Landschaftsbildern, die sie in diesem Film sehen werden zu einem ähnlichen Schluss kommen wie ich: nämlich, dass diese Welt voller natürlicher Schätze und Reichtümer ist ganz abseits von seltenen Erden, Gold, Gas und Öl und dass niemand diese Schätze schützen wird außer uns Menschen.
Danke für das Gespräch!
«Mordlichter – Tod auf den Färöer Inseln» ist am Samstag, den 29. März im Ersten zu sehen. Der Spielfilm ist bereits am 27. März in der ARD Mediathek.
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