
Die Nachkommen leiden dann unter Symptomen, als hätten sie das Trauma selbst erlebt. Die Folge: erhöhte Verletzlichkeit, irrational erscheinende Ängste, Selbstwertprobleme. Epigenetiker haben herausgefunden: Traumatisierung verändert sogar das genetische Gewebe. Die Vergangenheit lebt also auch in den Zellen weiter. Julien (35) hatte eine typisch deutsche Kindheit, wuchs geliebt und behütet bei seiner Mutter und den Großeltern in einem Frankfurter Vorort auf. Seine Eltern trennten sich früh.
"Ich habe immer das Gefühl, ich muss noch etwas abschließen – aber was? Mein Vater wollte immer in seine Heimat, nach Ruanda, zurück. Es ist ihm nie gelungen", erzählt Julien. Ist es das? Soll er stellvertretend für seinen Vater nach Ruanda reisen? Und vor allem: Findet er dort die Ursache für seinen fremden Schmerz?
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