
Sterling K. Brown verkörpert den Hauptdarsteller Xavier Collins, dem führenden Secret Service-Agenten des Präsidenten. Die Autoren haben das Bild bewusst gewählt, dass die erste Szene von Collins in einem leeren Ehebett stattfindet. Der Rezipient fragt sich selbstverständlich, wo seine Partnerin sei und wieso er nicht schlafen könne. Man sieht Collins an einem Haus vorbei joggen, das sich später als die Präsidentenvilla entpuppt. Außerdem kommt der Alltag mit seinen zwei Kindern zum Vorschein, doch der Elefant im Raum wird nicht angesprochen: Wo ist Dr. Teri Roger-Collins (Enuka Okuma), Xaviers Frau?

Nicht nur der Safe des Präsidenten wurde geplündert, auch andere Ungereimtheiten werden schnell aufgelöst. So stellt Xavier fest, dass das Bildmaterial der Überwachungskameras für Stunden eingefroren war. Bereits sehr schnell wird deutlich, dass nette Kollegen, wohl weniger nett sein könnten. Beim Secret Service versucht jede Person für seine eigenen Belange zu arbeiten. Schnell bekommen die Zuschauer Nicole Robinson (Krys Marshall) zu Gesicht, die mehr als nur geheime Dinge mit dem Präsidenten bespricht.

In üblicher «This Is Us»-Manier springt die Handlung zwischen den Jahren. Immer wieder wird – wie schon einst bei der ABC-Serie «Lost» – kommentarlos zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her gesprungen. Das Stilmittel funktioniert anfangs nur holprig, weil keine Jahreszahlen eingeblendet werden. Allerdings kann sich der Zuschauer schnell daran gewöhnen, weil «Paradise» keine Serie ist, die so seicht ist, dass man nebenher TikTok auf dem Smartphone konsumieren kann. Es gibt zahlreiche Intrigen und Verschwörungen, sodass das Bild durchaus mit einem «House of Cards» der ersten Staffel vergleichen kann.

Eine zentrale Rolle der Serie ist auch die Stadt, in der das Format spielt. «Paradise» spielt in der fiktiven amerikanischen Stadt „Paradise“. Natürlich ist bei solchen Namen der Witz immer, dass sie das Gegenteil eines Paradieses sind. Mit zahlreichen klugen Gadgets wie bargeldlosen Zahlen ist auch die Überwachung möglich. Für diese Untermalung haben die Produzenten auch den Phil-Collings-Song „Another Day in Paradise“ neu einsingen lassen. Die neue Version kommt von Joyner und Cat vs Cat, die wirklich hervorragend zum Setting der Serie passt. Ohnehin spielt die Musik in der neuen Hulu-Serie eine große Rolle.
Weniger Aufmerksamkeit bekommen hingegen Figuren wie Xaviers Tochter Presley (Aliyah Mastin) und Sohn James (Percy Daggs IV). Presley freundet sich – klischeehaft – mit dem Sohn des US-Präsidenten an. Die Handlungsstränge mit Jeremy (Charlie Evans) sind allerdings fast genauso belanglos wie der Kontakt mit dem Nachbar Carl (Richard Robichaux) oder der Bedienung Maggie (Michelle Meredith) in einem Diner. Die Auflösung des Mordkomplotts findet zum Glück in den ersten acht Folgen statt, doch vor dem Finale wurde bereits eine zweite Staffel angekündigt. Die Rezipienten müssen allerdings selbst herausfinden, weshalb es weitere Episoden geben sollte.
«Paradise» kann bei Disney+ gestreamt werden.
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