Die Kritiker

«Mordlichter – Tod auf den Färöer-Inseln»

von

Eine Journalistin kehrt zurück nachhause auf die Färöer-Insel, wo direkt ein Mord auf sie wartet...

Stab

Darsteller: Odine Johne, Jan Krauter, Patrick O'Kane, David Ganly, Rachael Rooney, Henning Baum
Musik: Michael Kamm
Kamera: Eeva Fleig
Drehbuch: Martin Sommer und Christiane Dienger
Regie: Ute Wieland
Die Färöer-Inseln, eine dieser Landschaften, die eigentlich keine Filmkulisse brauchen, weil sie selbst schon wie eine überdramatische Inszenierung wirken. In «Mordlichter – Tod auf den Färöer-Inseln» spielen sie nun unverkennbar die Hauptrolle: rau, düster, abweisend, der perfekte Ort für mysteriöse Verbrechen und alte Familiengeheimnisse. Alles stürzt sich in diese dunklen Fjorde – die Story, die Figuren, sogar die Kamera von Eeva Fleig, die mit jeder Einstellung zu betonen scheint: Hier geht es nicht um Menschen, sondern um die Naturgewalt. Und das funktioniert auch – manchmal.

Odine Johne als Johanna ist die investigative Journalistin mit dem obligatorischen dunklen Geheimnis. Ihre Kindheit? Überschattet vom rätselhaften Tod ihres Vaters auf hoher See. Ihre Gegenwart? Verheddert im lokalen Konflikt zwischen beinharten Walfängern und moralischen Öko-Kriegern. Was als persönliche Spurensuche beginnt, eskaliert bald zur klassischen Krimistruktur, als Johanna auf einer Klippe eine Leiche findet – einen französischen Tierschützer mit einer Lanze im Rücken. Und das ist dann auch der Punkt, an dem sich der Film gleichzeitig in zwei Richtungen entwickelt: Einerseits spannend, düster, atmosphärisch aufgeladen, andererseits ein wenig klischeehaft und zu bemüht um seine politische Botschaft.

Jan Krauter als Inselpolizist Bjørg ist so widerwillig ermittelnd, dass man sich zwischendurch fragt, ob er überhaupt Teil der Geschichte sein möchte. Natürlich kennt er Johanna von früher, natürlich will er keinen Ärger, und natürlich steckt alles viel tiefer, als es den Anschein hat. Und dann ist da noch Henning Baum als Skipper Harms, der wie der alte Haudegen wirkt, der sich in seiner Rolle als Kämpfer für Gerechtigkeit ein wenig zu wohlfühlt. Die Antagonisten? Fast karikaturhaft: Die Grindwaljäger um Jacobsen (David Ganly) und Brandur (Patrick O’Kane) sind so grimmig, dass man sich kaum vorstellen kann, dass sie je etwas anderes tun als düster dreinzublicken und Fischernetze zu entwirren.

Das Drehbuch von Martin Sommer und Christiane Dienger bemüht sich redlich, mehrere Themen unter einen Hut zu bringen: Umweltaktivismus, Tradition gegen Fortschritt, persönliche Traumata, Krimi, Thriller. Viel Stoff, und manchmal eben zu viel. Der Film pendelt zwischen klassischem „Whodunnit?“ und gesellschaftskritischem Kommentar, ohne sich klar für eine Richtung zu entscheiden. Einige Szenen sind durchaus mitreißend inszeniert, mit einer Kamera, die sich Zeit nimmt für das, was die Färöer-Inseln von selbst liefern: Nebelschwaden über dem Wasser, steile Klippen, Häuser, die wirken, als hätten sie die letzten 200 Jahre unverändert überstanden. Doch dann gibt es wieder diese Momente, in denen die Dialoge aufgesetzt klingen, die Konflikte zu sehr an der Oberfläche bleiben, die Figuren fast zu funktional wirken, als dass beim Zuschauer echtes Mitgefühl entstehen könnte.

«Mordlichter – Tod auf den Färöer-Inseln» ist als Film am stärksten, wenn er sich ganz auf seine Stimmung verlässt, wenn die Bilder sprechen, wenn man spürt, dass hier mehr unter der Oberfläche brodelt als nur ein Mordfall, – und er ist am schwächsten, wenn er meint, zu viel erklären zu müssen.

Der Film «Mordlichter – Tod auf den Färöer-Inseln» wird am Samstag, den 29. März um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

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