Dass Lars Becker ihn geschrieben hat und auch wieder einmal Regie führen wird. Ich habe nun 19 Folgen in 20 Jahren gedreht und jedes Mal war er der Autor und der Regisseur – und die vielen positiven Erfahrungen des Arbeitens mit ihm haben mich dazu bewogen, auch in dieser Folge mitzumachen.
Die Geschichte dreht sich um Polizeigewalt, Racial Profiling und eine fatale Kettenreaktion. Wie haben Sie sich auf dieses brisante Thema vorbereitet?
Ich habe jederzeit meine Antennen draußen. Ich versuche, soweit es meine Zeit zulässt, mich informiert zu halten – auch aus verschiedenen Quellen, wo ich dann meine Quersumme ziehe, die mich dann überzeugt.
Ihr Charakter, Hauptkommissar Erichsen, ist oft der Fels in der Brandung. Wie würden Sie seine Entwicklung über die Jahre beschreiben?
Er ist älter geworden (lacht). Ich war gerade beim Deutschen FernsehKrimi-Festival in Wiesbaden, wo ich auch den Ehrenpreis bekommen habe, und da haben die Ausschnitte aus verschiedenen Jahren gezeigt. Ich konnte mir praktisch beim Älterwerden zuschauen. Die Figur selber hat sich gar nicht so sehr verändert.
Nachtschicht – Der Unfall behandelt eine komplexe moralische Grauzone. Wie sehen Sie die Rolle der Polizei in dieser Geschichte?
Komplex, kompliziert und nicht einfach – so wie im echten Leben. Ich weiß, dass Polizisten eine mordsschwere Aufgabe haben und in sekundenbruchteil entscheiden müssen, wie sie sich verhalten müssen. Sie haben von morgens bis abends mit Leuten zu tun, die es mit der Wahrheit und sozialen Verhalten nicht genau nehmen – in echt wäre das kein Beruf für mich und ich bewundere da die Menschen, die sich dafür entscheiden.
Mit Lars Becker verbindet Sie eine lange Zusammenarbeit. Was macht ihn als Regisseur und Drehbuchautor so besonders?
Manchmal denke ich, dass ich eine Art „Alter Ego“ für Lars Becker geworden bin. Und was ich besonders schätze ist, dass der Autor Lars Becker gegenüber dem Regisseur Lars Becker vollkommen uneitel agiert. Wenn es einen besseren Text gibt, dann wird der Regisseur Lars Becker dem Autoren, also sich selbst, nie im Wege stehen. Ich staune auch immer wieder, wie genau mich Lars beobachtet, denn plötzlich tauchen bei Erichsen Sätze auf, die ich so oder ähnlich mal gesagt habe.
Die Besetzung ist hochkarätig. Wie war die Zusammenarbeit mit Maximilian Brückner, Idil Üner und Rocío Luz?
Hervorragend! Das sind alles gestandene, großartige Schauspieler:innen, die als Kolleg:innen einfach große Freude machen. Es sind Profis, die auch nachts um drei Uhr keine Schwäche zeigen. All das mag ich sehr.
Gab es eine Szene im Film, die Ihnen besonders naheging oder schwergefallen ist?
Die Szene, in der es zum Tod in der Unterkunft für Geflüchtete kommt: Es war eisekalt und da so viele in genau dieser Szene beteiligt waren, gab es immer kleine Verbesserungen, die gemacht werden konnten und die Szene wurde dann einige Male wiederholt. Es hat sich definitiv gelohnt, aber dennoch war es die härteste Nacht dieses Drehs.
Der Film stellt die Frage nach Verantwortung und Schuld. Welche Botschaft sollte das Publikum mitnehmen?
Ich weigere mich immer Botschaften mit auf den Weg zu geben: Wir haben nach bestem Wissen und Können gearbeitet und den Rest sollten wir den Zuschauer:innen und Kritiker:innen überlassen.
Nachtschicht ist seit 2003 ein fester Bestandteil des ZDF-Krimiangebots. Gibt es für Sie persönlich ein Ende für Erichsen – oder machen Sie weiter, solange es geht?
Wir wollten immer 20 Folgen schaffen und geben alle jederzeit unser Bestes. Aber die Entscheidung, wie es weiter geht, treffe nicht ich. Auch das geht zum Schauspielerberuf dazu.
«Nachtschicht» mit „Der Unfall“ ist seit 22. März in der ZDFmediathek. Die Fernsehausstrahlung erfolgt am Montag, den 31. März, um 20.15 Uhr im ZDF.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel