Stab
Darsteller: Picco von Groote, Christian Erdmann, Barnaby Metschurat, Marie Schöneburg, Wolf Bachofner, Andreas EulerKamera: Willy Dettmeyer
Drehbuch: Dörte Franke
Regie: Stephan Lacant
Schnitt: Dirk Grau
Musik: Jumpel Dürbeck und René Dohmen
Das Problem ist nur: So richtig will das alles nicht zusammenpassen: Denn ja, optisch ist das alles sehr schön. Willy Dettmeyers Kamera fängt die norddeutsche Tristesse mit einer gewissen poetischen Trostlosigkeit ein, und die Rapsfelder leuchten so gelb, dass man fast vergisst, dass mittendrin eine Leiche liegt, die gleichzeitig die Handlung dieses Films anstößt. Man kann die Möwen schreien hören, das Grau am Himmel ist nie nur einfach Grau, sondern hat mindestens fünf verschiedene Abstufungen. Es sieht alles nach Hochglanz-Nordsee-Romanze aus, bis man sich wieder daran erinnert: Moment mal, es geht hier ja eigentlich doch um Serienmorde.
Und genau hier liegt die erste Schieflage: Das Drehbuch von Dörte Franke und die Regie von Stephan Lacant versuchen, dieses Setting mit einer Psychothriller-Wucht zu kombinieren, die nicht so recht ins maritime Melancholie-Panorama passen will. Eine tote Frau im Rapsfeld, ein Schüler, der den Ehemann des Opfers des Mordes bezichtigt, eine wachsende Zahl verschwundener Frauen – auf dem Papier klingt das nach Hochspannung, auf dem Bildschirm verliert es sich dann aber doch zu oft in ziellosen Dialogen und Ermittlungs-Klischees.
Picco von Groote als Ann Kathrin Klaasen gibt sich Mühe, diesen Fall mit der nötigen Schwere zu tragen, aber sie wirkt oft, als hätte sie selbst nicht so richtig Lust auf das eineinhalbstündige Mäandrieren durch die Rapsfelder. Die innere Zerrissenheit der Figur – die dunkle Ahnung, dass dieser Täter nicht nur mordet, sondern systematisch Beziehungen zerstört – bleibt eher Behauptung als echtes Gefühl.

Bleibt als Fazit: Weder Fisch noch Fleisch (oder Krabbenbrötchen). «Ostfriesenfluch» sieht gut aus, ist solide gespielt, und für Fans eines lauen Krimiabends wird er vermutlich genau das liefern, was sie erwarten. Aber er bleibt auch ein Film, der nicht weiß, ob er wirklich verstören oder nur unterhalten will. Die Wucht eines echten Psychothrillers fehlt, die emotionale Tiefe sowieso. Was bleibt, ist ein Krimi, der sich selbst ein bisschen im Rapsfeld verliert. Wertung: 5 von 10 Ostfriesenwitzen, die nicht erzählt wurden.
Der Film «Ostfriesenfluch» wird am Samstag, den 5. April um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt.
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