Interview

Krimi mit Tiefgang: Andreas Kleinert über den neuen «Barcelona-Krimi»

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Barcelona zeigt sich von seiner düsteren Seite: In der neunten Folge des «Barcelona-Krimis» verschlägt es die Ermittler Xavi Bonet und Fina Valent in ein Viertel voller Spannungen, Selbstjustiz und gebrochener Biografien. Regisseur Andreas Kleinert, bekannt für seine präzise Figurenführung und feinsinnige Inszenierung, bringt nicht nur visuelle Wucht, sondern auch moralische Tiefe in den neuen Fall. Im Interview spricht er über soziale Genauigkeit, die Kraft von Freundschaft und die Herausforderungen beim Dreh in der katalanischen Metropole.

Am 10. April 2025 zeigt Das Erste mit «Der Barcelona-Krimi: Wächter der Stadt» eine neue Folge der erfolgreichen Krimireihe. In der neunten Ausgabe stehen die Kommissare Xavi Bonet (Clemens Schick) und Fina Valent (Anne Schäfer) vor einem besonders brisanten Fall: In einem von rivalisierenden Gangs und selbsternannten Ordnungshütern geprägten Problemviertel Barcelonas wird ein junger Mann tot aufgefunden – ausgerechnet ein ehemaliges Gangmitglied, das sich zuletzt einer Bürgerwehr angeschlossen hatte.

Regie führte erneut Andreas Kleinert, der mit Kameramann Johann Feindt bereits für Filme wie «Lieber Thomas» gefeiert wurde. Im Gespräch mit Quotenmeter verrät Kleinert, was ihn an diesem Krimi besonders gereizt hat: „Mich hat das Milieu der Geschichte gereizt, und ich habe mich um soziale Genauigkeit bemüht.“ Genau diese Haltung prägt auch die Inszenierung: Der Film meidet plakative Schuldzuweisungen und nähert sich den Figuren mit Empathie und Ambivalenz.

Die moralischen Fragen des Films – zwischen Schuld und Vergeltung, Gewalt und Selbstjustiz – behandelt Kleinert „vorurteilsfrei“. Dabei hilft ihm die visuelle Handschrift von Johann Feindt, mit dem ihn eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. „Es ist die Vertrautheit der Zusammenarbeit und das stilistische Können des großartigen Kameramannes Johann Feindt und seine Achtung vor den Menschen, die vor der Kamera zu sehen sind“, so Kleinert.

Gedreht wurde erneut in der katalanischen Metropole selbst – ein Schauplatz, der nicht nur als Kulisse dient, sondern die Atmosphäre des Films maßgeblich bestimmt. „Die Stadt bietet viele spannende Perspektiven, man hat es leicht in Barcelona gute Bilder zu finden“, erklärt der Regisseur. Die größte Herausforderung? „Der Straßenverkehr und die Staus.“

Im Zentrum des neuen Falls stehen neben den Ermittlern auch Pastor Diaz (gespielt von Martin Feifel), der mit seinem Boxclub Jugendlichen eine Alternative zur Gewalt bieten will, und die Nachbarschaftswächterin Isabell Vasquez (Inga Busch). Kleinert beschreibt die Figur des Pastors als „tragische Figur – ein Mann des sozialen Engagements, der auch privat in seiner Liebe zu den Menschen alles richtig machen will und scheitert.“

Die Actionszenen des Films wurden mit Unterstützung von Stuntberatern aus Barcelona umgesetzt. „Dramatische Konflikte sind das Salz in der Suppe und machen einfach Freude, inszeniert zu werden“, sagt Kleinert – auch wenn der Film nicht auf bloße Action, sondern auf vielschichtige Charaktere setzt. Besonders hebt der Regisseur die Weiterentwicklung des Ermittlerduos hervor: „Wir haben uns sehr verstärkt um die Freundschaft der beiden gekümmert und mit Neugierde und Sensibilität ihre private Situation ausgeleuchtet. Das hat komische Situationen gebracht – und sehr schmerzhafte.“

Trotz des regionalen Fokus' sieht Kleinert in der Geschichte Parallelen zu Entwicklungen in Europa, betont jedoch: „Mit Verallgemeinerungen bin ich eher vorsichtig. Aber eine Verrohung der Gesellschaft kann ich auch sehr stark in meiner Heimatstadt Berlin empfinden.“

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