
Die Staffel beginnt mit Zion (Nicholas Duvernay), dem Sohn von Belinda (Natasha Rothwell), die den Zuschauenden bereits aus der ersten Staffel bekannt ist. Auf der thailändischen Insel Ko Samui trifft er seine Mutter wieder, die mittlerweile als Spa-Managerin für die White-Lotus-Kette arbeitet. Während einer Meditationssitzung mit Amrita (Shalini Peiris) kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall: Schüsse fallen, Zion flüchtet panisch – und entdeckt dabei eine Leiche in einem Teich.
Eine Woche zuvor treffen verschiedene Gäste im Resort ein – unter ihnen die wohlhabende Familie Ratliff. Familienoberhaupt Timothy (Jason Isaacs) reist gemeinsam mit seiner Frau Victoria (Parker Posey) und den drei Kindern an: Saxon (Patrick Schwarzenegger), ein Junior-Manager im Familienunternehmen, Piper (Sarah Catherine Hook), eine ambitionierte Studentin, und der schüchterne Lochlan (Sam Nivola). Piper nutzt die Reise angeblich für ihre Universitätsarbeit – de facto dient sie vor allem als Vorwand für einen Luxustrip.


In einer anderen Erzählung begleitet man Rick Hatchett (Walton Goggins) und seine Freundin Chelsea (Aimee Lou Wood). Rick ist zunächst bloß mürrisch und reizbar, entwickelt sich jedoch in späteren Folgen zu einer zentraleren Figur. Als vermeintlicher Produzent versucht er, die ehemalige Filmikone und heutige Hotelbesitzerin Sritala Hollinger (Lek Patravadi) zu beeindrucken. In Wahrheit interessiert er sich aber für deren Ehemann Jim (Scott Glenn), mit dem ihn ein familiäres Geheimnis verbindet. Dieser Handlungsstrang nimmt erst spät Fahrt auf – zu spät für viele Zuschauende.
Ein bizarrer Höhepunkt der Staffel ist der Auftritt von Frank (Sam Rockwell), der in einer wilden Rede über frühere sexuelle Begegnungen, Transidentität und seine Drogensucht referiert – ein typischer „What-the-fuck“-Moment, wie man ihn aus früheren Staffeln kennt. Abgesehen davon bleibt die Handlung weitgehend ereignisarm.

Was die vorherigen Staffeln auszeichnete – komplexe zwischenmenschliche Konflikte, bissiger Humor und gesellschaftliche Reflexion – gerät in der dritten Runde ins Hintertreffen. Viele neue Figuren wirken blass, ihre Konflikte konstruiert. Die spannenderen Erzählungen rund um Hotelpersonal – etwa Sicherheitsmann Gaitok (Tayme Thapthimthong), der sich für die Kollegin Thidapon „Mook“ Sornsin (Lalisa Manobai) interessiert, oder Hotelmanager Fabian (Christian Friedel), der sich nach einem anderen Leben sehnt – können das dramaturgische Defizit nicht ausgleichen. Auch Valentin (Arnas Fedaravicius), ein russischer Gesundheitscoach, wirkt seltsam losgelöst. Die politische Lage, etwa der Ukrainekrieg, wird kurz gestreift, aber nie vertieft.
Obwohl Mike White mit den ersten beiden Staffeln Großes geschaffen hat, bleibt Staffel 3 deutlich hinter den Erwartungen zurück. Vielleicht liegt es am Setting: Die zurückhaltende, ruhige Mentalität Thailands überträgt sich spürbar auf den Erzählrhythmus – Konflikte entstehen spät, Eskalationen bleiben Mangelware. Das Finale deutet interessante Entwicklungen an – doch die spannendsten Geschichten fangen gerade erst an, als die Staffel endet.
Wer als Zuschauer keine emotionale Verbindung zu den neuen Figuren aufbaut, könnte gut daran tun, sich stattdessen erneut Staffel eins oder zwei zu widmen.
Die dritte «The White Lotus»-Staffel kann bei Sky/Wow gestreamt werden.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel