Eine wilde, unterhaltsame, überraschende Achterbahnfahrt der Gefühle durch viele parallele Lebensentwürfe mit emotionaler Tiefe und einer fantastischen Cast.
Wie ist die Idee zur Serie entstanden, und welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in die Geschichte einfließen lassen?
In einem Urkonzept ging es mal um die Orte, die ich loslassen musste, weil ich in meiner Kindheit und Jugend mehrfach umgezogen bin. Das war ein wichtiger biographischer Ausgangspunkt, aber die Idee in ihrer heutigen From ist nach und nach entstanden.
Was fasziniert Sie an der Idee von alternativen Lebenswegen und Parallelwelten? Haben Sie selbst manchmal darüber nachgedacht, was gewesen wäre, wenn Ihr Leben anders verlaufen wäre?
Klar. Ich hab‘, wie gesagt, ja verschiedene Heimatorte hatte und hatte auch verschiedene Berufswünsche bevor ich Autorin geworden bin. Das wirklich Fantastische am Autoren-Dasein ist das man — zumindest in der Phantasie — ja sehr viel Verschiedenes erleben kann.
Toni durchlebt in der Serie viele verschiedene Lebensrealitäten. Was macht sie als Figur für Sie besonders, und wie haben Sie sie entwickelt?
Toni ist eine sehr komplexe Figur, aber der Kern ist für mich ihre unglaubliche Offenheit und ihr Vertrauen in das Unbekannte. Sie landet ja ohne jegliche Vorkenntnisse bzw. Erinnerungen in den verschiedenen Leben. Die meisten Menschen in ihrer Situation würden wahrscheinlich durchdrehen, aber sie fängt die Bälle, die diese ganzen Leben ihr hinschmeißen einfach und jongliert damit. Diese Eigenschaft macht aus ihr schon fast eine Superheldin. Klar, sie macht auch ständig Fehler, aber sie sucht beharrlich und ziemlich unerschrocken ihr Glück. Das hab’ ich an dieser Figur immer geliebt.
Vieles an Toni kenne ich von mir, aber sie ist auch aus der Lektüre des Buches „Third Culture Kids“ entstanden und aus vielen, vielen Stunden im Writers Room mit Mireya Heider de Jahnsen, Dilan Gezaza, Fabian Wallenfels und später auch Brix Vinzent Koethe.
«Parallel Me» verbindet Drama, Comedy und Fantasy-Elemente. Wie haben Sie diese Balance gefunden, und welche Herausforderungen gab es beim Schreiben?
Diese Balance hat viel mit meiner eigenen Sicht auf die Welt zu tun. Man könnte Tonis Geschichte im Grunde auch viel düsterer erzählen, aber ich tendiere zu Humor und Optimismus. Ich wollte auch, dass die Geschichte einem Publikum Spaß macht und Lust darauf, sich selbst auch noch mal ganz neu kennenzulernen.
Die größte Herausforderung beim Schreiben war für so viele Leben und Figuren Backstories zu entwickeln und dabei nicht durcheinander zu kommen, sowie auch neben den Geschichten der einzelnen Leben eine horizontale Figurenentwicklung zu erzählen.
Malaya Stern Takeda, David Kross und Larissa Sirah Herden spielen die Hauptrollen. Waren sie von Anfang an Ihre Wunschbesetzung, und wie haben sie Ihre Figuren geprägt?
Larissa war tatsächlich schon sehr früh mal als Besetzung für Bea angedacht. David hat uns im Kombinations-Casting mit Malaya komplett überzeugt und Malaya mussten wir erst in mehreren Casting-Runden „finden“. Heute kann ich mir allerdings gar nicht mehr vorstellen, dass es jemand anderes hätte spielen können.
Für Malaya haben wir zum Beispiel auch erst nach der Besetzung die Geschichte mit ihrer japanischen Mutter eingefügt. Aber insgesamt hatten sie und auch Larissa noch sehr viele Gedanken und Anmerkungen zu ihren Figuren. Das war eine sehr lebendige Zusammenarbeit, auch mit der Regie, von der die Serie sehr profitiert hat. Insgesamt möchte ich noch sagen, dass ich wirklich tief von kollektiver Kreativität überzeugt bin. Man muss nur die Vielstimmigkeit in harmonische Bahnen lenken.
Die Serie wurde in Deutschland, Thailand und Polen gedreht. Wie wichtig war Ihnen die visuelle Umsetzung der verschiedenen Lebenswelten von Toni?
Sehr wichtig, weil die Räume so viel über ihre Bewohner erzählen. In Beas Wohnung zum Beispiel, die ja eines der Kern-Motive ist, ist sehr viel Liebesmühe geflossen. Zum Beispiel hab ich mit Larissa sogar überlegt, was für Bücher in ihrem Regal stehen könnten und mir dann fiktive Titel für diese Bücher ausgedacht. Die großen Kontraste zwischen der kleinen Segelschule am Meer und der Großstadt und dem Landleben z.B. helfen auch dem Zuschauer die Verlockung dieser verschiedenen Möglichkeiten näher zu bringen.
Gab es Filme oder Serien, die Sie beim Schreiben inspiriert haben, oder vielleicht auch Bücher, die sich mit alternativen Realitäten beschäftigen?
«Täglich grüßt das Murmeltier» hat mich vor Jahren auf die Idee gebracht, der Geschichte ein übernatürliches Element zu geben. Ich dachte plötzlich: die Hauptfigur wacht nicht jeden Tag am selben Tag auf, sondern immer in einem neuen Leben. Das war ein wichtiger Schlüsselmoment in der Entstehungsgeschichte. Der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges war auch eine wichtige Orientierung für den Umgang mit dem magischen Schal. Inspiriert haben mich aber zum Beispiel auch die Odyssee und die Tinder-Swipe-Mentalität.
«Parallel Me» ist die letzte deutsche Serie für Paramount+. Hatte das Auswirkungen auf den kreativen Prozess oder auf bestimmte inhaltliche Entscheidungen?
Als diese Entscheidung fiel, waren wir schon kurz vor oder sogar nach Drehbeginn, das heißt die großen Entscheidungen waren schon gefällt. Es hieß dann vor allem, dass wir bis zuletzt sehr aufmerksam und liebevoll betreut wurden. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass wir dieses unglaubliche Glück hatten, als einziges Projekt zu „überleben“.
Wird es eine Fortsetzung der Serie geben können? Oder haben Sie die Serie schon inhaltlich beendet?
Theoretisch gibt es unendliche Möglichkeiten. Es ist ja eine Geschichte über unendliche Möglichkeiten.
Danke für Ihre Zeit!
«Parallel Me» ist ab Samstag, den 26. April 2025, beim Streamingdienst Paramount+ abrufbar.
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