"Ich sehe nicht die Möglichkeit, in Zukunft mit der Energie und und Kraft zu fahren, mit der ich jetzt fahre", sagte Schumacher am Sonntag nach seinem Sieg in Monza, der ihn noch einmal ganz nahe an den WM-Führenden Fernando Alonso brachte.
Unweit von Kerpen - in Köln - interessiert man sich derzeit wohl weniger für den Kampf um die Meisterschaft, als vielmehr um die Zukunft der Formel 1 im deutschen Fernsehen. Seit Jahren besitzt RTL die teuren Free-TV-Rechte an den sonntäglichen Live-Übertragungen aus aller Welt. Doch ohne Zugpferd Michael Schumacher dürften nicht nur die Zuschauerzahlen spürbar zurückgehen, sondern auch die Werbeeinnahmen.
Ohnehin gingen die Einschaltquoten in den letzten Jahren kontinuierlich zurück - nur in diesem Jahr freuten sich die Verantwortlichen über einen Anstieg. Doch auch hier hatte der Erfolg einen Namen: Michael Schumacher. Nach der verkorksten letzten Saison mit nur einem Sieg verwundert es nicht, dass das Interesse am diesjährigen Titelkampf wieder gestiegen ist.
Tritt nun der "Boris Becker-Effekt" ein?
An alte Höchststände kamen die Formel 1-Übertragungen zuletzt nicht mehr heran. Selbst im Jahr 2001 saßen noch bei schönsten Wetter weit mehr als zehn Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten. Marktanteile von weit mehr als 60 Prozent waren keine Seltenheit. Zuletzt freute sich der Kölner Sender um Chefin Anke Schäferkordt (Foto) - trotz zurückgekehrter Spannung - schon über mehr als acht Millionen Zuschauer.
Das kommende Jahr dürfte für RTL somit sehr spannend werden, denn mit Michael Schumacher verliert man einen nach wie vor starken Zuschauermagneten. Ob deutsche Rennfahrer-Kollegen wie Nick Heidfeld, Sebastian Vettel oder auch Ralf Schumacher das Interesse der Deutschen weiterhin ähnlich hoch halten können, steht noch in den Sternen. Wahrscheinlicher ist wohl eher der "Boris Becker-Effekt", also ein spürbarer Rückgang. Nach Beckers Rückzug aus dem Tennissport und der Erfolglosigkeit der Nachwuchs-Spieler, konnten deutsche Sender nie wieder mit Übertragungen von Tennisspielen punkten. Die Folge: Immer seltener werden die Partien gezeigt - und wenn, dann meist mit äußerst schlechten Quoten.
So viele Zuschauer wie an diesem Sonntag wird RTL wahrscheinlich in der nächsten Zeit ohnehin nicht mehr mit der Formel 1 erreichen können, denn die letzten Rennen dieser Saison werden wegen der Zeitverschiebung nicht mehr am Nachmittag ausgestrahlt. Ein Jahr lang haben die Kölner nun Zeit, um eine Entscheidung zu treffen - dann läuft der Formel 1-Vertrag aus. Verlängerung: ungewiss.