Mit einem Festakt anlässlich seines 100. Geburtstages würdigte das ZDF am Freitag im Mainzer Sendezentrum in Anwesenheit zahlreicher Persönlichkeiten des kirchlichen und öffentlichen Lebens seinen Gründungsintendanten Professor Dr. Karl Holzamer. Der "Jahrhundert-Intendant" sei ebenso "tritt- wie zielsicherer Grenzgänger zwischen Theorie und Praxis, Diplomatie und Strategie, Traditionsbewusstsein und Weltoffenheit" gewesen, sagte ZDF-Intendant Professor Markus Schächter in seiner Begrüßungsansprache.
"Er hatte eine unnachahmliche Mischung aus Milde und Härte, Bescheidenheit und Selbstbewusstheit, Zurückhaltung und Durchsetzungsvermögen, Gewissenhaftigkeit und auch Schlitzohrigkeit". Mit all diesen Eigenschaften habe er maßgeblichen Anteil daran gehabt, "das ZDF in Mainz zur Welt gebracht zu haben" und zu einem der führenden Sender in Europa entwickelt zu haben, fügte Schächter hinzu.
Ziel des Pädagogen und Philosophen Karl Holzamer sei stets die Übermittlung von Information, von Kultur und Bildung, Wissen und Werten gewesen, sagte Schächter. Bereits in der Gründungsphase des ZDF habe er die Weichen für die Zukunft eines wettbewerbsfähigen Qualitätssenders richtig und rechtzeitig gestellt. Holzamer habe nicht nur Rundfunkgeschichte geschrieben, sondern sie als Protagonist auch selbst gemacht. In der Geschichte des ZDF habe er einen festen Platz sicher. Den hat der ZDF-Gründungsintendant jetzt auch äußerlich. Der zentrale Platz vor dem ZDF-Sendebetriebsgebäude auf dem Mainzer Lerchenberg heißt künftig "Karl Holzamer-Platz".
Zum Festakt im ZDF-Sendezentrum waren auch die Nachfolger Holzamers im Intendantenamt gekommen: Dr. h.c. Karl-Günther von Hase und Professor Dr. h.c. Dieter Stolte. Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl, damals als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident ein Wegbegleiter des ZDF-Gründungsintendanten, sagte in seiner Geburtstagsansprache, Karl Holzamer habe das Zweite Deutsche Fernsehen gegen mancherlei Widerstände zur größten Fernsehanstalt Europas aufgebaut: "Er tat das in der ihm eigenen Weise: mit philosophischem Gleichmut, mit einer ungeheuren Schaffenskraft und mit großem Stehvermögen. Er glaubte an seine Aufgabe".
Zur Person: Prof. Dr. Karl Holzamer
Karl Holzamer wurde am 13. Oktober 1906 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte Philosophie, Pädagogik, Psychologie, Romanistik und Germanistik an den Universitäten München, Frankfurt, Paris und an der Pädagogischen Akademie Bonn. 1929 promovierte er inMünchen zum Dr. phil. und legte danach die Staatsprüfung für das Lehramt an Volksschulen ab. Seine Medienlaufbahn begann er 1931 als Assistent der Pädagogischen Abteilung des Westdeutschen Rundfunks in Köln. 1936 berichtete er in einer der ersten Tonband-Reportagen von Bord einer "Heinkel 111" über die damals neu eingerichtete Lufthansa-Linie Köln-Dortmund-Berlin. Während des Krieges war er Hörfunk-Berichterstatter.
Nach französischer Kriegsgefangenschaft war Karl Holzamer an der wiederbegründeten Mainzer Johannes Gutenberg-Universität tätig, von 1952 an als ordentlicher Professor für Philosophie, Pädagogik und Psychologie. Am 12. März 1962 wurde er zum Gründungs-Intendanten des ZDF gewählt, das ein Jahr später auf Sendung ging.
Karl Holzamer ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, darunter des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Schulterband, des Großkreuzes des päpstlichen Gregorius-Ordens, des Verdienstordens des Landes Rheinland-Pfalz, der Hans Bredow-Medaille, des Hans Bausch Media-Preises, des Adolf Grimme-Preises und des "Premio Capo Circeo", einer Auszeichnung der Vereinigung deutsch-italienischer Freundschaft unter dem Patronat des Präsidenten der Europäischen Kommission. Er ist Ehrenbürger der Stadt Mainz.