Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Olaf Rehahn (Teil I)

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Im Interview an diesem Wochenende ist Szenenbildner Olaf Rehahn, der unter andere die Kulissen der Sat.1-Telenovelas, «Unter den Linden» und der neuen ARD-Serie «Rote Rosen» entwarf. Mit Quotenmeter.de sprach er über die alltäglichen Herausforderungen.

Herr Rehahn, Sie haben die Deko für «Verliebt in Berlin» entworfen, jetzt zeichneten Sie sich für das Set von «Schmetterlinge im Bauch» verantwortlich. Jedes Set hat einen ganz eigenen Stil – was unterscheidet die beiden Dekorationen?
Bei «Schmetterlinge im Bauch» wollten wir unsere beiden Protagonisten Nelly und Nils in eine Situation bringen, in der sie sich immer sehen können, ohne sich ständig zu begegnen. Wir hatten das Glück, dass wir in den Parkstudios ein tiefes Becken haben, das die Möglichkeit bietet, eine Art Hofsituation herzustellen, so dass Nelly und Nils sich über den Hof hinweg anschauen können.

Nelly und Nils sehen sich durch zwei Fenster. Gab es da Probleme beim Bau?
Für eine Dekorationsbaufirma ist das kein Problem, so etwas herzustellen. Für uns als Planer war es schwieriger: Der Zuschauer sollte – wenn möglich – vergessen, dass wir in einem Studio drehen. Das ist die eigentliche Herausforderung bei allen Dekorationsbauten, vor allem wenn man - wie bei «Schmetterlinge im Bauch» - auch einen Außenraum abbildet und darstellt.

Wie handwerklich begabt sind Sie denn selbst?
Ich habe eine Ausbildung als Architekt und habe in diesem Beruf auch gearbeitet. Ich glaube, man muss nicht zwingend selbst handwerklich begabt sein. Ich bekomme aber zumindest einen Nagel in die Wand und kann auch einen Dübel versenken – also stehe ich da nicht total auf dem Schlauch. Grundsätzlich muss man so etwas aber nicht können, sondern sollte eher Ahnung davon haben, wie gewisse Fertigkeiten auch technisch umzusetzen sind.

Haben Sie eine Lieblingsdekoration bei «Schmetterlinge im Bauch»?
Ja, es gibt immer eine Lieblingsdeko, weil es immer Dinge gibt, die einem am meisten Spaß gemacht haben. Meine persönliche Lieblingsdekoration ist die Wohnung von Nils. Die Einrichtungsart und das Wohnambiente gefallen mir persönlich einfach am Besten. Darin würde ich mich auch wohl fühlen. Bei einer anderen Produktion, zum Beispiel bei «Verliebt in Berlin», hat mir die Wohnung der Plenskes am besten gefallen. So würde ich zwar nie wohnen wollen, aber dennoch hatte diese Dekoration etwas Besonderes. Das Planen und Einrichten hat nicht nur mir, sondern dem ganzen Team am meisten Spaß gemacht.

Wenn wir ein Studio einrichten, dann wächst das Team auf rund 15 Personen an, da entwickeln sich dann auch in den Gruppen der Mitarbeiter bestimmte Vorlieben für manche Räume. Ein großes Lob muss ich im Übrigen auch unseren Dekorationsbaufirmen aussprechen, denn das ist das letzte Gewerk, was dann dafür sorgt, dass alles auch wirklich realistisch aussieht. Da muss man manchmal auch etwas mogeln – ein aus Holz gebauter Träger muss am Schluss eben wie ein Eisenträger aussehen. Und das hat das Team bei «Schmetterlinge im Bauch» echt gut hinbekommen.

Macht es Ihnen allgemein mehr Spaß Wohnungen einzurichten als Geschäftsräume?
Nein, das kann man so nicht sagen. Gerade der Bio-Supermarkt bei «Schmetterlinge im Bauch» hat super viel Spaß gemacht, weil man ja selber auch viel in Geschäften einkaufen geht und viele Dinge beobachtet. Man hat dann im Studio die Möglichkeit, eine Mischung zu der jeweiligen Figur zu ersinnen, die dann ein Spektrum des eigenen Gesamteindrucks von Biomärkten widerspiegelt. Das geht vom Brotregal bis zur Beschriftung auf bestimmten Dingen, die wir ja selber herstellen müssen. Es muss ja alles werbefrei sein. Was meinen Sie, wie viel Spaß es macht, ganz eigene Produkte zu entwerfen. Das war ein wirkliches Highlight.

Besonders gut gelungen ist die kleine Terrasse von Nils, die wirklich wahnsinnig echt aussieht. Sind Sie da besonders stolz auf sich?
Ich bitte öfter Freunde von mir zu schauen, wie eine Dekoration wirkt. Zudem habe ich noch meine über 80 Jahre alte Mutter, die eigentlich meine härteste Kritikerin ist. Sie kennt sich damit wirklich aus – und sagt mir, wenn ihr etwas nicht gefällt. Wenn es gelingt, eine Atmosphäre glaubhaft darzustellen, liegt das zu 60 Prozent an dem, was wir bauen und zu 40 Prozent daran, was der so genannte lichtsetzende Kameramann für ein Licht erzeugen kann.

Über Nils’ Hof ist teilweise sogar der Himmel zu sehen. Wie wird das technisch umgesetzt?
Ja, das ist ein kleiner Trick von uns und den Kameraleuten. Wir machen das nicht im Green Screen, sondern auf eine andere Art und Weise. Wir schneiden das mit einer Art „banalisierten Motioncontrol“ in der Postproduction zusammen. Wir haben eine Kamerafahrt über ein Bauteil, lassen diese Kamerafahrt aber im Außenraum stattfinden. Die gleiche Kamerafahrt stellen wir dann noch einmal identisch für das Studio her. Direkt über diesen Bauteilen kann man dann schneiden. Bei «Schmetterlinge im Bauch» ist dieses Bauteil eine Balkonbrüstung. Die Brüstung gibt es einfach doppelt.

Im zweiten Teil des Interviews, der am kommenden Sonntag erscheint, spricht Rehahn dann über Fußbodenmalerei und die Tatsache, dass seine Kulissen zu «Unter den Linden» schon längst wieder abgerissen sind.

Kurz-URL: qmde.de/17007
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