«Kreis runde Sache»: Nackte Boxer

An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Sex und Gewalt im Fernsehen.

Wenn das mal nicht wieder ein völlig neuer Diskussionsansatz ist: Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Grünen-Politikerin Renate Künast sind ausnahmsweise mal nicht verschieden wie Ferrari und Trabant, sondern einer Meinung.

Das Fernsehen macht’s möglich: Zu viel Gewalt werde dort gesendet und auch das Nachtprogramm von DSF und 9Live scheint bei den Politikern in Ungnade gefallen zu sein, wie sie in einer Talkshow gemeinsam feststellen. Offenbar scheint es desöfteren vorzukommen, dass sich die Fraktionsvorsitzende der Grünen des Nachts ein gescheites Programm sucht und dabei auf anstößige Inhalte trifft, von denen sie sich ausgiebig ein Bild machen muss.

Wie dem auch sei: Ganz Unrecht hat Frau Künast in ihren Überlegungen nicht. Fraglich ist nur, warum alle Jahre wieder die gleichen Debatten beginnen – mit der Folge, dass sich nicht das Geringste verändert. Anstelle des kompletten Nachtprogramms wechselt das DSF wohl höchstens die leicht bekleideten Damen zwischen den Werbespots aus.

Den Innenminister stören hingegen die vielen Boxübertragungen bei ARD und ZDF – in Verzicht sollen sich die Sender üben, fordert er. Da fragt sich die geneigte Zuschauerschar doch allmählich, was demnächst so alles auf sie zukommen wird: Womöglich werden Länderspiele der Fußball-Nationalmannschaft bald nur noch vier Stunden zeitversetzt ausgestrahlt, um alle groben Fouls mit Pixeln versehen oder gegebenenfalls herausschneiden zu können. Oder wie wäre es mit einem Berufsverbot für nackte Boxer? Doch diese Ideen werden bestimmt erst in einem Jahr vorgeschlagen – wenn das Thema wieder von vorne beginnt.

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Freitag - natürlich bei Quotenmeter.de.