Sie ist DIE Göttin schlechthin: Liz Taylor. Majestätisch thront bzw. wohnt die Diva auf den Hügeln von Los Angeles. Bodyguards umschwirren sie wie Engel. Dagegen ist eine Audienz beim Papst wie ein Termin bei einer Vorzimmer-Dame. Liz ist der Oscar jeder Journalisten-Laufbahn, das Interview in ihrer Prachtvilla in Bel Air war mein bisheriges Highlight. Der beginnende Krieg, die Proteste draußen vor der Tür, der Diebstahl unserer Kameraausrüstung heute – alles scheint plötzlich Nebensache. Gerade noch berauscht, fühle ich mich auf dem Weg zum nächsten Termin schon wie auf Entzug. Willkommen in der Realität. Im Autoradio Säbelrasseln, am Straßenrand eine Anti-Kriegs-Demo.
Vom Himmel der Stadt geht’s abwärts. Wir sind auf dem Weg zu Heidi Fleiss. Heidi war Nobel-Zuhälterin und ist gerade erst aus dem Knast entlassen worden. Was sie über die feinen Herren Hollywoods zu erzählen hat? Zitat: "Die Stars sind geizig, wollen alles umsonst, weil sie berühmt sind. Gestöhnt haben sie vor allem nur wegen der Preise." Das passt alles irgendwie so gar nicht ins saubere Glamour-Image. Wie es bei Liz Taylor so aussieht, was uns Heidi Fleiss über Charly Sheen und Konsorten zu erzählen hat, wie die Stimmung in L.A. zwischen Krieg und Oscar ist, wo jetzt auch der rote Teppich wahrscheinlich ausfällt. Bis dahin. Miriam Pielhau