Der Grund für die neue Situation heißt TNT - gemeint ist damit das französische digitalen Antennenfernsehen, das zahlreiche neue Wahlmöglichkeiten in die Haushalte brachte. Das digitale TNT-Angebot enthält nun 18 Programme - bislang war der Wettbewerb in Frankreich in der Mehrheit der Haushalte auf fünf Programme beschränkt, da 65 Prozent der französischen Haushalte ihr Programm über analoge terrestrische Frequenzen und die Hausantenne empfangen haben.
Das terrestrische Digitalfernsehen habe mit einer Endausbaustufe von über 60 Prozent der Haushalte in Frankreich "herausragende Bedeutung" für die Verbreitung des Kultursenders, teilte ZDF-Intendant Markus Schächter dem ZDF-Fernsehrat in einer Vorlage zu Stand und Entwicklung von Arte mit.
Die beiden benachbarten Fernsehmärkte hätten beachtliche strukturelle Unterschiede, erläuterte Schächter. In Deutschland soll der Umstieg von analoger auf digitale Fernsehverbreitung über Kabel, Satellit und Terrestrik bis zum Jahr 2010 erfolgen. In Frankreich wird der digital-terrestrische Umstieg voraussichtlich bis 2011 abgeschlossen sein. Für den Fernsehempfang über Kabel und Satellit gebe es in Frankreich indessen bis heute noch keine verbindliche Umstiegsentscheidung.
Neben die bisherige Rolle des "Broadcasters" werde in der "Vielkanalwelt des digitalen Zeitalters" zusätzlich die Rolle des Inhalteanbieters für Abrufdienste treten, sagte Schächter. Arte müsse dafür sorgen, dass der Sender in beiden Rollen seine wichtige Position in der Wahrnehmung der Zuschauer behalte. Von großer Wichtigkeit sei es, dem Sender auf den verschiedenen Verbreitungsebenen die Auffindbarkeit zu sichern und dafür Sorge zu tragen, dass er in den künftigen elektronischen Programmführern der verschiedenen Anbieter angemessen berücksichtigt werde.
Und wie möchte Arte gegen die härte Konkurrenz bestehen? Neue Wege will man unter anderem bei der Verbreitung von Fernsehinhalten über das Internet gehen. Neben dem Live-Streaming von Programm wird Arte für eine erste Periode von sieben Tagen den Zuschauern versäumte Programme auch kostenlos als reines Streaming-Angebot zur Verfügung stellen. Entsprechende Verhandlungen mit den Urheberrechtsverbänden und Produzenten werden gegenwärtig geführt, hieß es.
Auch auf dem Feld des Abruffernsehens, rüste sich Arte für die Zukunft. In Frankreich bietet Arte-France über Breitband seit einem Jahr Video-on-Demand an. Aus urheberrechtlichen Gründen werden die Sendungen mit einer Rechtesicherungssoftware ausgespielt. Vom kommenden Jahr an will Arte in Frankreich dann auch deutsche Produktionen anbieten. Das ZDF habe bereits zugesagt, dafür Programme zur Verfügung zu stellen.