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Von Preiserhöhungen und Erklärungsversuchen

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Rund 2,5 Millionen Bestandskunden von Kabel Deutschland haben in diesen Tagen Post bekommen. Ab dem 1. März müssen sie für ihren Kabelanschluss 2,07 mehr zahlen. Eine satte Erhöhung. Manuel Weis ging der Frage nach, warum die KDG so heftig erhöht und machte den Vergleich: Bei welchem Anbieter kommt der Kunde aktuell am günstigsten weg?

Rund 2,5 Millionen Bestandskunden von Kabel Deutschland haben in diesen Tagen Post bekommen. Der Inhalt: Ein Hinweis auf eine Preiserhöhung des Kabelanschlusses und zugleich ein Treueangebot. Der Preis würde sich zum 1. März um 2,07 Euro auf 16,90 Euro erhöhen – alle Programme könnten wie bisher empfangen werden. Hinzu käme ein besonderes Treue-Abo: Kabel Deutschland wünscht sich, dass die Kunden auf das digitale Fernsehen umsteigen und bietet dafür einen kostenlosen Digital Receiver, der den Empfang von insgesamt 76 digitalen TV-Sendern gewährleistet. „Wir haben die Preise zum ersten Mal seit viereinhalb Jahren angehoben. Ab März 2007 müssen unsere Kunden nun denselben Preis bezahlen, den unsere Neukunden schon seit April 2006 zahlen“, erklärte Sprecher Matthias Winter im Gespräch mit Quotenmeter.de.

Auch er weist auf das Treueangebot hin, dass Kunden neben einem Receiver auch einen Monat kostenlos Kabel Digital Home und drei Freifilme von Select Kino beschert. „Wer bereits einen Receiver besitzt, weil er Premiere Kunde ist, kann den neuen Receiver an einem zweiten Fernseher anbringen“, schlägt Winter vor. Auch eine Freischaltung auf dem bereits vorhandenen Receiver sei technisch möglich. Warum aber die Preiserhöhung um satte 2,07 Euro für den reinen Kabelanschluss? „Wir investieren mit Abstand am meisten in die Netze und rüsten diese um, damit sie für das digitale Fernsehen tauglich sind,“ erklärt Winter. Natürlich trage auch die Mehrwertsteuererhöhung einen Teil dazu bei, dass die Preise steigen. Dass die Kosten der Digitalisierung dann auch auf Kunden umgelegt werden, die gar kein digitales Programm von Kabel Deutschland empfangen, mag ungerecht sein, ist aber Teil der Strategie. Fakt ist: Kabel Deutschland ist mit 16,90 Euro monatlicher Gebühr mit Abstand der teuerste große Kabelnetzanbieter für all diejenigen, die nur analoges Fernsehen empfangen. „Wir sind sicher, dass uns unsere Kunden trotzdem die Treue halten, weil wir ihnen ein tolles Produkt bieten,“ so Winter.

Zwar erhöhen auch Ish und Iesy die Kabelpreise, aber bei Weitem nicht um 2,07 Euro. Stefan Susbauer von Unity Media erklärte Quotenmeter.de: „Ab 2007 kostet ein Kabelanschluss in NRW und Hessen 15,49 Euro. Die Preiserhöhung wurde notwendig, weil die Energiekosten in den vergangenen Monaten angestiegen sind und weil die Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte erhöht wird,“ sagt er. Zudem würde das Unternehmen derzeit in mehr Kundenservice investieren. Rund 300 neue Stellen würden so geschaffen werden – Kabel Deutschland hat im Gegenteil Stellen abgebaut.

Für 1,41 Euro zusätzlich im Monat bieten die Kabelanbieter Ish und Iesy Kunden mit Einzelnutzervertrag zusätzlich einen Digitalreceiver, Zugang zu Blockbustern auf Abruf, das Freitagsspiel der 1. Bundesliga live, sowie sämtliche Digitalprogramme der Öffentlich-Rechtlichen Sender. Wer das komplette Paket erhalten möchte, zahlt demnach 16,90 Euro – den Betrag, der im KDG-Gebiet alleine für den Kabelanschluss fällig wird. Wer sich also für das digitale Fernsehen entscheidet, der zahlt bei Ish, Iesy und KDG gleich viel. Bei den beiden ersteren kommen reine Analog-Kunden aber günstiger weg. Ist das nicht unfair? „Nein“, sagt Kabel Deutschland-Pressechef Stefan Schott. „Wir wollen immer mehr Kunden für das digitale Fernsehen gewinnen, weil wir sicher sind, dass es das bessere Produkt ist. Digitale Kunden sind auf Dauer glücklichere Kunden," erklärt er. Deswegen sei es bewusst so gewählt, dass das digitale Fernsehen nicht einen Cent teurer ist als das analoge.

Keine Kündigungswelle eingetreten
Bereits im September hatten Ish und Iesy ihre Kunden über die bevorstehende Preiserhöhung informiert. Sprecher Susbauer gab zu: „Wir haben eine gewisse Kündigungsrate einkalkuliert.“ Diese sei aber nicht eingetreten. „Es gab keine Empörungswelle und keine nennenswerten Kündigungen“, resümiert er. Dies könnte möglicherweise auch damit verbunden sein, dass man die schlechte Nachricht mit einer guten verbunden habe und dem Kunden nun preisgünstig viele andere Angbote zur Verfügung stellen kann.

Mit der möglichen Grundverschlüsselung über Satellit habe die Preiserhöhung nichts zu tun. „Wer denkt, dass wir die Preise erhöhen, weil das Fernsehen für Sat-Kunden möglicherweise auch teurer wird, der irrt“, sagt Susbauer. Grundsätzlich würde er eine Verschlüsselung aber befürworten – nicht nur bei den Privaten Sendern, sondern auch bei den Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalten. „ARD und ZDF könnten viel besser haushalten, sie würden eine Menge Geld sparen“, erklärt er. Derzeit müssten die Sender ihre Rechte für den gesamten Europäischen Raum kaufen, dabei sei es vollkommen unnötig, „das Programm auch noch bis zur Westspitze Russlands zu senden“. Mit einer Grundverschlüsselung könnte man erreichen, dass das Programm nur dort gesehen wird, wo es auch zu sehen sein soll – dies konnte die Kosten für Programmrechte und somit auch die GEZ-Gebühren reduzieren.

Zudem werden Ish und Iesy die Tarif- und Rabattstrukturen für Vermieter, Verwalter und Wohnungsbauunternehmen vereinheitlichen. „Hier hatten wir einen unüberschaubaren Wust aus Kondtionen und Rabatten vorgefunden, mit denen natürlich auch die Wohnungswirtschaft nicht einverstanden war“, so Susbauer. Jetzt gebe es endlich ein einheitliches System. Dies funktioniere „nach der guten kaufmännischen Logik“. Der Rabatt falle umso höher aus, umso mehr Wohnungen angemeldet werden.

Im Kabel kostet das digitale Fernsehen mit analogem Programm derzeit also flächendeckend in Deutschland 16,90 Euro. Nur in einem Bundesland geht es billiger. Für zwei Euro weniger erhalten Kunden von KabelBW das komplette Paket. Auch KabelBW will – so Sprecher Maurice Böhler – Lust auf das digitale Fernsehen machen. „Im Jahr 2008 wird unser Netz so weit modernisiert sein, dass wir flächendeckend die erweiterte digitale Programmvielfalt mit 600 TV- und Radiosendern anbieten können. Grundsätzlich ist aber bereits überall bei Kabel BW digitales Fernsehen möglich“, erklärt er im Gespräch mit Quotenmeter.de. Durch diese Modernisierung des Kabelnetzes werde das TV-Kabel nicht nur interaktiv und damit fit für Kabel Internet und Kabel Telefon, sondern könne auch eine erhöhte Bandbreite für die Verbreitung von digitalen TV- und Radioprogrammen gewährleisten, so Kabel BW.

Damit zeigt das Unternehmen, dass man auch mit niedrigeren Preisen auf dem Vormarsch in die digitale Zukunft sein kann. „Wir waren 2003 das erste Unternehmen, das Triple-Play angeboten hat“, erinnert sich Böhmer zurück – bei einem jährlichen Umsatz von rund 300 Millionen Euro, würde das Unternehmen rund 100 Millionen Euro in Investitionen stecken. „Finden Sie erst einmal eine Firma, die ein Drittel ihres Umsatzes investiert.“

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