Story:
Der Verhörraum. Der Tisch in der Mitte. Stühle drum herum. Eigentlich ist alles wie immer, nur eine entscheidende Kleinigkeit ist anders: Kriminalrätin Dr. Eva Maria Prohacek (Senta Berger) sitzt auf der falschen Seite. Sie verhört nicht, sie wird verhört. Und ihr Chef Dr. Claus Reiter (Gerd Anthoff) befindet sich mit ein paar Staatsanwälten auf der Seite der Guten. Hauptkommissar André Langner (Rudolf Krause) sitzt wie paralysiert dabei und kann nicht glauben, dass man Eva tatsächlich des Mordes verdächtigt.
Das Unheil begann vor einer Woche, als Eva bester Laune das Präsidium verließ: Endlich Urlaub! Eva packt ihre Koffer, als ein junger Mann klingelt, sie beiseite drängt und in ihre Wohnung stürzt. Er ist völlig aufgelöst und stammelt etwas von einem Brief, den er Eva geschrieben hätte, faselt etwas von einer Verschwörung. Eva kann ihn beruhigen, bekommt aber nichts Nennenswertes aus ihm heraus. Und schon verlässt er wieder panisch ihre Wohnung, noch nicht mal seinen Namen hat er gesagt.
Eva versucht diese Geschichte einfach abzuschütteln und fährt in die Berge. Die Luft tut gut, die Ruhe und auch der charmante Herr Stewens (Huub Stapel) sind wie Balsam für die Seele. Eva kann es selbst kaum glauben, aber sie scheint gerade dabei zu sein, sich zu verlieben. Da erreicht sie ein Anruf von André Langner, der Blumen gießen wollte und Evas Wohnung völlig verwüstet vorgefunden hat. Eva fällt der merkwürdige Besucher am Tag ihrer Abreise wieder ein, könnte er damit etwas zu tun haben? Langner will sich darum kümmern.
Ohne sich von Stewens zu verabschieden, fährt Eva nach Hause. Der riesige Blumenstrauß von Stewens war schneller als sie. Sie treffen sich wieder. Es ist schön! Mitten in der Nacht schrillt das Telefon: Es ist die verzweifelte Stimme von Stewens, er bittet Eva inständig, schnell in seine Wohnung zu kommen. Eva ist sofort hellwach. Wenige Minuten später ist sie da. Die Tür steht offen. Keiner ist da. Sie sieht sich um, und ihr stockt der Atem, als sie den jungen Mann, der in ihre Wohnung eingedrungen war, tot am Boden liegen sieht. Im Aschenbecher ein Zigarettenstummel von ihr, ein Weinglas, aus dem Hotel in den Bergen, und das Messer, mit dem der junge Mann erstochen wurde, sieht aus wie das Messer, mit dem sie den Braten aufgeschnitten hat.
Eva wird unter Mordverdacht festgenommen. Eva ist am Ende ihrer Kräfte. Nur Langner kann ihr jetzt helfen und sie aus dem Albtraum befreien.
Darsteller:
Senta Berger («Nette Nachbarn küsst man nicht») ist Dr. Eva Maria Prohacek
Gerd Anthoff («Zwei am großen See») ist Dr. Claus Reiter
Huub Stapel ist Stewens
Kritik:
Die Story von «Unter Verdacht – Ein neues Leben» ist neu, frisch und gut durchdacht. Ein Mordfall, an dem zunächst nichts bizarr oder verworren wirkt, führt zu Industriespionage und Intrigen internationaler Geheimdienste. Dabei wird stets darauf geachtet, dass die Geschichte so lebensnah wie möglich bleibt und nicht etwa in das Science-Fiction-Genre abdriftet. Die Zusammenhänge wirken logisch und bleiben immer glaubhaft.
Auch die schauspielerische Leistung ist sehr gut; vor allem Senta Berger spielt ihre Hauptrolle vortrefflich. Die Figur des Dr. Claus Reiter ist klein. Gerd Anthoff macht sie groß. Jede Figur hat ihre kleinen, individuellen Ticks und fängt das Interesse des Zuschauers ein. Das lässt zu, dass die Spannung im Film nie abreißt, sondern man vom ersten Moment an gebannt vor dem Fernseher sitzt und auf Auflösung wartet. Zweifellos ist die auf dem Papier etwas abtrünnig klingende Geschichte von großen amerikanischen TV-Thriller wie «Without a Trace» oder «CSI» beeinflusst worden, was sich auch in der Filmästhetik niederschlägt. Die gewählten Kamerawinkel in «Unter Verdacht – Ein neues Leben» sind denen von «CSI»“ sehr ähnlich.
Es wird wenig gesprochen und viel gehandelt. Doch das, was gesagt wird, ist tiefgründig und emotional. Ein Plot-Twist jagt den nächsten und die Geschichte lässt den Zuschauer nicht mehr los. Das Handeln der Figuren ist meist nachvollziehbar, doch ein paar Plot-Holes (Warum fährt Langner Prohacek nicht einfach zurück aufs Präsidium, wenn er doch weiß, was für Konsequenzen das für ihn haben wird?) haben sich dennoch eingeschlichen. Alles in Allem ist „Unter Verdacht – Ein neues Leben“ dennoch trotzdem einer der besten ZDF-Samstagskrimi der letzten Jahre und sollte nicht nur von Krimi-Liebhabern auf keinen Fall verpasst werden.
Das ZDF zeigt «Unter Verdacht: Ein neues Leben» am Samstag, den 30. Dezember 2006 um 20.15 Uhr.