Story
Diese Reportage beschäftigt sich mit dem Unglücksfall der Bundeswehr, der sich im Juni 2003 in Kabul ereignete. Bundeswehrsoldaten aus Deutschland waren im Afghanistan- Einsatz und sollten am Morgen des 7. Juni nach Hause fliegen, doch auf deren Bus ereignete sich ein Attentat eines Selbstmörders, was zur Folge hatte, dass vier Soldaten ums Leben kamen. Die Produzenten Arndt Ginzel und Thomas Datt sprechen erstmals öffentlich mit den Familien der Opfer über die Trauer, mit der jede ganz unterschiedlich umgeht.
Mit vielen Emotionen schildern die Angehörigen, was sie in den vergangenen drei Jahren durchlebt haben und wie sie mit dem Tod umgehen.
Kritik
Arndt Ginzel und Thomas Datt haben in ihrer Reportage versucht einmal nicht nur auf das einzugehen, was der Zuschauer aus der Tagesschau sowieso schon weiß. Hier handelt es sich um einen Film, der sich nicht um bloße Tatsachen, sondern um menschliche Gefühle dreht. Jede der drei Familien erzählt ohne Hemmungen was sich in ihren Leben verändert hat. Während der Reportage erfährt man viel über die einzelnen Familien- über ihre Vergangenheit, ihre Hobbys und über die, nun ohne Vater aufwachsenden Kinder.
Positiv fällt auf, dass der Vorsprecher gut verständlich ist und zudem selten unterbricht oder Einwände bringt. Teilweise ist aber auch genau dieses zu bemängeln. Sieht man diese Reportage ohne weiteres Hintergrundwissen, so wird man sich bis zur Hälfte des Filmes mit der Frage beschäftigen, was da in Afghanistan eigentlich passiert ist. Zwar wird zu Beginn klar, dass Soldaten in Kabul ums Leben kamen, wie, schildert aber erst eine Angehörige, die voller Trauer beinahe nebensächlich davon berichtet.
Manchmal ist unklar, welcher Tote zu welcher Familie gehört. Oft werden zu viele Dinge auf einmal berichtet, so dass es der Zuschauer teilweise schwer hat mitzukommen.
Der Schauplatz ist beinahe nur Deutschland, das ist Schade. Es wird so viel über Afghanistan gesprochen, doch zu Gesicht bekommt der Zuschauer dieses Land nur sehr selten und das auch nur in den aller letzten Minuten - der Zuschauer würde sich wünschen noch mehr über den Ort zu erfahren, an dem die deutschen Soldaten starben, man erwartet Bilder der Bundeswehr, doch was man sieht sind Aufnahmen von Häusern und ein paar Menschen.
Die Macher setzen ihren Schwerpunkt eben woanders. Ihnen ist es wichtig Gefühl zu übermitteln, die Angehörigen zu stärken und ihnen volle Aufmerksamkeit zu schenken.
Um den Einblick in die damalige Afghanistan Situation auch ohne Bilder perfekt machen zu können, werden sowohl am Anfang als Einstimmung, wie auch am Ende, als Abrundung, Briefe der Soldaten vorgelesen.
Deshalb werden Musik oder technische Effekte in den Hintergrund gestellt. Musik nur wenn nötig, technische Effekte gar nicht, denn das passt einfach nicht zu dem Thema der Reportage. Wer also auf einen actionreichen Abend wartet, sollte auf diese einfühlsame Geschichte gestorbener Soldaten lieber verzichten.
Alles in allem ist den Produzenten eine recht gute Reportage gelungen, die nicht auf Mitleid, aber auf Mitgefühl und Aufklärung setzt. Auch wenn sie an manchen Stellen ausbaufähig wäre, tut es nicht gut an einem solch tragischen Ereignis herum zu kritisieren. Einen Zuschauer, dem jeglicher Bezug zu diesem Thema fehlt, wird «Heimkehr im Sarg» wohl kaum erreichen, jemanden, der einen solchen Schicksalsschlag selber einmal miterleben musste dafür umso mehr.
Die ARD zeigt «Heimkehr im Sarg» am Mittwoch, den 03. Januar 2007 um 21.45 Uhr.