An diesem Wochenende wurde das Sat.1-Magazin «Blitz» 10 Jahre alt. Seit 1997 präsentierten diverse Moderatorinnen Skurilles, Wtziges und Seltsames aus der Welt der Reichen und Schönen. Bettina Cramer nahm sich vor der großen Feier Zeit für unsere Fragen.
Frau Cramer, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu zehn Jahren «Blitz». Wenn wir ins Jahr 1997 zurückblicken, dann sehen wir Monica Lierhaus im «Blitz»-Studio stehen. Ist das «Blitz» von heute mit dem damaligen noch zu vergleichen?
Nein, auf keinen Fall. Wir sind als klassisches Boulevard-Magazin gestartet und haben das auch jahrelang sehr erfolgreich gemacht. Sie werden sich sicherlich an Frau Zindler und ihren Maschendrahtzaun erinnern. Damals waren auch traurige und ernste Geschichten Thema in der Sendung - also ein Streit wie eben zwischen Frau Zindler und ihrem Nachbarn. In den vergangenen drei Jahren haben wir uns deutlich verändert. Wir berichten in der Regel nur noch über positive Themen. «Blitz» ist nun eher ein Lifestyle- und Starmagazin.
Dieser Wechsel hat auch den Quoten gut getan, denn ich denke, die Werte von «Blitz» können sich sehen lassen. Zudem haben wir auch die Bestätigung vom Zuschauer selbst bekommen. Wir hatten erst kürzlich eine Marktanalyse in Auftrag gegeben – und die Zuseher wollen wirklich diese positiven Geschichten sehen. Viele haben gesagt, dass sie so gestresst und belastet seien vom Alltag, dass sie sich bei «Blitz» einfach entspannen und wohlfühlen wollen. «Blitz» kann man nun also mit der ganzen Familie gucken – Mord und Totschlag haben bei uns keinen Platz.
Kann man die Zuschauer mit negativ belegten Themen also nicht mehr vor den Fernseher locken, weil Sie möglicherweise schon genug Negatives um sich ´rum haben?
Ich denke, dass das eine richtige Schlussfolgerung ist. Mich persönlich freut das auch sehr. Ich war früher Nachrichtenmoderatorin und weiß wie es ist, wenn man schlechte Meldungen verkünden muss. Das Positive moderiere ich natürlich tausend Mal lieber. Da geht es nicht nur mir so: Ich denke, viele Menschen teilen lieber frohe Nachrichten mit, als schlechte.
Sie machen die Moderation nun seit August 2004. Was hat sich in dieser Zeit für Sie geändert und haben Sie sich selbst möglicherweise dadurch auch verändert?
Ich bin extrem zufrieden, weil die «Blitz»-Moderation mein Traumjob ist. Ich habe mich vor fast genau zehn Jahren schon um diesen Job bemüht. Damals war ich noch gar nicht beim Fernsehen.
Aber Sie wurden nicht genommen.
Ich hatte zu dieser Zeit gerade Sprecherziehung genommen und eher zufällig in der Zeitung gelesen, dass ein neues Boulevardmagazin um 18 Uhr aus Berlin kommen soll. Ich sagte dann damals zu meiner Sprecherzieherin, dass das doch etwas für mich wäre. Sie war da anderer Meinung und meinte: „Ne, kleine Maus, du solltest lieber mal mit dem Wetter oder als Ansagerin anfangen“. Ich wollte es aber trotzdem probieren. Und meine Trainerin meinte dann, dass ich Fred Kogel fragen müsste.
Zum Verständnis: Kogel war damals Sat.1-Geschäftsführer. Also sind Sie zu Sat.1 gefahren?
Ja, ich bin zu Sat.1 gefahren und habe gesagt, dass ich «Blitz» moderieren möchte. Bis zu Fred Kogel bin ich nicht gekommen, aber immerhin bis zum damaligen Chefredakteur Jörg Howe. Der musste zwar herzlich lachen über meine spontane und freche Anfrage, aber sie hatten damals schon Monica Lierhaus verpflichtet. Ich habe dann gesagt, dass ich wenigstens ihre Vertretung werden möchte und durfte an einem Vorsprechen teilnehmen. Leider habe ich jämmerlich versagt, weil ich noch nicht mit dem Prompter umgehen konnte…
Mein Weg zu Sat.1 hat dann über Praktika und Volontariat geführt. Es war also ein kleiner Umweg zu «Blitz». Sie können sich sicherlich vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe, als ich vor über zwei Jahren gefragt wurde, ob ich das Format übernehmen möchte.
Also hat sich Ihr Leben dank «Blitz» deutlich verändert?
Natürlich. Ich erlebe ein ganz neues Umfeld, als das zum Beispiel vorher beim «Frühstücksfernsehen» der Fall war. Zum einen natürlich, weil wir über die Stars berichten und zum anderen, weil ich jetzt nicht mehr morgens um drei Uhr aufstehen muss. Es ist alles noch schöner geworden dank «Blitz».
Wie sind Sie denn mit den Arbeitszeiten beim «Frühstücksfernsehen» zurecht gekommen?
Gar nicht. Das war schrecklich. Die Moderation war wirklich ein Traumjob – dreieinhalb Stunden live – das ist großartig. Aber du gewöhnst dich nie daran, dass morgens gegen drei Uhr der Wecker klingelt. Wenn man dann mal richtig wach ist – das kann zwar dauern – dann ist es eine schöne Arbeit. Eine solche Sendung kann man nur moderieren, wenn man wirklich ein starkes Team hat – und wir waren eine super Truppe.
Ich glaube auch, dass das frühe Aufstehen für meinen Biorhythmus nicht wirklich gut war. Ich bin damals konsequent um 19 Uhr ins Bett gegangen, um meinen Schlaf am Stück zu haben. Sie können mir glauben, es ist verdammt hart, im Sommer die Vorhänge zuzuziehen, wenn andere Menschen gerade in den Biergarten gehen. Dass ich das fünfeinhalb Jahre lang geschafft habe, wundert mich im Nachhinein nun auch.
Fünfeinhalb Jahre sind eine lange Zeit – kommt man da nicht immer mal wieder in Phasen, in denen man am liebsten alles hinschmeißen würde?
Vor meiner Zeit beim «Frühstücksfernsehen» habe ich «17:30» gearbeitet. Immer wenn ich die Kollegen von der Morgensendung getroffen habe, also den Martin Haas zum Beispiel, sagte ich, dass ich das nie machen könnte. Seitdem bin ich mit dem Wort „nie“ sehr vorsichtig geworden. Der Mensch kann viel mehr leisten als er eigentlich denkt. Ich selbst habe es wohl auch deswegen so lange geschafft, weil das Arbeiten an sich so viel Spaß gemacht hat – abgesehen vom schlafen gehen und aufstehen. Außerdem: In jedem Job gibt es negative Dinge.
Beschreiben Sie uns doch einmal Ihren Arbeitsalltag bei «Blitz».
Zu allererst schaue ich mir die Quoten vom Vortag an – dann geht es mit einer ausführlichen Zeitungslektüre weiter. Gegen Mittag komme ich dann in der Redaktion an, dort bereite ich mich auf die verschiedenen Beiträge vor und recherchiere noch etwas. Manchmal mache ich auch Interviews oder ähnliche Sachen. Extrem wichtig ist mir, dass ich nachmittags mit dem Chef vom Dienst in die Schnittplätze gehe. Dort kann ich sehen, wie die Beiträge entstehen und das ist das Wichtigste.
Das was dort passiert, muss ich am Abend in der Sendung gut verkaufen. Ich bin sozusagen die Verkäuferin der Arbeit meiner Kollegen. Ich schaue mir also die Beiträge an und versuche individuell für den Beitrag die bestmögliche Anmoderation zu schreiben. Nach diesem Rundgang schreibe ich die Moderationen und bereite mich langsam aber sicher auf die Sendung vor – das heißt, mein Weg führt mich dann in die Maske.
Danke für's Erste, Frau Cramer. In der nächsten Woche sprechen wir mit Ihnen unter anderem über den neuen alten Sendeplatz.