«Blackout - Die Erinnerung ist tödlich»: Kaum eine Produktion ist so bezeichnend für die momentane Quotenschwäche von Sat.1 wie dieser Film. Nachdem das Publikum im vergangenen Jahr nicht mitspielte, verlegte der Berliner Sender die viel beworbene Produktion ins späte Abendprogramm.
Nun kann man immerhin auf die Goldene Kamera hoffen: Die Jury bezeichnete «Blackout» als die "raffinierteste Krimi-Produktion des Jahres". Ohne Gefühlsduselei inszenierten Peter Keglevic (Regie) und Hans-Günther Bücking (Regie und Kamera) die Geschichte um einen Polizisten, der trotz Gedächtnisverlust den Mord an seiner Frau aufklären will. "Ein fabelhaftes Drehbuch, hervorragende Schauspieler (allen voran Roeland Wiesnekker und Misel Maticevic) und die moderne Bildsprache machen den Vierteiler zu einem bis zuletzt spannenden Programm-Highlight", lobte die Goldene Kamera im Vorfeld. Ein bisschen Kritik gab es dennoch: "Bedauerlich nur, dass Sat.1 selbst der Mut verließ: Die Story wurde auf halber Strecke aus Quotengründen in die Nacht verlegt", hieß es weiter.
Ebenfalls nominiert ist «Neger, Neger, Stornsteinfeger»: Jeweils über acht Millionen Zuschauer sahen im ZDF die beiden Teile, die von der Kindheit des liberianischen Diplomatensohns Hans-Jürgen Massaquoi in Nazi-Deutschland erzählten. Massaquoi wächst auf in einer Zeit, in der Hitler die Macht ergreift und Deutschland seine dunkelsten Jahre erlebt. Veronica Ferres als alleinerziehende Mutter, die das Träumen vorsorglich aus ihrem Leben verbannt hat, wird von der Jury als "heimliche Heldin des Zweiteilers" angesehen. Weitere Pluspunkte: "äußerst liebevoll inszeniert, zu Tränen rührend und gleichzeitig mit komischen Qualitäten."
Auch die umstrittene ARD-Produktion «Wut» erhielt eine Nominierung. Der Film sei "ein Stück Fernsehen, wie man es in dieser schonungslosen Konsequenz selten sieht, mit ungeschönten Dialogen und ohne Happy End". Dem schwierigen Thema Integration wollte sich die Produktionsfirma Colonia Media gerade nicht politisch korrekt nähern. Stattdessen zeigt der Film die bittere Realität: Sprachlosigkeit, obszöne Gewalt und schier unüberwindliche Gegensätze zwischen islamischer und westlich-christlich geprägter Kultur. «Wut» sei die mutigste ARD-Produktion des zurückliegenden TV-Jahres: Ein herausragender Film mit herausragenden Darstellern, der durch seine Radikalität in der Lage war, endlich mal wieder eine öffentliche Debatte anzustoßen, meint die Jury. Doch auch die ARD verlegte kurzfristig die Ausstrahlung des konfliktreichen Stoffs nach diversen Streitigkeiten auf die Zeit nach 22.00 Uhr.