Wirft man einen Blick in das aktuelle Fernsehprogramm, so kommt man besonders in der Wochenend-Phase um ein Genre nicht herum: Besonders RTL und Sat.1 bedienen sich noch immer mehr oder weniger lustiger Comedyformate, die überwiegend jüngeres Publikum ansprechen. Und vor allem eins wird schnell deutlich: Angesichts von Serien-Titeln wie «Alles Atze», «Hausmeister Krause» oder «Axel!» – mit Betonung auf dem Ausrufezeichen – wird bald klar, dass dort häufig Humor mit der Brechstange zu finden sein muss.
Beim Einschalten wird das umso deutlicher. Überwiegend billige Witze, gerne auf Kosten anderer, werden gerissen. Einer nach dem anderen. Hauptsache irgendwie lustig. Dabei ist die Hoch-Phase solcher Formate längst vorbei: Seit dem Ende von «Nikola» ist es bis heute nicht wirklich gelungen, eine unterhaltsame und gleichzeitig niveauvolle Sitcom bei den Privaten zu etablieren. Mag sein, dass gute Ideen in den Schreibtischschubladen schlummern; dem Zuschauer wird meist eben doch nur Preiswert-Klamauk serviert.
Das Nischenpublikum findet bei RTL & Co. kaum Beachtung. Wenn, dann verzichtet auch noch das Publikum auf’s Einschalten – wie im Falle von «Pastewka» (Sat.1). Dabei ist Humor doch wie für das Fernsehen geschaffen: Nicht nur erzählte Witze können gezeigt werden, sondern auch visuelle Tricks könnten gut umgesetzt werden. Das wusste selbst Rudi Carrell schon vor dreißig Jahren.
Gute Comedy muss man heutzutage genaustens suchen, nur selten wird man fündig. Sonntags zum Beispiel im WDR, wenn «Dittsche» – ein arbeitsloser Hamburger, bekleidet mit Bademantel und „Schumiletten“ – in einem Imbiss von seinen Erlebnissen erzählt. Und „Bild“-Artikel mit der Hilfe seiner lebhaften Fantasie noch verrückter erscheinen lässt, als sie ohnehin schon sind. Nicht jedem gefällt’s, doch «Dittsche» mag wohl größere Fanclubs haben als «Angie» bei RTL. Nischenfernsehen eben.
Und genau solche Nischen möchte Comedy Central nun für sich entdecken. Seit wenigen Tagen ist der neue Comedykanal des MTV-Konzerns inzwischen in Deutschland auf Sendung. Zum Start hat man gleich die erfolgreiche und zurecht von Fans geliebte Comedyshow «NightWash» mitgenommen. Mitten in einem Kölner Waschsalon haben bereits einige spätere Stars der Szene ihren ersten Auftritt gehabt. Bundesweite Popularität folge umgehend. Weil der WDR die Ausgaben jedoch drastisch reduzieren wollte, kehrte Moderator „Knacki“ Deuser kurzerhand den Öffentlich-Rechtlichen den Rücken.
Nun ist Deuser wohl das Aushängeschild des Senders und kann dort nach Lust und Laune junge Komiker entdecken. Nahezu ohne Druck. Denn schon ein kleines (Nischen)Publikum dürfte Senderchef Markus Andorfer reichen, um zufrieden stellende Marktanteile einfahren zu können. Das ist wohl auch der Grund für «Para Comedy»: Dabei handelt es sich um eine Variante der „Versteckten Kamera“. Der Unterschied zum Original: Hier verarschen Behinderte ihre nichtbehinderten Mitmenschen. Absolut neuartig und genial – und für RTL oder Sat.1 wohl viel zu innovativ, als dass man ein solches Format jemals am ach so lustigen „Fun Freitag“ zu Gesicht bekommen würde.
Doch ein 24-Stunden-Tag ist lang und kann selbstverständlich nicht ausschließlich mit vollkommen neuen und nie da gewesenen Formaten gefüllt werden. Ein großer Teil des Programms besteht aus US-Ware, die – zugegebenermaßen – nicht immer wirklich unterhaltsam ist. Immerhin sind bei Comedy Central schon zum Start einige Free-TV-Premieren zu sehen, die sich jeder – frei nach dem eigenen Gusto – herausfiltern kann. Dass mit der „Daily Show With Jon Stewart“ das wohl größte Aushängeschild des amerikanischen Originals jedoch vorerst nur im Internet zu sehen ist, trübt die Freude über den deutschen Ableger allerdings doch ein wenig.
Insgesamt fällt das Fazit nach wenigen jedoch positiv aus: Es ist gelungen, einen Sender in Deutschland auf den Markt zu bringen, der in erster Linie nicht nur dazu dient, Geld zu verdienen, sondern eben auch zu unterhalten. Wenn dieser Weg in den kommenden Monaten und Jahren konsequent verfolgt wird, steht einem langfristigen Erfolg mit Sicherheit nichts im Wege.