Die Kritiker

«KDD – Kriminaldauerdienst»

von
„KDD - dahinter steckt ein einzigartiges Team von Kriminalbeamten, der Kriminal-dauerdienst V im Referat Verbrechensbekämpfung in Berlin Kreuzberg. Und KDD steht für Spannung pur - sowohl bei den Fällen als auch im Privatleben der Protagonisten,“ so das ZDF.

Story:
Obwohl unerwünscht, geht Jan Haroska in Begleitung seines Kollegen Leo Falckenstein zur Beerdigung seines Schwiegersohnes, der sich das Leben nahm. Ein tiefer Graben klafft zwischen Vater und Tochter Marlies, die Jan erzählt, dass ihr Mann hohe Schulden hinterlassen hat. Jan würde ihr gerne helfen, aber er selbst hat keine Mittel, und seine verzweifelten Bemühungen, sich das Geld zu leihen, scheitern im Laufe des Tages. Beim anschließenden Einsatz in einem türkischen Geschäft, in dem der junge Max Siebert Meral, die Tochter des Inhabers, beraubt haben soll, erkennt Schutzpolizistin Maria Hernandez in Jan erfreut ihren alten "Bärenführer" wieder.

Jan ist der Einsatz aber irgendwie nicht ganz geheuer, er vermutet, dass hinter diesem Einsatz mehr stecken könnte. Er macht kurzen Prozess und lässt alle Beteiligten zur Wache bringen. Leo und Jan entdecken bei der Vernehmung von Meral und Siebert, dass hinter dem vermeintlichen Raub eine viel schlimmere Tat liegt. Zeitgleich macht Dienstgruppenleiter Helmut Enders seinen Mitarbeiter Mehmet Kilic und die Wachdienstführerin Kristin Bender mit der neuen Kollegin Sylvia Henke bekannt. Parallel zu den Vorfällen versucht Kristin vergeblich, das Alter des Kindes Enes herauszubekommen, der geklaut hatte.

Mehmet und Sylvia rücken derweil zu einer Mutter aus, die ihr Kind als vermisst gemeldet hat. Bei der Befragung der Frau wird Sylvia misstrauisch - und stößt auf ein düsteres Geheimnis.

Der hochrangige, korrupte LKA-Beamte Sallek lehnt ein Bestechungsangebot des jungen Han ab, der als Drogendealer neu in der Stadt ist und mit Sallek ins Geschäft kommen will. Han deponiert das Bestechungsgeld in seiner Wohnung, in der er den Junkie und Kleindealer Pit alleine zurücklässt. Han ist gerade draußen, als in der Wohnung eine Bombe explodiert.

Außer Sylvia, die den Wachdienst übernimmt, rücken alle zum Tatort aus. Während Mehmet und Leo Zeugen suchen, gehen Kristin und Jan ins Haus. Jan findet Hans' Geld und erliegt der Versuchung, auf diese Weise Marlies' Problem zu lösen. Plötzlich steht der verletzte Pit neben ihm, den Jan einschüchtert und laufen lässt. Sallek übernimmt die Einsatzleitung. Nach einem heftigen Streit mit dem arroganten LKA-Beamten schickt Enders sein Team nach Hause.

Doch auch dort warten Probleme: Marlies weigert sich, das Geld von Jan anzunehmen. Kristins Freundin Petra antwortet nicht auf deren Anrufe. Leo wird von seinem Vater, einem einflussreichen Verleger, aufgesucht, der ihn gerne in seinem Verlag unterbringen möchte. Enders' Tochter Lisa will ihr bereits angekündigtes Klavierkonzert nicht geben. Ihr Vater versucht, sie mit einem weißen Flügel zu motivieren, den er ohne das Wissen seiner Frau Sabine gekauft hat.

Darsteller:
Götz Schubert («Neger, Neger, Schornsteinfeger») ist Helmut Enders
Manfred Zapatka («SOKO Leipzig») ist Jan Haroska
Saskia Vester («Wer früher stirbt, ist länger tot») ist Kristin Bender
Barnaby Metschurat («Die Hochzeit meines Vaters») ist Leo Falckenstein
Melika Foroutan («Der Fürst und das Mädchen») ist Sylvia Henke
Billey Demirtas («Männer wie wir») ist Mehmet Kilic
Jördis Triebel («Emmas Glück») ist Maria Hernandez
Jürgen Vogel («Wo ist Fred?») ist Han
Christian Redl («Die letzte Schlacht») ist Rainer Sallek
Johanna Gastdorf («Die Mauer – Berlin ´61») ist Sabine Enders

Kritik:
«KDD – Kriminaldauerdienst» ist sicherlich eine Krimiserie, wie man sie vom ZDF nicht erwarten würde. Sie ist jung und dynamisch, relativ flott geschnitten und bietet eine Menge interessanter Charaktere. Eine gute Serie braucht auch immer etwas Geheimnisvolles. Und das bieten die Figuren der etwas anderen Wache in Berlin allemal.

Da wäre zum Beispiel Jan Haroska, der hervorragend von Manfred Zapatka gespielt wird. Man erfährt in der ersten Folge nicht viel über ihn – er ist ein bisschen der böse Bube der Wache, war früher wohl Alkoholiker und auch im privaten Bereich liegt bei ihm einiges im Argen. Dennoch hat er ein gutes Herz: Für seine Tochter möchte er gerne Geld beschaffen, leider hat er aber selbst keines und so greift er zu illegalen Methoden.

Ohnehin geht es auf der Station der Polizisten etwas rauer zu, als man es gewohnt ist. Wörter wie „anpissen“ oder fast schon an Mobbing grenzendes Verhalten gegenüber einem türkischen Polizisten stehen hier auf der Tagesordnung. Auch die Handlung des Pilotfilms ist gänzlich anders als man es von den bisherigen Formaten kennt. Viele kleine Geschichten kommen darin vor, die exzellent miteinander verknüpft sind. Alles findet parallel statt, behindert sich aber in keinster Weise.

Und es ist auch schön, dass es nicht zwingend um Mord und Totschlag gehen muss. So bekommt auch der Minderjährige Dieb, der einfach nicht sagen will wie alt er ist, eine gewisse Zeit eingeräumt. Zumindest in der ersten Dreiviertelstunde laufen so vier bis fünf Handlungsstränge parallel und gleichwertig nebeneinander. Erst in der zweiten Hälfte des Films steht der Bombenanschlag in Hans' Wohnung eindeutig im Vordergrund.

Die Serie richtet sich vor allem an das werberelevante Publikum und kann deswegen durchaus auch als Serie der neuen „deutschen Generation“ beschrieben werden. Das Erzähltempo ist – zumindest in der Pilotfolge – ähnlich dicht wie bei «Post Mortem» - Langeweile kommt nicht auf. Besonders beeindruckend ist, dass die Macher hierfür eben nicht fünf Leichen brauchten, sondern auf ganz einfache Mittel zurückgriffen. Die Spannung erzeugt die Serie durch ein gutes Ambiente und durch eindrucksvolle (wenngleich nicht unbedingt schöne) Aufnahmen der Hauptstadt.

Das größte Plus des Formates sind ohne Wenn und Aber die Charaktere. Neben dem etwas skurrilen Dienststellenleiter sticht hier vor allem Haroska herraus. Aber auch die „Neue“ im Team des KDD, Sylvia, dürfte noch für die ein oder andere Überraschung gut sein. Größtes Lob gebührt dem ZDF für den Mut, eine solche Serie überhaupt auf den Bildschirm zu bringen. Denn: «KDD» ist unbequem – und wahrscheinlich gar nicht so weit von der Realität entfernt. Dennoch würden viele junge Zuschauer einen solchen Stoff nicht beim ZDF erwarten – und schalten möglicherweise gar nicht erst sein. Das ältere Publikum, das aus Gewohnheit reinschaltet, könnte relativ bald wieder weg zappen. Ob so viel Modernität auch Senioren gefällt, wird sich aber zeigen.

Alles in Allem ist «KDD – Kriminaldauerdienst» qualitativ ganz oben bei den ZDF-Serien einzuordnen. Keine andere Serie hat Charaktere mit so viel Tiefgang wie die nun Startende. Punktabzug gibt es lediglich für die letzten Minuten des Pilotfilms, die nicht ganz überzeugen können – mehr sei hier aber nicht verraten.

Das ZDF zeigt den Pilotfilm von «Kriminaldauerdienst» ("Auf schmalem Grat") am Freitag, den 2. Februar 2007, um 21.15 Uhr

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