«Kreis runde Sache»: Der Messias und ein gepflegtes Bäuerchen

An drei Tagen in der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Thema heute: Neues von der Christiansen-Front.

In den vergangenen Monaten stand das Kürzel ARD häufig, so war zu lesen, für „Alle reden durcheinander“. Grund für diese durchaus passende Möglichkeit der Interpretation war die Absage von Günther Jauch, dem RTL-Messias, der auch dem Ersten neuen Glanz am Sonntagabend verleihen sollte.

Plötzlich hatte ein jeder seine Meinung zu einem Talk-Konzept oder dem Millionen-Mann. Irgendwie glich die Situation durchaus einer typischen achten Stunde in der Hauptschule: Die Schüler mit der geringsten Ahnung schreien am lautesten. Heraus kommt wahlweise heiße Luft oder ein gepflegtes Bäuerchen, das dem Lehrer die letzten noch vorhandenen Haare zu Berge stehen lässt. Mahlzeit.

Nun sollte aber alles besser werden: Zwar zog man bereits mit Schlachtrufen wie „Ohne Jauch geht’s auch“ in den Kampf, doch die Wahl eines Nachfolgers für Sabine Christiansen erinnerte fast ein wenig an eine Mischung aus Konklave im Vatikan und „Big Brother“. Einziger Unterschied: Die agierenden Personen trugen weder Kutten noch auffällige Piercings und durften zwischendrin auch mal telefonieren oder Zeitung lesen.

Mit Anne Will hat man – und auch das ist anders als beim Konklave – schließlich wieder mal eine „Tagesthemen“-Frau zur Talk-Chefin befördert. Sie darf nun das ausbaden, was ihre Vorgesetzten in mühsamer Kleinarbeit vermurkst haben. Am Ende schließt sich allerdings der Kreis, denn für Will dürften die ersten Arbeitswochen der berühmten Container-Show von RTL II gleichen: Ständige Beobachtung garantiert.

Die nächste Ausgabe unserer Kolumne „Kreis runde Sache“ erscheint am Freitag - natürlich bei Quotenmeter.de.