Von Fabian Böhme

Es war eine gute Entscheidung, dass Anne Will Sabine Christiansen folgen wird, doch sollte man nicht den Fehler machen und beide bierernst miteinander vergleichen, wie man es einst bei Harald Schmidt und Anke Engelke tat. Das Genre ist das gleiche, doch die Moderationstypen und Menschen, die hinter den Namen stecken, sind grundverschieden und daher ergibt sich auch ein neues Gesamtbild des Formates. Wie das von Anne Will aussehen wird, weiß noch keiner, zumindest offiziell. Doch kann man schonmal mutmaßen: Es wird keine Talkshow werden, wie man sich «Sabine Christiansen» vorstellt – soweit war man mit Günther Jauch auch schon. Man kann davon ausgehen, dass das neue Format mit Anne Will mehr Würze erhält – schon allein durch ihre Person. Vorbei die Zeiten, in denen die Moderatorin nur mit Mühe das Wort ergreifen konnte. Und wenn das dann doch mal geschafft wurde, waren ihre Fragen und Einwürfe nicht wirklich diskussionsfördernd. Das wird sich jetzt wohl ändern, denn mit der freundlichen, aber dennoch hartnäckig-direkten Will scheint wieder neuer Pepp in die sonntägliche Talkrunde zu kommen.
Mit ihrer Erfahrung und ihrem Werdegang seit dem Abitur hat sie eine optimale Grundlage, denn sie studierte Geschichte, Politologie und Anglistik. Anne Will ist mit keinen privaten Geschichten in der Klatschpresse gelandet und ist in den Medien berufsorientiert vertreten – Im Gegensatz zu Sabine Christiansen, die – wenn auch unfreiwillig – im Jahre 2003 durch ihre Scheidung lange die Boulevardschlagzeilen anführte. Auch wenn das nicht zwingend der Qualität der Moderation und Gesprächsführung zehrt – diese Skandälchen machen sich nicht gut, wenn man eine politische Sendung moderieren möchte – schließlich präsentiert man ein ernstes und wichtiges Format für die ARD.
Anne Will wird mit Sicherheit ein stabiles und interessantes Format mitenwickeln und präsentieren – Nur schade, dass sie deswegen ihre Moderation der «Tagesthemen» aufgeben muss.
Von Fabian Riedner

Es ist mehr als fraglich, dass Anne Will mehr Fernsehzuschauer zum Einschalten kann, als Sabine Christiansen. Zwar ist Will vielen Deutschen bekannt, die Einschaltquoten der «Tagesthemen» um 22.15 Uhr erreichen an ihrem erfolgreichsten Abend, dem Donnerstag, nur 10,9 Prozent der Zuschauer. Währenddessen erzielt die ARD 13,6 Prozent bei den Zuschauern ab drei Jahren sowie 7,9 Prozent in der Zielgruppe, dort erreicht die von Will moderierte Nachrichtensendung 6,9 Prozent Marktanteil am Mittwochabend, der alle anderen Ausstrahlungstage übertrifft. Ein Zuschauermagnet ist Anne Will damit nicht. Da stellt sich die Frage, wofür man eine Sendung produziert, wenn sie schlussendlich nur zur Reduzierung des Senderschnittes beiträgt?
Eine bessere Wahl wäre wohl Günther Jauch gewesen, denn der RTL-Moderator hat mit «Stern TV» langjährige Erfahrung in der Moderation eines Livemagazins. Bei einem Gesellschaftsmagazin mit vielen Talkelementen sind die richtigen Fragen ebenso wichtig wie bei einer politischen Talkshow am Sonntagabend. Ob das Anne Will so gut wie Jauch meistern kann, wird ab Herbst 2007 beantwortet. Bislang musste die gebürtige Kölnerin „nur“ die Meldungen vom Blatt ablesen, eine konkrete politische Stellung zu einem Thema vertrat Will bislang noch nicht.
Ob es Will schafft, die bröckelnden Einschaltquoten von «Sabine Christiansen» zu retten, hängt ganz alleine von ihr ab. Zeigt die bisherige «Tagesthemen»-Moderatorin Biss, so könnte das Format zum Erfolg werden, allerdings sprechen die Quoten sowie ihre bisherigen Erfahrungen eindeutig dagegen.
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